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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Ima ist ein starkes Mädchen. Möchtest du was essen?«
    Sammy schüttelte den Kopf.
    »Nu, und du Yonkel?«
    »Nein, danke, Opa.«
    Stefan schlug energisch mit der Hand auf die Sofapolster und stand auf. »Dann gehen wir jetzt zum Geschenkladen.« Er griff in seine Taschen. »Wir kaufen einen Comic. Und was Hübsches für das Zimmer eurer Mutter. Kommt, Jungs. Hast du einen Zwanziger, Magda?«
    »Ist schon gut, Opa«, sagte Sammy. »Ich bleibe da.«
    »Nein, du kommst mit mir, Shmuli«, sagte Stefan. »Ich weiß nicht, welchen Comic du haben willst. Ich kenne nur den mit der Katze, die Lasagne frißt.«
    »Garfield«, half Cindy aus.
    »Ja, Garfield. Und wer ist der andere. Der Tiger?«
    »Calvin und Hobbes«, antwortete Jake.
    »Calvin und Hobbes«, wiederholte Stefan. »Du kommst auch mit, Yonkel.«
    Die Jungen standen langsam auf und gingen zu ihrem Großvater. Er fuhr den beiden dicht über dem Nacken durchs Haar, um ihnen die ledernen Scheitelkäppchen nicht vom Kopf zu stoßen. Jake schmiegte sich an seinen Großvater, doch Sammy bewahrte Distanz. Die Hände in den Taschen, die Augen auf den Fußboden gerichtet. Decker fühlte sein Versagen als Elternteil geradezu körperlich und haßte sich dafür, daß er die eigene Nervosität nicht überspielen konnte, um seinen Sohn zu trösten.
    »Danke, Stefan«, sagte Decker.
    Stefan tätschelte leicht Deckers Rücken. »Du bist wie meine Frau. Du machst dir Sorgen. Du glaubst, du könntest es verbergen, aber es ist nicht zu übersehen. Ich habe gerade mit Gott gesprochen. Er sagt mir, es wird alles gut. Also entspann dich, nu?«
    Decker wunderte sich, wie gut der alte Mann die Situation im Griff hatte. Hatte er das gelernt, um im KZ zu überleben, oder hatte er das KZ überlebt, weil er diese Fähigkeit besaß? Decker fragte sich gelegentlich, wie er sich in dieser Hölle verhalten hätte. Nach seiner gegenwärtigen Verfassung zu urteilen, hätte er wohl kaum eine Chance gehabt.
    »Geht mit dem Opa in den Geschenkeladen, Jungs. Ich sehe mal nach, was los ist.«
    »Laß mich nachfragen«, begann Marge.
    »Nein, ich mache das …«
    »Pete …«
    »Marge, ich mache das auf meine Weise.«
    »Ich komme mit.«
    »Das ist nicht not …«
    »Komm schon, Pete! Gehen wir.«
    »Marge, es ist vielleicht besser, wenn du bei Magda bleibst.«
    »Nein, gehen Sie nur mit Akiva.« Magda stand auf und strich ihre Hose glatt. »Wenn Stefan von Gott weiß, daß sie okay ist, dann ist sie okay. Cindy und ich schauen uns vielleicht das Baby an.«
    Cindys Miene hellte sich auf. Ihre spontane Freude tat Decker gut. Es erinnerte ihn daran, daß es eigentlich ein glückliches Ereignis hatte sein sollen. »Dürfen wir wirklich das Baby anschauen?«
    »Weiß nicht, Cindy.« Magda legte den Arm um Cindy. »Wir probieren’s einfach mal.«
     
    »Eintritt für Unbefugte verboten«, erklärte eine Frau mittleren Alters in Schwesterntracht an der Flügeltür. »Tut mir leid. Hier ist nur Personal zugelassen.«
    Marge zückte ihre Marke. »Polizei, Madam!«
    Die Frau trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Oh … in Ordnung. Ich dachte …«
    Decker ließ ihr nicht die Chance weiterzudenken. Er ging den langen Korridor entlang. Erst als er merkte, daß er jede Orientierung verloren hatte, blieb er stehen.
    »Ist das die Entbindungsstation, Pete?«
    »Keine Ahnung.« Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Großer Gott, was mache ich eigentlich? Ich bin total von der Rolle!«
    »Wann hast du das letzte Mal was gegessen?«
    »Margie, mein Magen fühlt sich an wie Essig.« Er kaute an den Enden seines Schnurrbarts. »Sie haben Rina in einen Kreißsaal gebracht.«
    »Wir können schlecht in einen Kreißsaal reinplatzen und Fragen stellen, Pete.«
    »Hatte ich auch nicht vor, Marge.«
    »Ich weiß. War nicht so gemeint.« Marge sprach ein junges Mädchen in Schwesternkleidung an und fragte nach dem Weg zur Entbindungsstation. Den Korridor entlang und rechts, lautete die Antwort.
    Decker ging wortlos weiter und zwang Marge damit, ihm im Laufschritt zu folgen. Decker wußte, daß sie klug genug war, ihre Kritik hinunterzuschlucken. In den sechs Jahren ihrer Zusammenarbeit hatte Marge vieles gelernt.
    Decker erinnerte sich an die Doppeltüren, die zu den Kreißsälen führten, und passierte sie. Aus dem Teppichboden war inzwischen ein Linoleumbelag mit geometrischem Muster geworden. Er fühlte sich kühl unter seinem Fußschutz aus Papier an. Noch immer in OP-Kleidung, hielten die Schwestern ihn

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