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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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sich ein schimmernder Käfig aus Licht, und die Luft summte und knisterte in der Wand aus Helligkeit. Der Morthanische Botschafter stand auf dem einzigen festen Teil der Zelle, dem kreisförmigen Boden, und funkelte düster die Menschen an, die ihn gefangengenommen hatten.
    Rings um das Kraftfeld waren Techniker damit beschäftigt, robotergesteuerte Kameras und Waffen zu installieren. Der Botschafter würde keinen einzigen Augenblick unbeobachtet oder unbewacht bleiben.
    Doktor Molly Williger stand im Korb eines tragbaren Lifts und untersuchte den Morthaner durch die Energiebarriere hindurch. Korie, Brik und Hardesty standen daneben und sahen zu.
    »Und sie dachten wirklich, das hier wäre ein Botschafter?« sagte Hardesty trocken.
    »Sie vertrauten den Morthanern. Brik hatte recht. Es war eine Falle.«
    »Ich verbessere nur ungern«, widersprach Brik. »Aber es ist noch immer eine Falle.«
    Korie warf ihm einen eigenartigen Blick zu, aber Brik schien keine Neigung zu verspüren, seine Worte genauer zu erläutern. Achselzuckend folgte er Hardesty ein paar Schritte dichter zur Zelle. Hardesty beobachtete den Morthaner ohne ein Zeichen von Furcht. Korie hatte noch immer den Eindruck, als amüsiere sich das Wesen.
    »Die Artikel der Gefangenenkonvention geben Ihnen Anspruch auf einen gewissen Schutz Ihrer Person und Ihrer physischen und psychischen Gesundheit«, begann Hardesty. »Als Gegenleistung für diesen Schutz müssen Sie Ihr Einverständnis erklären, die Vorschriften der Konvention einzuhalten. Sind Sie damit einverstanden? Wenn Ihnen die Verordnungen der Gefangenenkonvention unbekannt sind, wird Ihnen eine Kopie ausgehändigt.«
    Der Morthaner kicherte leise. Das Geräusch war unangenehm und rief bei Korie eine Gänsehaut hervor. »Ich benötige eure Konvention nicht. Euer Schutz und eure Garantien sind in meinen Augen wertlos.« Er warf einen Seitenblick auf Brik und sagte abschätzig: »Du bist nicht mehr als Yicka Mayza-lisht!« [ii]
    Brik schnaubte. »Das nennst du fluchen? Selbst meine Großmutter konnte es besser. Und sie war menschlich! «
    Der Botschafter kniff die Augen zusammen. »Und du prahlst auch noch damit?«
    Hardesty ignorierte den Wortwechsel. »Sie verstehen, daß Sie in diesem Fall auf all ihre Rechte und Ansprüche verzichten? Sie haben nicht länger das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit.«
    Der Assassine würdigte Hardesty kaum eines Blickes. »Tu dein Schlimmstes.«
    Williger hatte ihre Untersuchung beendet und ließ den Liftkorb nach unten sinken. Sie schnaubte verächtlich und blickte mit echtem Ekel zu Kapitän Hardesty. »Tausend Jahre genetischer Manipulation, und das ist alles, was dabei herauskommt? Ein drei Meter großer Rotzbube?«
    Hardesty wandte sich schweigend ab. Korie blieb stehen und musterte unverwandt den Botschafter. Briks Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Es ist noch immer eine Falle.
    Der Morthaner fauchte in seiner Zelle. Es klang wie ein Panther, dessen Klauen über Glas kratzen. »Ich kann kaum glauben, daß meine Vorfahren sich aus deinen entwickelt haben sollen.«
    Williger würdigte ihn keines Blickes. »Was meinen Sie, wie ich mich dabei fühle? Meine Familie besitzt immer noch so etwas wie Stolz.«
    »Deine Familie? Die sitzt noch irgendwo auf einem Baum und pickt sich gegenseitig Läuse aus dem Fell.«
    »Zu schade, daß man Sie weder auf gutes Aussehen noch auf Manieren hin gezüchtet hat… Und jetzt halten Sie gefälligst die Klappe und lassen mich meine Arbeit beenden – oder ich hole das Proktoskop…«
    Unvermittelt verstummte der Morthaner.
    Korie grinste die Ärztin an. »So also bringt man einen Morthaner zur Kooperation. Das muß ich mir unbedingt merken.«
    Die Antwort kam von oben. »Morthaner kooperieren nicht mit Menschen. Morthaner regieren Menschen.«
    Williger blickte von ihrem Notizbuch auf und sagte zu Korie: »Es hat ein großes Maul.«
    Der Morthaner beugte sich zu ihr hinunter. »Damit ich dich besser fressen kann.«
    Der Assassine grinste und entblößte seine Zähne. Korie bemerkte, daß Willigers Diagnose hundertprozentig korrekt war. Das Monster hatte wirklich ein sehr großes Maul.
    Doch Williger blieb unbeeindruckt. »Ich mag es, wenn es schimpft«, sagte sie lächelnd. Sie schaltete ihren Mediscanner aus und ging hinüber zu Kapitän Hardesty. Korie folgte ihr.
    Hardesty blickte sie fragend an.
    Sie schüttelte den Kopf: »Großes Maul. Mundgeruch. Den Rest erfahren Sie in meinem Bericht.« Sie verschwand in

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