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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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die Illusionen dieses früh erwachsen gewordenen Kindes zu zerstören. Wie sollte er ihm erklären, dass sich die Welt – unwiederbringlich – verändert hatte? Dass Hoffnung in dieser neuen Wirklichkeit nicht nur töricht, sondern auch gefährlich war? Dass die Menschheit keinen Anspruch mehr hatte auf die unberührt gebliebenen Ecken dieser Welt? Schließlich hatte der Mensch bereits alles verdorben, was er in die Finger bekommen hatte …

    »Weißt du, Gleb, die vergiftete Welt ist nur halb so schlimm. Viel schlimmer sind die vergifteten Seelen. Wir sollten deshalb nicht mit der Suche nach unberührten Gegenden beginnen. Nach reinen Menschen müssen wir suchen. Solchen wie du.«

EPILOG
    Eine seltsame Prozession zog sich durch den Tunnel. Ausgemergelte, ärmlich gekleidete Männer und Frauen trugen Bündel mit einfachen Habseligkeiten mit sich. Die Menschen marschierten in absolutem Schweigen, und nur das leise Scharren der vielen Füße durchbrach die drückende Stille. Die Prozession führte ein Mann in einer fußlangen Robe an. In der einen Hand trug er eine Fackel, die er hoch über seinem Kopf erhoben hatte. In der anderen hielt er sein schweres Gebetbuch in einem abgenutzten Umschlag.
    Vor ihnen flackerte ein Licht auf. Der Tunnel gabelte sich hier, einer der Wege bog abrupt zur Seite ab. Direkt an der Gabelung saß ein Mann in einem abgetragenen Schutzanzug neben einem Feuer. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt und hielt seine Arme ans Feuer. An der Wand lehnte ein Sturmgewehr. Als er die Schritte hörte, stand der Mann langsam auf und wandte sich zu den Reisenden um:
    »Wohin des Wegs, wenn’s kein Geheimnis ist?«
    Die Prozession blieb stehen. Der Mann in der Robe hob den Kopf. »Den demütigen Dienern des ›Exodus‹ ist nur
ein Weg bereitet. Zur Arche.« Der Sektierer machte Anstalten weiterzugehen.
    »Dienerchen, warte! Zur Arche geht’s durch den anderen Tunnel.« Der Ton des Mannes hatte sich geändert, in seiner Stimme lag jetzt etwas Bedrohliches.
    Der Sektierer drehte sich um und blickte direkt in eine Gewehrmündung. Seine Anhänger hatten sich etwas abseits zusammengedrängt und warteten ab, wie das Gespräch enden würde.
    »Ich führe diese Notleidenden ins Gelobte Land und …«
    »Nach Kronstadt, wie?«, unterbrach ihn der Mann. »Du kommst ein wenig zu spät. Wir haben deine ›Brüder‹ schon erledigt. Sie haben sich als Menschenfresser entpuppt. Und diese Schäfchen möchtest du wohl deinen Artgenossen zur Fütterung bringen?«
    Der Sektierer wurde bleich und blickte hastig um sich. Die Leute in der Kolonne wurden unruhig, begannen zu flüstern. Plötzlich warf der Messias seine Fackel auf die Erde und rannte auf die Abzweigung zu, doch ein Zwei-Meter-Hüne mit einem Sturmgewehr trat ihm schweigend in den Weg und drängte ihn zurück zu seiner Gemeinde. Der Mann in der Robe ließ das Gebetbuch fallen. Rasch drängte sich ein Halbwüchsiger durch die Menge und näherte sich dem Sektierer. Der Junge trat dicht an den Kannibalen heran und richtete die Mündung einer abgesägten Schrotflinte auf ihn.
    »Bete, du Missgeburt. Zu deinem ›Exodus‹ oder sonst wem. Du beendest hier deine Tage.«
    »Warte …« Die Hand eines ergrauten Mannes mit bleichem, verrunzeltem Gesicht legte sich auf die Schulter des
Jungen. »Ich muss noch etwas herausfinden. Ich weiß nicht, welche Feindschaft zwischen euch besteht, aber auf unserem Weg hierher ist das Kind dieser Frau verschwunden …«
    Der Mann zeigte auf eine gebeugte Gestalt in der Menge. Die Gemeindegänger stützten die Frau am Arm.
    »Es war noch ganz klein. Vielleicht vier Jahre alt. Wir dachten, dass es wilde Tiere während einer Rast weggeschleppt haben. Aber jetzt …«
    »Sag es ihnen.« Der Junge mit der Flinte heftete seinen Blick auf den Sektierer.
    Unter den vielen starren Blicken schrumpfte der Kannibale zusammen und begann am ganzen Körper zu zittern. Dann wurde ihm die Ausweglosigkeit seiner Lage bewusst, und er brach mit einem Mal in ein hysterisches Lachen aus.
    »Was glotzt du so, Alter? Ich hab es gefressen, hast du kapiert?! Gefressen!!«
    Sein irres Lachen und seine Schreie gingen in dem wütenden Gebrüll der Menge unter. Die Gemeindegänger stießen den Jungen zur Seite und stürzten sich auf den Sektierer, umringten ihn, drängten sich zusammen …
    Nach einer Weile war alles vorbei. Die Menschenwelle flutete zurück und ließ einen zerfetzten Körper auf der Erde zurück.
     
     
    »Du hast das Jüngelchen

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