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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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Galgenbalken haben, obwohl Euch aufgrund Eures Standes vier davon zustünden! Höret nur, wohin uns Eure Knausrigkeit führt! « fügte sie hinzu und deutete dabei auf die geöffneten Fenster, durch die das Geschrei des Pöbels zu ihnen heraufschallte.
    Wortlos erhob sich der Baron, rückte seinen Degen zurecht und ging auf die Tür zu, wobei er mit den Absätzen seiner Stiefel über den Holzfußboden klapperte. Als er am Zeremonienmeister vorbeikam, spuckte er wie aus Versehen einen mit Tabaksaft vermischten Speichelstrahl auf den Boden. Bevor er den Raum verließ, machte er seinem Sohn ein Zeichen.
    »Komm! Dann wollen wir diesen unverschämten Schreihälsen mal zeigen, wie man sich zivilisiert benimmt.«
    Als sie Seite an Seite hoch zu Roß und ohne Geleit erschienen, hörte der Radau schlagartig auf und ängstliches Schweigen machte sich unter den ungefähr hundert Unzufriedenen breit, die am Fuße des Turms zeterten und die sofortige Hinrichtung des Kochs forderten.
    Der junge Guillaume war das genaue Ebenbild seines Erzeugers; wie er hielt er sich sehr gerade, und wie der Vater zeigte er diesen Ausdruck kühler Entschlossenheit. Zufrieden sah er, wie es um sie herum leer wurde. In wenigen Augenblicken sah es rund um den Kerker aus wie immer.
    Er folgte seinem Vater, der nicht zur Burg zurückkehrte, sondern in die Rue du Paparel einbog, die zum westlichen Zolltor führte. jeder, an dem sie vorbeiritten, zog ehrerbietig den Hut, und die Soldaten am Zolltor hielten rücksichtslos den übrigen Verkehr an, um sie passieren zu lassen.
    Der Baron und sein Sohn überquerten die Pont-Vieux, die über den Dourdou führte, kamen an den Ruinen der ehemaligen Gerberei vorbei und ritten auf die Kreuzung der
    Quatre-Chemins zu, die wegen des Dolmens berühmt war, der sich dort befand - einem der gewaltigsten von Rouergue. Einige Pilger ruhten sich im Schatten der drei Klafter großen Steinplatte aus, die waagerecht zwei Meter über dem Boden (niemand wußte, durch welches Wunder sie dorthin gelangt war) auf drei sehr massiven, senkrecht stehenden Steinen lag.
    Der Baron schenkte ihren Verneigungen keinerlei Beachtung. Ohne von seinem Pferd zu steigen, zeigte er seinem Sohn die Burg, die sich eine halbe Meile entfernt, von seinem hübschen Marktflecken umgeben, eindrucksvoll vor ihnen auf einer Bergspitze erhob.
    »Eines Tages wird sie dir gehören. Doch du darfst nie vergessen, daß es eine Sache ist, der Herr über etwas zu sein, und eine andere, es auch zu bleiben. Wenn wir seit so langer Zeit die Herrschaft innehaben, dann sicher deshalb, weil wir immer der Ansicht gewesen sind, daß ein Gut in erster Linie demjenigen gehört, der mächtig genug ist, es zu halten. Verstehst du, Guillaume, ein Titel wird einem entzogen, ein Recht wird mit einem Federstrich widerrufen, ein Privileg oder eine Freistellung kann auf Grund einer bloßen Laune des Königs jemand anderem zugedacht werden.«
    Er spuckte einen langen schwärzlichen Strahl aus, bevor er fortfuhr:
    »Einzig und allein unsere Stärke hat uns vor einem solchen Schicksalsschlag bewahrt. Und nur weil wir so mächtig sind, überlegt man es sich zweimal, bevor man mit uns Händel sucht.«
    Guillaume pflichtete ihm ernst bei. Von klein auf war er von den Vorstellungen und Prinzipien seines Vaters überzeugt gewesen, er glaubte an die Rechtmäßigkeit seines Standes und daran, daß er nur ein Glied in der langen Kette der Boutefeux' sei. Wehe dem dünnen Glied, das diese Kette schwächte!
    »Diese Macht, mein junge, verdanken wir unserem Schwert und unserem Gold. Und du wirst alles daransetzen müssen, wenn du beides bewahren willst.«
    Als sie ohne jede Eile zur Burg zurückritten, erzählte er ihm zum wiederholten Mal, wie ihr Vorfahre Azémard Boutefeux zum Lehnsherr von Bellerocaille wurde ... und es geblieben war.
    Die Zeit, in der Ritter Azémard lebte, war die des aufkommenden Rittertums und seiner wilden, streitsüchtigen und habgierigen Vasallen, die auch noch stolz auf ihre Blutrünstigkeit waren. Es war die Zeit, als ein Herzogtum vier Grafschaften wert war, eine Grafschaft vier Baronate, ein Baronat vier Burggrafschaften und eine Burggrafschaft soviel wie mehrere Leben und Kirchspiele zusammen. Es war die Zeit, als die Rechtsprechung die Angeklagten auf Leben und Tod gegeneinander kämpfen ließ, unter dem Vorwand, daß es undenkbar sei, daß Gott den Schuldigen gewinnen lassen könne. Im übrigen glaubten so viele Menschen an Ihn, daß es unschicklich gewesen

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