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Die Reisen Des Paulus

Die Reisen Des Paulus

Titel: Die Reisen Des Paulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernle Bradford
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praktisch an. Er ließ sich von einem starken Wind und einer nachfolgenden Strö-
    mung auf die Felsen dieser unbekannten Küste zutreiben.
    Hätte er die Buganker ausgeworfen, so hätte sich das Schiff gedreht und das Heck wäre zerschmettert worden.
    Die Matrosen wollten sich retten und ließen bereits die Schaluppe zu Wasser, die sie vor der Insel Klauda an Bord gehievt hatten. Paulus, praktisch wie immer, erkannte, was da vor sich ging, und wies Julius darauf hin, daß sie und das Schiff dem Untergang geweiht seien, wenn die Matrosen nicht dablieben. Die Passagiere waren allesamt seekrank und verängstigt, verstanden nichts von der Seefahrt – sie konnten nur dann auf Rettung hoffen, wenn die »Profis« an Bord blieben. Julius gab seinen Soldaten die nötigen Anweisungen. Sie kappten das Tau an der Schaluppe und ließen 345
    sie aufs Land zutreiben. Die Paulsbucht kann ein Ort des Schreckens sein, wenn starke Nordostwinde wehen. Zwar ist sie im Sommer ein guter Ankergrund, aber nach Nordosten hin weit offen. (Erst vor einigen Jahren zerschellten hier Dutzende von Jachten, darunter welche von stattlicher Größe – und zwar genau unter den Umständen, die uns Lukas schildert.) Paulus bewies wieder einmal seinen gesunden Menschenverstand. Vielleicht müßten sie alle an den Strand schwimmen, und daher drängte er alle dazu, sich noch ein wenig zu stärken und etwas Brot zu essen. Laut Apostelgeschichte sagte er: »Es ist heute der vierzehnte Tag, daß ihr wartet und ohne Speise geblieben seid« – aber das dürfte kaum stimmen. Denn dann hätten sie nicht überlebt. Die Wendung ist metaphorisch gemeint. Das Brot muß altbak-ken und naß gewesen sein, denn das Feuer in der Kombüse wird schon lang nicht mehr gebrannt haben – aber immerhin war auch das etwas Nahrhaftes und Kräftigendes für die Zerreißprobe, die ihnen bevorstand.
    Nachdem alle etwas gegessen hatten, machten sie sich an die Arbeit und halfen den Matrosen, den Rest der Weizen-ladung ins Meer zu schütten. Der Kapitän – vielleicht war er sogar der Schiffseigner – wird recht traurig zugeschaut haben. Er hatte die ganze Ladung verloren. Und damit war auch die Hoffnung dahin, vom Wintermarkt in Italien mit seinen hohen Preisen zu profitieren. Nun würde er wohl auch noch sein Schiff verlieren. Als der Tag anbrach, sahen sie vor sich eine Bucht mit flachem Ufer (das hört sich tatsächlich so an, als sei das Schiff an dem von der Tradition bezeichneten Punkt gestrandet). Sie hieben die Trossen der Heckanker durch und hißten das kleine Vorsegel. Der Eura-346
    kylon blies immer noch, und sie hatten keine andere Wahl, als das Schiff auf Grund laufen zu lassen. Vom Ufer aus beobachteten sie ein paar Malteser. Fischer wohl, die schon vorher Kauffahrteischiffe an ihrer Küste hatten stranden sehen. Malta ist etwa acht Monate im Jahr ideal zum Segeln, aber im Spätherbst oder im Winter, wenn der Nordostwind weht, werden seine harten Kalksteinklippen äußerst ge-fährlich. Die Apostelgeschichte sagt, das Schiff sei auf eine Sandbank aufgelaufen und mit dem Bug steckengeblieben.
    Vielleicht handelte es sich auch um eine der felsigen Untiefen, die es an der Ostküste von Malta häufig gibt. Jedenfalls saß der Bug fest, während die Brandung das Hinterschiff allmählich zerschmetterte. Wenn die Heckanker gehalten hätten, so hätten sie vielleicht besser daran getan zu bleiben, wo sie waren und abzuwarten. Doch die Menschen auf dem Schiff hatten vierzehn Tage lang schlimmes Wetter ertragen müssen (der Eurakylon hält normalerweise nicht viel länger als vier Tage an), und als sie Land sahen, konnten Kapitän und Mannschaft keinen klaren Kopf mehr bewahren. Relativ wenige Schiffe gehen auf See verloren, die meisten zer-schellen am Land – das beweisen uns die alten Wracks an allen Küsten des Mittelmeers.
    Das Schiff zerbrach, und die Soldaten von der Eskor-
    te fanden, es sei besser, die Gefangenen zu töten, als ihnen auch nur die geringste Chance zur Flucht zu geben. Recht verständlich, denn wenn man einen Gefangenen entkommen ließ, hatte man sein eigenes Leben verwirkt. Aber Julius, der Hauptmann, trat dazwischen. Offenbar faszinierte ihn Paulus mittlerweile – vielleicht sogar die Lehre, die er predigte? Um eines einzigen Gefangenen willen konnte 347
    er keine Ausnahme machen, und so befahl er, es solle niemand ein Haar gekrümmt werden. Wer schwimmen konn-
    te, erhielt den Befehl, über Bord zu springen und sich zum Strand durchzuschlagen. Die

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