Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
wissen, was es weiter mit dem Turm auf sich hatte. Er sprengte über das freie Land, fort von dem düsteren Gemäuer, auf die Berge Aylands zu.
    Schon wähnte er sich fast in Sicherheit, als das Tokapi mit einem Ruck zum Stehen kam. Luxon wurde aus dem Sattel geschleudert und kam hart vor den Hufen des Tieres auf. Mit einem Fluch rollte er sich ab und war schon wieder auf den Beinen, als ein dumpfes Geräusch ihn erstarren ließ.
    Luxon blieb stehen, den Schwertgriff fest umklammert. Der Laut wiederholte sich. Der Boden erzitterte wie unter den Schlägen einer Titanenfaust.
    Ein mächtiger Schatten fiel auf ihn und das Tokapi – hier, wo keine Sonne Schatten werfen konnte.
    Luxons Herz schlug heftig in seiner Brust. Eisige Schauer liefen ihm das Rückgrat herab. Das Tier stieß einen grauenvollen Laut aus und blickte auf etwas in Luxons Rücken.
    Ganz langsam, mühsam um seine Fassung ringend, drehte der Mann aus Sarphand sich um.

3.
    Was er sah, lähmte ihn wie das Tokapi. Für Augenblicke glaubte er, das Herz müßte ihm stehenbleiben. Von Riesen hatte Alamog gesprochen. Luxon hatte sich darunter stämmige und größer als normal geratene Männer vorgestellt, denn er kannte den Aberglauben der Völker, die nahe der Düsterzone lebten.
    Doch die Gestalt, die nun nur wenige Schritte vor ihm stand, war nicht nur riesig, sondern gleichermaßen grauenhaft verstümmelt. Luxon wich unwillkürlich zwei, drei Schritte zurück, als wieder Leben in seine Glieder kam, und legte den Kopf weit in den Nacken, um ins Gesicht der wahrhaft furchterregenden Kreatur blicken zu können.
    Das war nicht das Gesicht eines Menschen! Das war eine unförmige, fleischige Masse mit zwei Augen darin, die nicht neben-, sondern schräg untereinander lagen. Von einer Nase sah Luxon überhaupt nichts, und der Mund des Riesen war ein Nebeneinander von klotzigen, schiefen, braunen Zähnen.
    Diese Grimasse starrte ihn an, gierig und grinsend. Das Haar des Riesen war wie Stroh, kurzgeschoren und nach allen Seiten abstehend. Sein Körper steckte in Lumpen, einem zerrissenen Wams und einer knielangen Hose, die aus verschiedenen Stoffen zusammengeflickt war. Ein speckiger Gürtel, gut einen Fuß breit, hielt sie über einem mächtigen Wanst zusammen. Und von den nackten Füßen bis zum Scheitel mochte das Geschöpf gut und gerne doppelte Mannsgröße haben. Luxons Kopf war gerade in der Höhe des Gürtels.
    All das nahm er blitzschnell in sich auf. Luxon wich weiter zurück und drehte sich einmal um die eigene Achse. Doch von den beiden anderen Riesen war weit und breit nichts zu sehen.
    Der Riese machte einen Schritt auf ihn zu. Schon bückte er sich und streckte gierig eine Hand nach ihm aus. Luxon hob drohend das Schwert. Wenn also kein Weg mehr daran vorbeiführte, so sollte er es mit diesem einen ungeschlachten Burschen wohl aufnehmen können.
    »Zurück!« schrie er. »Laß mich ziehen, oder du kannst deine Finger vom Boden aufsammeln!«
    Der Riese zog die Hand zurück, starrte ihn überrascht an und lachte dann dröhnend und so laut, daß Luxons Hände unwillkürlich zu seinen Ohren fuhren.
    »Du wagst es, Ahok zu drohen, Zwerg?« Der weit aufgerissene Mund des Ungetüms ließ Luxon an ein Scheunentor denken. »Du willst kämpfen, Mensch? Weißt du nicht, daß du das Gebiet betreten hast, das niemand verläßt, ohne ein Pfand zu hinterlassen?«
    Luxon erschauerte. Wenn er sich jetzt auf ein Wortgeplänkel einließ, verlor er nur kostbare Zeit. Und das Gebrüll des einen rief gewiß die beiden anderen Riesen herbei.
    »Wenn du ein Pfand haben willst, dann fang mich!« schrie er. Im gleichen Augenblick hieb er mit der Klinge nach den Händen des Riesen und rannte an ihm vorbei, um ihn vom Tokapi fortzulocken.
    Ahoks Pranken schlugen über ihm zusammen. Luxon duckte sich und schlug wieder nach ihnen. Er lief weiter. Hier gab es keine Deckung für ihn. Er war ganz allein auf seine Schnelligkeit angewiesen.
    Ahok setzte ihm nach. Mit gewaltigen Schritten, unter denen der Boden erbebte, holte er ihn ein. Luxon schlug einen Haken nach dem anderen, bis er den Riesen dort hatte, wo er ihn haben wollte.
    »Komm doch!« schrie er. »Komm und hole mich!«
    Ahok brüllte ohrenbetäubend und stürzte sich auf ihn, die Arme weit vorgestreckt. Luxon wartete, bis er heran war, wich ihm geschickt aus und schmetterte die flache Klinge mit aller Kraft gegen Ahoks Schienbein. Der Riese stieß ein Gebrüll aus wie ein verwundeter Ochse. Luxon wartete nicht darauf,

Weitere Kostenlose Bücher