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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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ging nach Hause.
    Die Tür fiel hinter ihm sehr laut ins Schloß. Während er seinen Hut auf die Garderobe warf und sein Jackett auszog, kam die Familie zur Begrüßung angelaufen.
    Seine Frau Scynthia und seine Tochter Marguerite wurden ihm immer mehr zuwider. Begriffen sie denn gar nicht, was vor sich ging? War ihnen nicht klar, welch enormen Einsatz dieser Prozeß erforderte?
    Marguerite kehrte rasch in den Salon zurück und stellte den Fernseher auf Kanal 622 ein, wo soeben die ›Denkfalle‹
    begann. Das Rätsel lautete immer noch: »Ich erscheine zu Beginn der Nacht und am Ende des Morgens. Man kann mich zweimal im Jahr sehen, und man erkennt mich sehr gut, wenn man den Mond betrachtet. Wer bin ich?«
    Die Lösung fiel Maximilien von einer Sekunde auf die andere ein. Es konnte sich nur um den Buchstaben ›N‹
    handeln.*
    Er lächelte zufrieden. Sein scharfes Denkvermögen war ihm also nicht abhanden gekommen. Es gab kein Rätsel, das er auf Dauer nicht lösen konnte. Ihm war soeben ein Zeichen gegeben worden.
    Zwei kühle Hände legten sich über seine Augen. »Rate mal, wer das ist?«
    Er riß die Hände grob weg. Seine Frau sah ihn überrascht an.
    »Was ist los, Liebling, was hast du? Bist du überarbeitet?«
    »Nein. Mein Kopf ist völlig klar. Aber mit euch vergeude ich nur meine Zeit. Ich habe enorm wichtige Dinge zu erledigen, die für die ganze Menschheit von größter Bedeutung sind.«
    Scynthia sah ihn besorgt an. »Aber, Liebling …«
    Maximilien sprang auf und brüllte nur ein einziges Wort:
    »Hinaus!«
    Mit blutunterlaufenen Augen deutete er auf die Tür.
    »Nun gut, wenn du dich so aufführst …«, murmelte Scynthia
     
    * Dieses Rätsel bezieht sich auf die französische Sprache, wo Jahr
    ›l’année‹ heißt, somit also zwei ›N‹ enthält. ängstlich.
    Maximilien schlug die Tür seines Arbeitszimmers zu und schloß sich mit MacYavel ein. Er wollte mit Hilfe von Evolution herausfinden, wie sich eine Ameisenzivilisation entwickeln würde, wenn sie über die Technologie der Menschen verfügte.
    Die Haustür wurde geöffnet und geschlossen, und er wischte sich mit einem karierten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Uff, endlich war er von diesen beiden Nervensägen befreit! Computer hatten wirklich Glück, daß es in ihrer Welt keine Weiber gab.
    MacYavel trieb das Spiel voran. Innerhalb von zwanzig Minuten zogen tausend Jahre einer Ameisenzivilisation, die über das reiche Wissen der Menschen verfügte, an ihm vorüber, und die Resultate waren noch viel erschreckender, als er es sich vorgestellt hatte.
    Maximilien wußte, daß er nicht länger ein passiver Beobachter bleiben durfte. Er mußte zur Tat schreiten, ganz egal, um welchen Preis.
    Unverzüglich machte er sich an die Arbeit.

234. PARADOXE SONNE
    Bevor die Verhandlung fortgesetzt wird, beschließen Prinzessin Nr. 103 und Prinz Nr. 24, sich im Terrarium zu paaren. Die grellen Fernsehscheinwerfer üben auf ihre Sexualhormone eine ähnliche Wirkung aus wie die Frühlingssonne. Beide sind sehr erregt, und alle anderen Ameisen ermutigen sie, den Versuch zu wagen.
    Die Prinzessin fliegt hoch und beginnt, zwischen den Glaswänden ihres Gefängnisses Kreise zu ziehen. Der Prinz nimmt ihre Verfolgung auf.
    Natürlich ist das nicht so romantisch wie im Wald unter duftenden Bäumen, aber die beiden Insekten sind überzeugt, daß für sie bald alles vorbei sein wird. Wenn sie sich nicht hier und jetzt vereinigen, könnte es zu spät sein.
    Nr. 103 fliegt so schnell, daß der Prinz sie nicht einholen kann. Er muß sie bitten, ihr Tempo zu verlangsamen.
    Endlich ist er über ihr, klammert sich an ihrem Hinterleib fest und bemüht sich nach Kräften, den Akt zu vollziehen. Die Prinzessin achtet in ihrer Erregung nicht darauf, wohin sie fliegt, und prallt gegen eine Glaswand. Dadurch wird der Prinz weggeschleudert und muß wieder ganz von vorne anfangen.
    Die Prinzessin hat sich zwar immer über das seltsame Paarungsverhalten der Finger lustig gemacht, aber in diesem Augenblick wäre es ihr lieber, wenn sie sich mit ihrem Partner einfach auf dem Boden wälzen könnte. Das dürfte viel weniger Schwierigkeiten bereiten als eine Vereinigung im Fliegen.
    Prinz Nr. 24 ist schon ziemlich müde, als es ihm beim dritten Versuch endlich gelingt, ans Ziel seiner Wünsche zu gelangen.
    Das löst bei beiden Insekten ungeahnt intensive Empfindungen aus, und unwillkürlich fügen sie nun auch ihre Fühler zusammen, um nicht nur körperlich, sondern auch

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