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Die Reisen Des Paulus

Die Reisen Des Paulus

Titel: Die Reisen Des Paulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernle Bradford
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geradewegs durch die Suburbia; die Mansarde: genau wie heute glätteten sich die Tauben das Gefieder, trommelte der Regen aufs Dach; die engen, überfüllten Straßen verstopft von den Karren der Bauleute, und das Pflaster dröhnte unter den schweren Soldatenstiefeln der Wache; die Kellner von den Schänken trotteten dahin, eine Pyramide aus heißen Tellern auf dem Kopf; Blumentöpfe fielen von hohen Fenstersimsen; und dann die Nacht – die Geschäfte zu und verriegelt, mitten in der Stille plötzlich Krakeel auf der Straße, die Dunkelheit durchzittert von Fackelschein, wenn ein großer Mann vorbeigeht; das scharlachne Gewand um sich geschlagen, kommt er von einem Gastmahl, hinter ihm ein langer Zug von Klienten und Sklaven.«
    Es gibt keinen Beweis dafür, daß Petrus und Paulus sich zur selben Zeit in Rom aufhielten oder daß Petrus schon vor Paulus in Rom war. All das beruht auf der Tradition, die, wie wir gesehen haben, sehr oft richtig ist. Die Legende sagt, Paulus sei freigesprochen worden und habe noch in Spanien missioniert, aber es scheint kaum möglich, daß Paulus und Petrus die Christenverfolgung Neros nach dem großen Brand von Rom (64 n. Chr.) überlebt haben. Man behauptete, Nero habe das Feuer selbst gelegt. Tacitus hält 360
    das für ungewiß. Es ist auch höchst unwahrscheinlich. Sogar Besitzungen des Kaisers, darunter der Palast, den er als Verbindung zwischen dem Palatin und den berühmten Gärten des Maecenas hatte bauen lassen, wurden vom Feuer zerstört. Nero war zwar unbeständig und unberechenbar, aber trotzdem kaum der Mann, der einen Brand legte, welcher zwei Drittel seiner Hauptstadt vernichtete.
    Die Römer waren aufgebracht und ließen sich auch nicht durch die klugen Maßnahmen beruhigen, die Nero beim
    Wiederaufbau der Welthauptstadt traf. Die neuen Häuser durften nur zu einem geringen Prozentsatz aus Holz bestehen. Der Großteil mußte Stein sein, feuerfester Stein aus Gabinum oder Albano. Kein Zweifel, der Brand von Rom brach rein zufällig aus – genau wie später der große Brand von London. In Rom gab es vor allem hölzerne Mietshäuser, und so dürfte sich das Feuer schon bei schwachem Wind sehr rasch ausgebreitet haben. Es wurde völlig unzureichend bekämpft. Nero sorgte auch hier für bedeutende Verbesse-rungen. In Zukunft mußte jeder Haushalt über Löschge-räte verfügen. Im übrigen hatten Privatleute gesetzeswidrig Wasser für ihre eigenen Zwecke aufgefangen, das dann beim Brand an den entscheidenden Punkten fehlte.
    Für verschiedene Götter wurden Betfeste abgehalten.
    Man befragte die berühmten sibyllinischen Bücher, die als Quell der Weisheit galten, um zu erfahren, wie man die Götter wieder günstig stimmen könne. »Doch«, so schreibt Tacitus, »nicht durch menschliche Hilfe, nicht durch des Fürsten Spendungen oder durch Sühnungen der Götter ließ sich der Schimpf bannen, daß man glaubte, es sei die Feu-ersbrunst geboten worden.« Nero suchte einen Sündenbock 361
    und fand ihn schnell in der unbeliebtesten Sekte von ganz Rom, den Christen. Die Juden mit ihrem speziellen Gott, mit ihren merkwürdigen Eßgewohnheiten und ihrem seltsamen gesellschaftlichen Verhalten waren schon schlimm genug – und selbst die Juden haßten die Christen! Ein weiterer Grund, sie loszuwerden, war, daß sie die Göttlichkeit des Kaisers bestritten. In diesem Punkt machten sie keine Zugeständnisse, nicht einmal rein formelle, wozu sich sogar die Juden bereitfanden. Hören wir Tacitus:
    »Derjenige, von welchem dieser Name ausgegangen,
    Christus, war unter des Tiberius Regierung vom Procurator Pontius Pilatus hingerichtet worden.« Man warf den Christen Kindesmord, Blutschande und (aufgrund eines Miß-
    verständnisses des Abendmahls) Kannibalismus vor. »Der für den Augenblick unterdrückte verderbliche Aberglaube brach wieder aus, nicht nur in Judäa, dem Vaterlande dieses Unwesens, sondern auch in der Hauptstadt, wo von allen Seiten alle nur denkbaren Greuel und Abscheulichkeiten zusammenströmen und Anhang finden.« Tacitus, der größte römische Historiker, war der Gesinnung nach Ari-stokrat. Er haßte diese Sklavenreligion. Aber er verabscheute auch den römischen Mob.
    Beim Tod der Christen »ward auch noch Spott mit ih-
    nen getrieben«. In Häute wilder Tiere gehüllt, wurden sie von Hunden zerfleischt. Sie wurden gekreuzigt. Sie wurden durch Feuer zu Tode gebracht. Sie brannten nachts als lebende Fackeln zur Illumination der Gärten Neros, die er eigens zur

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