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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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ein mit nackten Glühbirnen beleuchteter Stollen zu einer großen Halle. Hier war die Beleuchtung noch schlechter und einige Lampen an der hohen Decke flackerten. Trotzdem konnte er das Monstrum, das vor ihnen stand, in seiner ganzen Größe wahrnehmen.
    Sie hatten, als seine leibliche Mutter noch lebte, einmal das technische Museum in der Stadt besucht. Ein Ausflug, von dem er noch jedes Detail in Erinnerung hatte und der ihn bis heute inspirierte. Die Dampflokomotive, die er dort bewundert hatte, war vergleichsweise winzig gewesen zu der, die nun vor ihnen stand. Sie musste so groß sein wie ein zweistöckiges Haus und hatte nicht bloß einen Kessel, sondern deren zwei, die nebeneinander lagen, dazu natürlich auch zwei Kamine. Entsprechend breit stand sie auf den Schienen. Der Steuerstand war über eine lange Leiter zu erreichen und Eliane war bereits hinaufgeklettert, während er noch immer unten stand und staunte. Die Lokomotive war übrigens allein. Es waren keine Waggons angehängt, nicht einmal ein Tender. Außerdem stand sie seiner Ansicht nach falsch. In Fahrtrichtung endeten die Gleise an einer Wand. Sie würde also rückwärts aus der Halle fahren müssen. Dort, am anderen Ende in der Dunkelheit, war auch ein Tunnel zu erahnen.
    Martin beäugte kritisch die Leiter, die hinauf führte. Er war nicht schwindelfrei und hatte noch nie eine Leiter benutzt, die höher war als er selbst.
    »Komm rauf und hilf mir, die alte 411er unter Dampf zu setzen«, rief Eliane von oben.
    »Sie will doch tatsächlich mit diesem Monstrum fahren«, sagte er zu sich selbst. »Das ist verrückt.« Doch was war schon nicht verrückt an diesem sonderbaren Tag.
    »Ich bin nicht schwindelfrei«, rief er, »ich schaffe diese Leiter nicht.«
    Doch da hangelte sie sich schon wieder herunter. Sie war behände wie ein Kletteraffe und kam federnd neben ihm zum Stehen.
    »Du gehst voran, ich komme nach!«, befahl sie. Er stieg zögernd auf die erste Sprosse.
    Eliane nahm die Ætherpistole aus ihrer Ledertasche und richtete sie auf Martin.
    »Steig schon, sonst schieße ich dir die Eier weg.«
    Er wusste nicht, was ihn mehr schockte, ihr rüder Ton oder die Waffe. Was für ein ungehobelter Mensch. Und dazu noch eine junge Frau. Martin war von ihrem Wesen mehr irritiert als von all den Veränderungen in seiner Umwelt. Frauen waren in seiner Vorstellungswelt zarte liebevolle Wesen. Für ihn waren sie die Vorstufe zu Engeln und Eliane passte überhaupt nicht in dieses Raster. Martin hatte ein idealisiertes Frauenbild verinnerlicht, dessen Fundament von seiner verstorbenen Mutter gelegt worden war und das er in seiner Fantasie immer weiter entwickelt und ausgeschmückt hatte.
    »Sie funktioniert ja gar nicht«, sagte er mit Blick auf die Pistole.
    »Ich habe sie repariert. Möchtest du es darauf ankommen lassen?«
    Martin begann zu klettern. Er bemühte sich, weder nach unten, noch nach oben zu schauen, und drückte sich eng an die Leiter, als könne sie ihn so vor einem möglichen Absturz bewahren. Plötzlich griffen seine Hände ins Leere. Vor seinen Augen tauchte der geriffelte Eisensteg auf, der um die Lokomotive herum führte. Zitternd kroch er auf allen Vieren auf die Plattform.
    »Mein Gott, was bist du doch für ein Angsthase«, sagte Eliane hinter ihm. »Komm schon, im Steuerstand kannst du nirgendwo hinfallen, höchstens in einen Brennraum.« Sie wieherte wieder wie ein Pferd und Martin lief es bei diesem eigenartigen Lachen kalt den Rücken hinunter. Dann packte sie ihn am Arm und zog ihn zu dem offenen Durchgang, der ins Innere der Lokomotive führte.
    Das war eine regelrechte Entführung, schoss es ihm durch den Kopf. Er war in die Hand einer Verrückten geraten, die ihn dazu zwingen wollte, mit ihr eine Lokomotive zu stehlen.
    »Du willst damit fahren? Du kannst doch nicht einfach irgendwo in einem Bahnhof eine Lokomotive klauen und dich damit aus dem Staub machen.« Aber im Grunde wusste er, dass sie das sehr wohl konnte. Sie war das unmöglichste Frauenzimmer, dem er je begegnet war. Vielleicht war sie gar keine Frau, sagte er sich, sondern ein verkleideter Junge. Einer von jener Sorte, die sich den ganzen Tag auf der Straße rumtrieben, allerlei Unsinn anstellten und die Passanten belästigten.
    »Wir klauen sie nicht, wir leihen sie uns bloß aus. Außerdem steht sie hier schon seit Jahrzehnten und wird nicht mehr benützt, genauso wie der Bahnhof.«
    »Nicht mehr benützt? Da existiert ein wunderbares unterirdisches

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