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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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letzten Moment vereitelt wurde. Das populäre Gedicht, das den damaligen Volkszorn über diesen Anschlag ausdrückte, sollte die Jahrhunderte überdauern:
    ***
    Remember, remember
    The Fifth of November
    Gunpowder, treason and plot.
    * **
    I see no reason
    Why gunpowder treason
    Should ever be forgot.
    ***
    Für die englischen Puritaner und das englische Parlament war es danach unmöglich geworden, Katholiken zu vertrauen.
    Wie wirkte sich das auf die Walshs aus? Sie befanden sich in einer schwierigen Lage, vielleicht sogar in Gefahr. So beurteilte jedenfalls Martin Walsh die Situation. Welche Eigenschaften sollte also ein zukünftiger Schwiegersohn aufweisen? Er musste natürlich Katholik sein, denn Martin Walsh wünschte sich keine protestantischen Enkelkinder. Er suchte einen Schwiegersohn, der ihm selbst glich: loyal, aber intelligent und umgänglich. Einen Mann, der sich von seinem Verstand und nicht von seinen Gefühlen leiten ließ, und der zu Kompromissen bereit war. Traf das auf den jungen Smith zu? Er hatte keine Ahnung.
    Ihm wurde bewusst, dass sein älterer Sohn ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Martin lächelte.
    »Sei unbesorgt, Lawrence. Ich werde genaue Nachforschungen anstellen, darauf kannst du dich verlassen.«
    Aber Lawrence erwiderte sein Lächeln nicht. Martin schien es sogar, als drücke der Blick, den sein Sohn ihm zuwarf, kaltes Misstrauen aus. Dann machte Lawrence den Mund auf.
    Und Martin zuckte zusammen und sah ihn voller Trauer an. Es war für einen Vater nur schwer zu ertragen, wenn der eigene Sohn ihn verachtete.
     
    Lawrence wünschte sich beinahe, er hätte den Mund gehalten. Es widerstrebte ihm, seinen gütigen Vater zu verletzen. Aber leider klaffte ein tiefer Abgrund zwischen ihnen – und er wusste nicht, wie er eine Brücke darüber schlagen sollte. Und der Grund für diese Kluft zwischen ihnen lag in seiner Ausbildung.
    Martin hatte in Fingal, im Herzen des Old English Pale, ein schönes Stück Land am Rand der uralten Ebene der Vogelscharen erworben. Sein Freund, der Lord of Howth, hatte sich zwar Elisabeths Kirche von Irland angeschlossen, aber der größte Teil der altenglischen Gentry – wie zum Beispiel seine Nachbarn, die Talbots von Malahide – bestand aus loyalen Katholiken, die ihre Kinder von katholischen Hauslehrern unterrichten ließen. Es war nicht zu leugnen, dass dieses System große Kompromissbereitschaft verlangte. Das Geld, mit dem Martin sein eigenes Haus errichtet hatte, stammte zum Beispiel von Ländereien, die Richards Ehefrau, eine Doyle, billig erworben hatte, als die Klöster aufgelöst worden waren. Martins Cousin Doyle war vor zehn Jahren – aus rein materiellen Gründen – zur protestantischen Kirche von Irland übergetreten. Lawrence hatte dafür nur Verachtung übrig, aber sein Vater nahm diese Entscheidung auch als guter Katholik mit philosophischem Gleichmut hin und unterhielt weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu seinen protestantischen Verwandten. Nur als es um Lawrences Ausbildung ging, weigerte sich Martin, Kompromisse einzugehen.
    »Die Engländer sind nicht mehr nur Protestanten, sondern werden allmählich zu Puritanern«, sagte er. »Auf keinen Fall lasse ich dich dort ausbilden.« Aber welche Alternativen blieben dann noch? Irland hatte nie eine eigene Universität besessen. Vor kurzem war in Dublin zwar ein neuer Hort der Gelehrsamkeit, das Trinity College, eingerichtet worden, um diese Lücke zu schließen. Aber bald stellte sich heraus, dass Trinity für die protestantischen Neuengländer bestimmt war und deshalb von den Katholiken gemieden wurde. Blieben also nur die Priesterseminare und Universitäten auf dem europäischen Kontinent. Und so entschloss sich Martin Walsh, genau wie viele andere katholische Gentlemen, seinen Sohn auf eine kontinentale Universität zu schicken. Ins spanische Salamanca. Und dort hatte Lawrence eine andere Welt kennen gelernt.
    Als die mächtige katholische Kirche mit der protestantischen Reformation konfrontiert worden war, hatten viele Kirchenväter mit einem Aufschrei der Empörung reagiert. Aber einige mutige und fromme Katholiken vertraten eine andere Einstellung.
    »Die Protestanten haben Recht mit ihrer Behauptung, dass Korruption und Aberglaube die Kirche unterwandert haben«, stimmten sie zu. »Aber das ist kein Grund, eine tausendjährige spirituelle Tradition zu zerstören. Wir müssen die Heilige Kirche reinigen und erneuern. Wenn das vollbracht ist, dann wird der Glaube in neuem,

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