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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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aufgrund einer schlechten Laune, eines Verdrusses oder auch nur aus Trotz weigerte, als Aufzug zu dienen, worauf die Leiter zum Einsatz käme, wenngleich es schwer vorstellbar ist, dass ein verärgerter Elefant sich als Stütze benutzen und widerstandslos den Mahut oder wen auch immer auf seinen Rücken steigen ließe. Der Wert der Leiter war also ein rein symbolischer, wie der eines Amuletts auf der Brust oder eines Medaillons mit einer Heiligenfigur um den Hals. Außerdem nützte ihm die Leiter diesmal sowieso nichts, da sie sich in dem weit zurückgefallenen Wagen befand. Subhro rief einen seiner Helfer herbei, der dem Kommandanten des Reitertrupps Bescheid geben sollte, dass sie auf den Ochsenkarren warten müssten. Die Rast würde den Pferden guttun, obwohl sie sich ehrlich gesagt gar nicht groß hatten anstrengen müssen, kein einziger Galopp, kein einziger Trab, alles im Schritt, seit Lissabon. Nicht zu vergleichen also mit der Expedition des Oberstallmeisters nach Valladolid, die denjenigen, die daran teilgenommen hatten, Veteranen dieses heldenhaften Ritts, noch in lebhafter Erinnerung war. Die Reiter stiegen von ihren Pferden, die Männer, die zu Fuß unterwegs waren, setzten oder legten sich auf den Boden, viele nutzten die Zeit, um zu schlafen. Eingestaubt auf dem Elefanten thronend, zog der Mahut Bilanz über die bisherige Reise und war keineswegszufrieden. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen mussten sie ungefähr drei Stunden marschiert sein, wenngleich dies eher eine Beschönigung war, hatten sie doch einen nicht unerheblichen Teil dieser Zeit für Salomons Bad im Tejo aufgewendet, danach hatte er sich lustvoll im Schlamm gesuhlt, was seiner Elefantenlogik zufolge ein neuerliches, noch ausgedehnteres Bad erforderlich machte. Es war offensichtlich, dass Salomon aufgeregt und nervös war und ein Umgang mit ihm viel Geduld erfordern würde, vor allem, wenn man ihn nicht ernst nähme. Wegen Salomons Launen haben wir bestimmt eine gute Stunde verloren, dachte der Mahut, und, von einer Reflexion über die Zeit zu einer Meditation über den Raum kommend, Wie viel Weg haben wir wohl zurückgelegt, eine Legua, zwei. Ein grausamer Zweifel, eine weitreichende Frage. Lebten wir in der Zeit der alten Griechen und Römer, würden wir mit der Ruhe, die das im praktischen Leben erlernte Wissen verleiht, sagen, die großen Maßeinheiten für Strecken seien das Stadion, die Meile und die Legua. Das Stadion und die Meile mit ihrer Untereinteilung in Fuß und Doppelschritt wollen wir hier nicht weiter beachten und uns stattdessen auf die Legua konzentrieren, diesen Begriff hat Subhro verwendet, eine Längeneinheit, die sich ebenfalls in Doppelschritt und Fuß unterteilt, welche jedoch den enormen Vorteil hat, dass sie uns auf vertrautes Terrain bringt. Die Leguas kennt doch jeder, werden mit leicht ironischem Lächeln jene portugiesischen Zeitgenossen sagen, die uns hier zugefallen sind. Die beste Antwort, die wir ihnen geben können, ist die folgende, Ja, in der Zeit, in der diese Leute lebten, kannten sie sie wohl, aber nur in der Zeit, in der sie lebten. Das alte Wort Legua oder Leuga, das, wie man meinen könnte, für alle Menschen undZeiten gleich sein müsste, hat einen langen Weg zurückgelegt, nämlich von den einstigen siebentausendfünfhundert Doppelschritten, die es bei den Römern und im späten Mittelalter beinhaltete, bis hin zu den Kilometern und Metern, in die wir es heute umrechnen, nämlich genau fünf beziehungsweise fünftausend. Bei jeder anderen Maßeinheit ließe sich Ähnliches aufzeigen. Und um unsere Behauptung nicht unbewiesen stehen zu lassen, wollen wir uns die portugiesische Almude ansehen, ein Hohlmaß, das sich in zwölf Canadas oder achtundvierzig Quartilhos unterteilte, denen in Lissabon rund sechzehneinhalb Liter entsprachen, in Porto jedoch fünfundzwanzig. Und wie kamen sie damit zurecht, wird der neugierige, wissbegierige Leser fragen, Und wie kommen wir damit zurecht, fragt, einer Antwort ausweichend, derjenige zurück, der das Thema mit den Gewichten und Maßen angeschnitten hat. Was uns nun, da mit dieser mittäglichen Klarheit dargelegt, ermöglichen wird, eine äußerst gewichtige und in gewisser Weise revolutionäre Entscheidung zu treffen, nämlich die, dass der Mahut und seine Begleiter, um miteinander klarzukommen, weiterhin die damals üblichen Längenmaße verwenden, während wir, um überhaupt zu verstehen, was dort vor sich geht, mit unseren modernen Längenmaßen

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