Die Revolution der Ameisen
die in der Pyramide beschlagnahmten Dokumente beweisen eindeutig, daß sie einen großen Kreuzzug gegen uns unternommen haben. Möge die Natur wissen, daß alle Arten, die dem Menschen Schaden zufügen wollen, ihr Leben riskieren!«
Prinz Nr. 24 richtet seine Fühler auf. Die Prinzessin spürt es, aber ihre Lust ist so groß, daß sie keine Rücksicht auf ihren Partner nehmen kann. Sie ist jetzt keine Prinzessin mehr – sie ist Königin!
Dem Prinzen geht es immer schlechter. Sein Herz bleibt stehen. Er schlägt noch einmal mit den Flügeln und …
Der Vorsitzende erteilte der Verteidigung das Wort, und Julie rief all ihre Neuronen zu Hilfe.
»Was hier abläuft, ist kein Prozeß wie jeder andere. Uns bietet sich hier die einmalige Gelegenheit, eine nichtmenschliche Denkweise kennenzulernen. Wenn es uns nicht gelingt, einen Pakt mit den Ameisen zu schließen, die auf demselben Planeten wie wir leben – wie wollen wir dann eines Tages mit Außerirdischen Kontakt aufnehmen?«
Die Lust war viel zu intensiv. Prinz Nr. 24 hat seinen Samen kaum in das Weibchen ergossen, als er auch schon stirbt und dabei explodiert. Bruchstücke seines Chitinpanzers fallen auf die Ameisen am Boden.
Julie hatte den Eindruck, als würde Edmond Wells mit ihrer Stimme sprechen.
»Die Ameisen könnten sich als Trampolin für unsere eigene Evolution erweisen. Anstatt sie zu vernichten, sollten wir uns endlich mit ihnen verbünden. Wir beherrschen die Welt in der Höhe, sie ihre Umwelt in der Höhe von einem Zentimeter.
Arthur hat bewiesen, daß sie mit ihren Mandibeln winzige Gegenstände besser als jeder noch so geschickte Uhrmacher herstellen können. Warum sollten wir auf so wertvolle Mitarbeiter verzichten?«
Prinzessin Nr. 103 bemerkt endlich, was passiert ist, und landet in Panik.
»Es wäre ungerecht, uns zu verurteilen, nur weil wir zur Evolution der Menschheit beitragen wollten«, fuhr Julie fort.
»Und noch viel ungerechter wäre es, die Ameisen zu töten.«
Im Fallen hat die Königin ihre Flügel verloren.
Der Tod des Prinzen und der Verlust ihrer Flügel sind der Preis, den jede Ameisenkönigin bezahlen muß.
»Indem Sie uns freisprechen und diese unschuldigen Insekten freilassen, können Sie zeigen, daß der Weg, den wir eingeschlagen haben, durchaus Aufmerksamkeit verdient. Ob es uns nun gefällt oder nicht – die Ameisen sind …«
Julie verstummte mit offenem Mund, ohne ihren Satz zu beenden.
235. ENZYKLOPÄDIE
Die Macht der Ziffern: 123456789 10
Nur durch ihre Form erzählen uns die Ziffern die Evolution des Lebens. Alles, was gebogen ist, symbolisiert die Liebe.
Alles, was gerade ist, symbolisiert Zuneigung. Alles, was gekreuzt ist, symbolisiert Schicksalsprüfungen. Schauen wir uns die Ziffern einzeln an.
0: Das ist die Leere. Das geschlossene Ei.
1: Das ist das mineralische Stadium. Nur ein Strich. Das ist Unbeweglichkeit. Das ist der Anfang. Sein, einfach sein, hier und jetzt, ohne zu denken. Das ist die erste Bewußtseinsebene.
Etwas ist da, aber ohne zu denken.
2: Das ist das pflanzliche Stadium. Der untere Teil besteht aus einem Strich, folglich ist die Pflanze an die Erde gebunden.
Sie kann sich nicht von der Stelle bewegen, sie ist eine Sklavin der Erde. Der obere Teil ist jedoch gebogen. Die Pflanze liebt den Himmel und das Licht, und für sie macht sich die Blüte in der oberen Hälfte der Pflanze schön.
3: Das ist das tierische Stadium. Es gibt keine Striche mehr.
Das Tier hat sich von der Erde gelöst. Es kann sich bewegen.
Die Drei besteht aus zwei Krümmungen, liebt also oben und unten. Das Tier ist Sklave seiner Gefühle. Es liebt, es liebt nicht. Der Egoismus ist seine Haupteigenschaft. Das Tier ist sowohl Räuber als auch Beute. Es hat ständig Angst. Wenn es nicht seinen Bedürfnissen gehorcht, stirbt es.
4: Das ist das menschliche Stadium. Das ist die Ebene über dem Mineral, der Pflanze und dem Tier. Die Vier ist die erste gekreuzte Ziffer. Der Mensch steht an einem Kreuzweg. Wenn es ihm gelingt, sich zu verändern, erreicht er die obere Welt. Er besitzt einen freien Willen und kann deshalb aus der Sklaverei seiner Gefühle ausbrechen. Entweder er kommt seiner Bestimmung nach, oder er tut es nicht. Weil er die freie Wahl hat, braucht er seine Mission – die Eroberung der Freiheit und die Beherrschung seiner Emotionen – nicht zu erfüllen. Es steht ihm frei, ob er Tier bleiben oder sich weiterentwickeln will.
Vor dieser Entscheidung
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