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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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einen der Verfolger.
    »Lassen Sie die Frau in Ruhe!«, sagte er.
    Anstatt für die Hilfe dankbar zu sein, fuhr ihn die Frau an: »Gib her, du Tölpel«, und entriss ihm die Pistole. Sie fuhr herum und richtete die Waffe auf den Roboter, der sie gerade mit einer seiner Klauen am linken Fußgelenk zu fassen kriegte. Ein giftgrüner Strahl schoss aus dem Lauf und traf den Roboter mitten in den Kopf, geradewegs zwischen die Linsen. Die Wirkung war frappant. Dort, wo der Strahl auf das Metall traf, bildete sich ein Loch. Der Strahl verschwand im Innern der Maschine.
    »Kommst du bald?«, rief Isabelle vom Korridor her. »Vergiss den Bowler nicht, er steht dir gut.«
    Der getroffene Roboter drehte sich wie eine Schraube. In seinem Innern klimperte es und dann wurde der Rauch aus seinen Ohren giftig grün. Der Greifarm mit dem Stofffetzen in der Klaue fiel ab und krümmte sich zu einem Kreis. Der andere Arm wurde schlaff.
    Der zweite Roboter ergriff die Flucht und rollte in Richtung der Häuser gegenüber. Aber er hatte sichtlich Mühe mit dem ansteigenden Terrain, seine zwei Räder drehten abwechslungsweise durch. Die Frau richtete die Waffe auf den Flüchtigen und Martin sah, wie sie den Abzug betätigte. Doch diesmal geschah nichts.
    »Verdammter Mist, was hast mit der Knarre gemacht?«, fuhr ihn die junge Frau an.
    »Nichts, rein gar nichts«, wehrte sich Martin automatisch. »Aber einige Teile liegen noch auf dem Tisch, drüben im Bastelzimmer.«
    »Dann hol sie, aber rasch!« Sie richtete den Lauf der Waffe auf Martins Brust.
    In diesem Augenblick klopfte es an die Tür, die zum Korridor führte.
    »Martin, was ist los? Mit wem sprichst du?«
    »Mit mir selbst, Isabelle. Du weißt ja, dass ich immer Selbstgespräche führe, gleich, was ich auch tue.«
    »Ich warte auf dich vor dem Eingang. Mach ein bisschen vorwärts.«
    Die junge Frau vor dem Fenster war wesentlich ungeduldiger. Sie kletterte behände über die Fensterbrüstung ins Zimmer, drückte sich an Martin vorbei und bellte: »Ist das die Tür zu deinem sogenannten Bastelzimmer?«
    Martin nickte stumm. Frauen waren für ihn immer ein Rätsel gewesen und diese hier war keine Ausnahme. Er hatte diese seltsamen Wesen mit ihren unergründlichen und wechselhaften Launen nie begriffen. Auch seine Stiefmutter nicht. Sein Verhältnis zu ihr war nie einfach gewesen. Sie war nur drei Jahre älter als er, und seit sein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, lebten sie allein und zurückgezogen. Isabelle war ihm in gewisser Weise ähnlich, zumindest das hatte er verstanden. Sie war eine einsame Wölfin und sie trauerte auch nach fünf Jahren immer noch um ihren Mann, den sie bereits mit Fünfzehn als väterlichen Freund kennengelernt hatte, um dann seine Geliebte und später seine Frau zu werden.
    In diesem Augenblick kam die Frau aus dem Bastelzimmer zurück und riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Komm, wir müssen los«, sagte sie und verstaute die Pistole und die fehlenden Teile in einer ledernen Umhängetasche.
    »Ich kann leider nicht mitkommen«, entschuldigte sich Martin höflich, »ich muss zum Arzt.«
    Sie schob sich die Schweißerbrille auf die Stirn und musterte ihn. Ihre Augen waren von demselben Grün wie der Strahl aus der Ætherpistole, stellte Martin verblüfft fest. Und sie war noch jünger, als er vermutet hatte.
    »Du wirst nie bis zum Arzt kommen. Die Mechanischen werden dich vorher eliminieren.«
    »Warum? Wieso?«, fragte er erschrocken.
    »Weil du nicht von hier bist, das ist doch offensichtlich.« Sie tippte an ihre Schweißerbrille.
    »Das sieht man durch diese Gläser?«
    »Natürlich nicht, du Tölpel, das solltest du wissen.«
    »Ich heiße nicht Tölpel, mein Name ist Martin. Und es gibt noch sehr viel, das ich wissen muss.«
    »Oh, endlich erwacht? Komm schon, wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich heiße übrigens Eliane.«
    »Was ist mit Isabelle, meiner Stiefmutter? Sie wartet auf mich.«
    »Lass sie warten. Ihr geschieht nichts. Die Roboter haben sie nicht gesehen und auch nicht registriert. Später kannst du ihr dann alles erklären.«
    Eliane lachte kurz und wieherte dabei wie ein Pferd.
    Dann schaute sie ihn prüfend an und öffnete seinen Kleiderschrank. Scheinbar aufs Geratewohl nahm sie ein paar Kleidungsstücke und warf sie ihm zu.
    »Da, zieh dich anständig an. Sonst sieht man schon von weitem, dass du nicht von hier bist. Und beeil dich, dalli, dalli!«
    »Das ist verrückt«, murmelte er, »sag mir, dass ich

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