Die Reise der Jona
diese Mannschaft ist sehr stolz auf Sie. Genau wie ich. Sie haben diesem Schiff seinen Stolz zurückgegeben.«
»Nein, das habe ich nicht. Das war Hardesty. Er hat uns Disziplin gelehrt. Ich habe nur die Früchte seiner Arbeit genutzt. Weiß die Mannschaft das?«
Tor nickte. »Ich denke schon.« Sie legte ihre Hand auf die seine. »Ich möchte, daß Sie etwas wissen. Von mir persönlich. Sie haben richtig gehandelt. Eines Tages werden Sie ein sehr guter Kapitän sein. Und ich wäre stolz, auf jedem Schiff zu dienen, das Sie kommandieren.«
Korie wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Die Anerkennung tat so gut, daß es beinahe schmerzte.
»Nun…«, begann er achselzuckend und sichtbar verlegen, »vielleicht eines Tages. Danke für das Kompliment.« Dann blickte er sich schnell um und wechselte das Thema: »Hat die Besatzung bereits einen Namen ausgesucht?«
»Ja. Sie haben abgestimmt. Der gewählte Name wurde mit hundertzweiundfünfzig Stimmen gewählt.«
»Äh…«, Korie runzelte die Stirn, »Tor, korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege – aber hat dieses Schiff nicht nur einundachtzig Leute an Bord?«
»Also haben sie anscheinend die Wahlurne ein wenig ausgepolstert«, erwiderte Tor und zuckte die Schultern. »Aber es war sowieso einstimmig.«
»Wird es Hardesty gefallen?«
»Ich denke schon.« Sie wandte sich um. »Mister Hodel, senden Sie ein Signal. Melden Sie, die Sternenwolf kommt nach Hause.«
Der letzte Brief nach Hause
Und dann waren sie bei ihm im Zimmer – Carol, Timmy und Robby, lachend und scherzend: »Hi Daddy! Hi!« Er konnte das warme, pinkfarbene Sonnenlicht erkennen, das auf ihren Kleidern spielte. »Du fehlst uns so! Komm bitte nach Hause!«
»Umarmt euren Daddy«, drängte Carol die Jungen, und sie stürmten mit ausgestreckten Armen vor. Er sank auf ein Knie und wollte seine Kinder auffangen, aber das holographische Bild ging durch ihn hindurch. Verdammt! Er konnte sie nicht spüren!
Dann kam Carol auf ihn zu und hob ihr Kinn zu einem gehauchten Kuß. Er brachte es nicht fertig, den Kuß zu erwidern – er konnte kaum durch die Tränen hindurchsehen, die seine Augen überfluteten. »Hier ist ein kleines Versprechen von mir. Wenn du wieder da bist, werde ich dir einen richtigen Empfang bereiten…« Sie blickte ihm jetzt geradewegs in die Augen. »Jon, wir sind so stolz auf dich. Aber ich vermisse dich sehr, genau wie die Jungs. Wir wünschten, du könntest hier bei uns sein.«
»Carol«, sagte er. »Ich habe den Bastard erledigt. Ich habe ihn. Er ist erledigt.«
Er wußte, daß sie ihn nicht hören konnte, aber das machte nichts.
Es half noch immer, zu ihr zu sprechen.
Und nun, da er seine Rache hatte…
Er stand, allein in seiner Kabine, voller schmerzhafter Erinnerungen, und er erkannte, daß Rache nicht genug war.
Sie war nur eine hohle brennende Hülse.
Sie war kein Ersatz.
Sie würde niemals Ersatz sein können.
Aber es war noch immer besser als gar nichts.
Die Lüge
Der Kapitän der Burke hatte nicht alle Einzelheiten über seine Mission gewußt.
Insbesondere hatte er nichts von den Bomben an Bord seines Schiffes gewußt: sechs Stück, jede von ihnen mit einer eigenen Intelligenz und eigenen Sensoren; jede vollkommen unabhängig von allen anderen, unabhängig vom Analysenetzwerk des Raumschiffes; jede abgeschirmt und nicht aufzuspüren.
Auch das Schiffsgehirn der Burke hatte nichts davon gewußt.
Und es gab keine Möglichkeit, daß irgend jemand an Bord der Burke es hätte erfahren können. Niemand, der einen Einfluß auf das Ergebnis haben konnte, war in Kenntnis gesetzt worden.
Deshalb gab es auch keine Möglichkeit, daß ein Eindringling etwas über die Bomben hätte herausfinden können – es sei denn, er hätte das Schiff Chip für Chip zerlegt und jede Komponente der Burke einzeln untersucht.
Es war eine Falle gewesen.
Eine Falle innerhalb einer Falle innerhalb einer Falle.
Wenn die Friedensmission ernst gemeint gewesen wäre, dann hätten die Bomben niemals gezündet.
Wenn die LS-1187 Erfolg gehabt und die Burke nach Hause eskortiert hätte, wären die Bomben niemals hochgegangen.
Wenn das morthanische Kriegsschiff nicht aufgetaucht wäre, um die Burke zu entführen, wären die Bomben nie aktiv geworden.
Aber so? Als die Burke von der Drachenfürst verschlungen wurde, erwachten die Bomben. Sie analysierten die Lage. Sie verglichen ihre Ergebnisse. Sie trafen eine Entscheidung. All das dauerte weniger als eine
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