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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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hatte überall blaue Flecken. Von dem Sturz taten ihr sämtliche Knochen weh, und der Boden, auf dem sie lag, war hart und steinig. Sie hätte sich gern erhoben, vermochte es aber nicht.
    Dann drangen unvermutet längst vergessene Bilder auf sie ein. Es waren Erinnerungen, aber nicht etwa aus dem Zauberland, sondern aus einer unendlich fernen Vergangenheit. Sie war noch ein Kind, vielleicht so groß wie Ah, der sie vorhin nachgejagt war, und befand sich in einer weiten ebenen Landschaft. Berge ragten in der Ferne auf, riesige Steinblöcke lagen herum, und hinter einem Felsen hervor kam plötzlich eine Riesin auf sie zugerannt, die noch viel größer war als sie selbst. Sie gebärdete sich höchst unfreundlich, drohte ihr und schimpfte so laut, wie es Arachna lange nicht mehr erlebt hatte: »Nichtsnutziges Ding, Schmutzfink, Rumtreiberin, findest du dich endlich wieder zu Hause ein! Wo hast du so lange gesteckt, und was hast du in der Zwischenzeit angestellt? Dir werd ich zeigen, daß du zu gehorchen hast!« Sie fiel mit Püffen und Nasenstübern über Arachna her, von denen die schwächsten einem Kamel hätten die Höcker brechen können.
    Arachna, völlig verblüfft, träumte weiter, daß sie aufsprang und sich ihrer Haut zu wehren begann, sich gegen die Schläge der anderen verteidigte.
    »Was willst du von mir, weshalb verprügelst du mich«, rief sie, »ich habe dir nichts getan, ich kenne dich ja gar nicht!«
    Doch das stimmte nicht, sie hatte selbst das Gefühl, diese Frau schon gesehen zu haben, und die Riesin brach auch gleich in ein Hohngelächter aus:
    »Ich hör wohl nicht recht, mein Täubchen«, schrie sie, »du willst mich, deine leibliche Mutter Karena, nicht kennen?! Das ist der größte Blödsinn und die dümmste Behauptung, die mir je untergekommen sind. Du bist das mißratenste kleine Biest, das auf Erden herumläuft, auch wenn du ständig deine Unschuld beteuerst. Du bist genauso hinterlistig wie dein Vater Arachn, den ich glücklicherweise verlassen habe, bevor du zur Welt kamst!«
    Arachna war regelrecht betäubt von diesem Wortschwall, und während die Frau weiterblaffte, sie erneut zu packen und schütteln versuchte, überlegte sie fieberhaft, was an der Geschichte wahr sein könnte. Ja, es stimmte, auch sie war einst ein kleines Mädchen gewesen, hatte eine Mutter gehabt, die mit ihr schimpfte und mit der sie sich stritt. Von der sie oft weglief, sich irgendwo versteckte. Eine große starke Riesin, wie diese hier, mit denselben Händen, denselben Gesichtszügen.
    Arachnas Kopf brummte wie ein siedender Kupferkessel, doch der Traum brachte ihr immer neue Erinnerungen. An ein Land, in dem es rauh und unwirtlich war und wo es zwei Mühlen gab, die ständig Lärm machten. An eine Schlucht, über der stets dicke gelbe Wolken standen, und an ein riesiges steinernes Schloß, in dem sie und ihre Mutter Karena zu Hause waren.

    Wirklich, es war beeindruckend, dieses Schloß mit seinen starken Mauern und dem hohen Turm. Von weitem glich es einem einfachen Felsen, war jedoch meisterhaft aus einem einzigen Granitblock herausgehauen. Je näher man diesem Felsen kam, desto deutlicher wurde, daß es sich um eine gewaltige Wohnstatt handelte. Man konnte sie gut und gern mit den majestätischen Ritterburgen des Mittelalters vergleichen, nur daß sie noch viel wuchtiger war. Zwar fehlte dem Schloß etwas die Eleganz, und es hatte keinerlei Schnörkel oder Verzierungen, dafür war es aber umso fester und stabiler.
    Das Schloß hatte mehrere Säle und Schlafgemächer, lange dunkle Gänge und Gewölbe, in denen Arachna sich versteckte, wenn es wieder mal Krach gab. Und dann – richtig – waren da auch noch winzig kleine Gestalten, die überall herumrannten, in den Räumen, auf den Fluren und auf dem Vorplatz, so daß man höllisch aufpassen mußte, um keine von ihnen versehentlich zu zertreten.
    Natürlich, das waren die Zwerge, von denen auf Arachnas Handfläche bequem ein Dutzend Platz gefunden hätten. Sie waren die Untergebenen Karenas, dienten ihr, sorgten dafür, daß die Riesin und ihre Tochter immer gut versorgt waren. Denn ungeachtet ihres geringen Wuchses, waren diese Wichte ganz normale und vor allem fleißige Leute. Sie erfüllten ernsthaft ihre Aufgaben und besaßen einen so natürlichen Stolz, daß Arachna überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen wäre, sich über sie lustig zu machen.
    Ja, die Zwerge – Männer, Frauen und sogar Kinder – waren stets dagewesen, wenn man sie brauchte. Unter

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