Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
Vom Netzwerk:
vor mir verborgen, da ich an Menschheit appellierte, weg dann von mir Sympathie und menschliche Schonung! – Ich habe keinen Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr, und Blut und Tod soll mich vergessen lehren, dass mir jemals etwas teuer war! Kommt, kommt! – Oh ich will mir eine fürchterliche Zerstreuung machen – es bleibt dabei, ich bin euer Hauptmann! Und Glück zu dem Meister unter euch, der am wildesten sengt, am grässlichsten mordet, denn ich sage euch, er soll königlich belohnet werden – tretet her um mich ein jeder und schwöret mir Treu und Gehorsam zu bis in den Tod! – schwört mir das bei dieser männlichen Rechte!
    ALLE
    (geben ihm die Hand) Wir schwören dir Treu und Gehorsam bis in den Tod!
    MOOR
    Nun, und bei dieser männlichen Rechte! schwör ich euch hier, treu und standhaft euer Hauptmann zu bleiben bis in den Tod! Den soll dieser Arm gleich zur Leiche machen, der jemals zagt oder zweifelt oder zurücktritt! Ein Gleiches widerfahre mir von jedem unter euch, wenn ich meinen Schwur verletze! Seid ihr’s zufrieden? (Spiegelberg läuft wütend auf und nieder.)
    ALLE
    (mit aufgeworfenen Hüten) Wir sind’s zufrieden.
    MOOR
    Nun dann, so lasst uns gehn! Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden ereilet endlich sein Tag, es sei auf dem weichen Kissen von Flaum, oder im rauen Gewühl des Gefechts, oder auf offenem Galgen und Rad! Eins davon ist unser Schicksal!
    (Sie gehen ab.)
    SPIEGELBERG
    (ihnen nachsehend, nach einer Pause)
    Dein Register hat ein Loch. Du hast das Gift weggelassen. (Ab.)

Dritte Szene
    Im Moorischen Schloss, Amaliens Zimmer.
    Franz. Amalia.
    FRANZ
    Du siehst weg, Amalia? Verdien ich weniger als der, den der Vater verflucht hat?
    AMALIA
    Weg! – Ha des liebevollen, barmherzigen Vaters, der seinen Sohn Wölfen und Ungeheuern preisgibt! daheim labt er sich mit süßem, köstlichem Wein und pflegt seiner morschen Glieder in Kissen von Eider, während sein großer, herrlicher Sohn darbt – schämt euch, ihr Unmenschen! schämt euch, ihr Drachenseelen, ihr Schande der Menschheit! – seinen einzigen Sohn!
    FRANZ
    Ich dächte, er hätt ihrer zween.
    AMALIA
    Ja, er verdient solche Söhne zu haben, wie du bist. Auf seinem Todbett wird er umsonst die welken Hände ausstrecken nach seinem Karl und schaudernd zurückfahren, wenn er die eiskalte Hand seines Franzens fasst – oh es ist süß, es ist köstlich süß, von deinem Vater verflucht zu werden! Sprich, Franz, liebe brüderliche Seele! was muss man tun, wenn man von ihm verflucht sein will?
    FRANZ
    Du schwärmst, meine Liebe, du bist zu bedauren.
    AMALIA
    O ich bitte dich – bedauerst du deinen Bruder? – Nein, Unmensch, du hassest ihn! Du hassest mich doch auch?
    FRANZ
    Ich liebe dich wie mich selbst, Amalia!
    AMALIA
    Wenn du mich liebst, kannst du mir wohl eine Bitte abschlagen?
    FRANZ
    Keine, keine! wenn sie nicht mehr ist als mein Leben.
    AMALIA
    O, wenn das ist! Eine Bitte, die du so leicht, so gern erfüllen wirst, (stolz)  – Hasse mich! Ich müsste feuerrot werden vor Scham, wenn ich an Karln denke und mir eben einfiel’, dass du mich nicht hassest. Du versprichst mir’s doch? – Itzt geh, und lass mich, ich bin so gern allein!
    FRANZ
    Allerliebste Träumerin! wie sehr bewundere ich dein sanftes liebevolles Herz. (Ihr auf die Brust klopfend.) Hier, hier herrschte Karl wie ein Gott in seinem Tempel, Karl stand vor dir im Wachen, Karl regierte in deinen Träumen, die ganze Schöpfung schien dir nur in den Einzigen zu zerfließen, den Einzigen widerzustrahlen, den Einzigen dir entgegenzutönen.
    AMALIA
    (bewegt) Ja wahrhaftig, ich gesteh es. Euch Barbaren zum Trutz will ich’s vor aller Welt gestehen – ich lieb ihn!
    FRANZ
    Unmenschlich, grausam! Diese Liebe so zu belohnen! Die zu vergessen –
    AMALIA
    (auffahrend) Was, mich vergessen?
    FRANZ
    Hattest du ihm nicht einen Ring an den Finger gesteckt? einen Diamantring zum Unterpfand deiner Treue! – Freilich nun, wie kann auch ein Jüngling den Reizen einer Metze Widerstand tun? Wer wird’s ihm auch verdenken, da ihm sonst nichts mehr übrig war wegzugeben, – und bezahlte sie ihn nicht mit Wucher dafür mit ihren Liebkosungen, ihren Umarmungen?
    AMALIA
    (aufgebracht) Meinen Ring einer Metze?
    FRANZ
    Pfui, pfui! das ist schändlich. Wohl aber, wenn’s nur das wäre! – Ein Ring, so kostbar er auch ist, ist im Grunde bei jedem Juden wiederzuhaben – vielleicht mag ihm die Arbeit daran nicht

Weitere Kostenlose Bücher