Die Riesin Arachna
Eßbarem, weil sie ihre Vorräte aufgebraucht hatte.
Sicherheitshalber legte sich Arkado flach auf den Boden, um nicht gesehen zu werden. Er wartete eine Weile ab, doch die Riesin war ohnmächtig oder gar tot, sie blieb unbeweglich liegen. Der Jäger erhob sich wieder und pirschte sich näher an sie heran. Von einem Felsen aus betrachtete er sie genauer und begriff – das da war gar nicht Karena! Nein, nein, diese Riesin war kleiner, es handelte sich um die andere, ihre Tochter, mit der sie sich ständig zankte und die zuletzt wieder einmal aus dem Schloß weggelaufen war. Aber wieso fiel sie jetzt vom Himmel?
Meine Güte, die auch noch, dachte der Jäger erschrocken, womit hab ich das verdient? Sie bewegt den Arm, also lebt sie noch. Wahrscheinlich ist sie durch einen Zaubertrick hierher gelangt.
Scheint nicht ganz gelungen zu sein, so wie sie heruntergeplumpst ist. Trotzdem, was will sie hier?
Plötzlich kam ihm eine Idee. Und wenn ich nun versuche, die beiden gegeneinander aufzuhetzen? Die Tochter gegen die Mutter, sie sind sich ja sowieso nicht grün. Vielleicht gelingt es mir, Arachna auf unsere Seite zu ziehen. Wir haben immerhin das Zauberbuch, einen fetten Köder.
Arkado beobachtete die Riesin weiter, allem Anschein nach ging es ihr ziemlich schlecht. Sie regte sich etwas, ohne zu erwachen, und sie sah erschöpft und zerschunden aus. Auch ihre Kleider waren in einem beklagenswerten Zustand.
Was immer geschehen sein mag, ich muß die Gelegenheit nutzen, sagte sich der Jäger. Wenn sie erwacht, wird sie Hunger und Durst haben. Ich will mein Bestes tun, sie friedlich zu stimmen. Vielleicht läßt sie dann mit sich reden.
Die Sache war nicht bloß gefährlich für ihn, sie erforderte auch all seine Kraft. Die Riesin war nur kurz aus ihrer Betäubung erwacht und hatte sich, wohl ohne etwas zu begreifen, auf die Seite gedreht. Sie schlief den Nachmittag und die ganze Nacht hindurch, wobei sie schnarchte, daß die Hügel ringsum widerhallten.
Arkado aber räumte inzwischen seine Vorratslager leer. Er arbeitete fast ohne Pause, schleppte Essen und Trinken herbei. Das Dörrfleisch und die Wasserschläuche, mit denen ein ganzes Heer von Zwergen hätte versorgt werden können, legte er in einiger Entfernung von der Riesin nieder, damit sie es beim Erwachen fand.
Gegen Morgen entfachte der Jäger dann ein großes Feuer, wobei er darauf bedacht war, trockenes Holz zu nehmen. Er wollte nicht, daß Qualm aufstieg und womöglich Karena anlockte. Es hätte ja sein können, daß sie einen Rundflug unternahm.
Als alles getan war, stärkte er sich erst einmal selbst und legte sich gleichfalls für ein paar Stunden aufs Ohr. Wenn Arachna zu sich kam, würde er sofort wieder auf den Beinen sein.
Arkado erwachte, als die Riesin sich zu regen begann. Sie schlug die Augen auf, war aber offensichtlich zu geschwächt, um aufzustehen. Der Duft des Fleisches und die Wärme des Feuers schienen freilich ihre Lebensgeister zu wecken. Sie blickte suchend umher und sah zunächst einen der Wasserschläuche.
Dieses Geschenk kam ihr gerade recht, denn sie hatte großen Durst.
»Wasser«, krächzte sie erfreut und kroch auf allen Vieren zu dem Platz, von dem die verlockenden Gerüche ausgingen. Sie ergriff den Ledersack mit der glucksenden Flüssigkeit, öffnete ihn und setzte ihn an die Lippen. Gierig ließ sie das kostbare Naß die ausgedörrte Kehle hinunterrinnen, das Arkado für sie bereitgestellt hatte.
Für sie waren es nur wenige Schlucke, doch der Jäger hatte ja vorgesorgt. Schnell entdeckte die Riesin auch die anderen Schläuche und kurz darauf das Fleisch. Ein Anblick, bei dem sie vor Freude mit der Zunge schnalzte. Ohne erst lange zu überlegen, woher die Schätze kamen, setzte sie sich zu Tisch. Das heißt, sie blieb gleich auf dem Boden hocken, während sie mit beiden Händen zugriff, große Happen Dörrfleisch verspeiste, Knochen abnagte und mit einem Trunk Wasser nachspülte. Sie fragte sich höchstens dabei, ob etwa ihr Traum von vorhin weiterging. Einmal kniff sie sich sogar in die Backe, um sich vom Gegenteil zu überzeugen.
Arkado, der die Frau aus seinem Versteck heraus beobachtete, konnte sich nur wundern, mit welcher Geschwindigkeit sie seinen Monatsvorrat vertilgte. Man mußte direkt Angst haben, daß sie sich daran verschluckte!
Schließlich hatte Arachna ihr Mahl beendet. Sie schaute bedauernd auf die abgenagten Knochen und geleerten Schläuche, war aber sichtlich zufrieden. Sie setzte sich ans Feuer,
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