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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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steht die heutige Menschheit.
    5: Das ist das spirituelle Stadium, das Gegenteil der Zwei.
    Der Strich befindet sich bei der Fünf oben, er ist mit dem Himmel verbunden. Die Fünf besteht im unteren Teil aus einer Krümmung: sie liebt die Erde und ihre Bewohner. Es ist ihr gelungen, sich vom Boden zu lösen, nicht aber vom Himmel.
    Sie hat den Kreuzweg der Vier überwunden, schwebt aber in der Luft.
    6: Das ist eine Krümmung ohne Ecken und ohne gerade Striche. Das ist die totale Liebe. Sie ist fast spiralförmig und strebt dem Unendlichen zu. Sie hat sich vom Himmel und von der Erde befreit, von jeglicher Bindung. Die Sechs befindet sich in ständiger Vibration, aber sie muß noch eines vollbringen: den Übergang in die schöpferische Welt. Die Sechs ist außerdem die Form des Fötus.
    7: Das ist die Ziffer des Übergangs, eine umgekehrte Vier.
    Wir stehen wieder an einem Kreuzweg. Der Zyklus der materiellen Welt ist abgeschlossen, wir müssen zum nächsten Zyklus übergehen.
    8: Das ist die Unendlichkeit. Wenn man sie schreibt, hört man nie damit auf.
    9: Die Neun ist die Umkehrung der Sechs. Der Fötus tritt den Weg in die Realität an. Die Geburt der Welt.
    10: Das ist die Null des ursprünglichen Eis, aber auf höherer Ebene. In dieser neuen Dimension steht die Null am Anfang eines weiteren Zyklus von Ziffern.
    Jedesmal, wenn man eine Ziffer schreibt, gibt man diese Weisheit weiter.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III  

236. UNTERSCHIEDLICHES WAHRNEHMUNGSVERMÖGEN
     
    Julie war verstummt, weil sie auf der Leinwand plötzlich Kommissar Linart in Großaufnahme gesehen hatte.
    Dicht vor dem Objektiv seiner Videokamera war Maximilien mit fiebrigem Blick und verklärtem Lächeln damit beschäftigt, Ameisen zu köpfen. Er benutzte dazu eine Nagelschere, und jedesmal war ein leises Klicken zu hören.
    »Was ist los? Was soll diese Farce?« rief der Richter.
    Der Gerichtsschreiber flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Maximilien hatte sich in seinem Haus eingeschlossen und übermittelte diese makabre Szene mit Hilfe einer Videokamera und seines Computers.
    Nachdem er mindestens hundert Ameisen enthauptet hatte, legte der Kommissar eine Pause ein und fegte die Leichen mit der Hand in einen Papierkorb.
    Er griff nach einem Manuskript, blickte in die Kamera und verlas folgenden Text:
    »Meine Damen und Herren, dies ist eine sehr ernste Stunde.
    Unsere Welt, unsere Zivilisation, unsere Gattung sind vom Verschwinden bedroht. Ein schrecklicher Feind steht auf unserer Schwelle. Wer bringt uns dermaßen in Gefahr? Die andere große Zivilisation auf unserem Planeten – die Ameisen!
    Ich habe beobachtet, welchen Einfluß sie auf Menschen ausüben können, und ich habe mit Hilfe eines Computer-simulators gesehen, was passieren würde, wenn die Ameisen Zugang zu unserem technologischen Wissen hätten.
    Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Übermacht und ihrer Kommunikationsweise würden sie nur hundert Jahre benötigen, um uns zu versklaven.
    Ich weiß, meine Damen und Herren, daß das vielen von Ihnen absurd vorkommen wird. Aber wir dürfen dieses Risiko nicht eingehen. Wir müssen die Ameisen vernichten, speziell jene
    ›zivilisierten‹ Ameisen, die den Wald von Fontainebleau zu ihrem Herrschaftsgebiet gemacht haben. Einige von Ihnen finden diese Ameisen sehr sympathisch, und viele glauben, daß sie uns helfen und sogar belehren könnten, aber sie irren sich gewaltig.
    Die Ameisen sind die schlimmste Geißel der ganzen Menschheitsgeschichte. Eine einzige Ameisenstadt bringt jeden Tag – proportional gesehen – mehr Tiere um als ein ganzer Menschenstaat.
    Alle besiegten Arten behandeln sie wie den letzten Dreck.
    Beispielsweise schneiden sie den Blattläusen die Flügel ab, um sie leichter melken zu können. Und nach den Blattläusen wären zweifellos eines Tages auch wir an der Reihe.
    Nachdem ich mir der Gefahr bewußt geworden bin, die intelligente Ameisen für die Menschheit darstellen, habe ich, Maximilien Linart, als Repräsentant der Menschen beschlossen, jenen Teil des Waldes von Fontainebleau zu vernichten, wo es wegen der Unbesonnenheit einer kleinen Menschengruppe von Ameisen wimmelt, die mit unserer Technologie vertraut sind. Und wenn es sich nicht vermeiden läßt, werde ich den ganzen Wald in Flammen aufgehen lassen.
    Ich habe gründlich überlegt und an die Zukunft gedacht.
    Wenn wir diese 26000 Hektar Wald nicht sofort beseitigen, werden wir eines Tages alle Wälder der ganzen

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