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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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um sich ein wenig aufzuwärmen, und erst da schien ihr das Erstaunliche der Situation bewußt zu werden. Plötzlich sprang sie wie von der Tarantel gestochen auf und spähte aufmerksam in die Runde.
    »Ich möchte gar zu gern wissen, wer mir all diese Speisen hingestellt hat«, murmelte sie verwirrt. »Das war doch kein Zufall. Sollte sich Karena, meine Mutter, Sorgen um mich machen? So freundlich ist sie doch sonst nicht. Wo bin ich überhaupt, was ist mir zugestoßen? Ich bin… ach ja, ich bin vor ein paar Tagen aus dem Schloß weggelaufen, weil wir uns wieder mal gestritten hatten. Das Leben mit ihr ist in der Tat unerträglich. Ob sie mir hinterherspioniert? Wie auch immer, ich muß auf der Hut sein.« Sie hielt erneut nach allen Seiten Ausschau, konnte aber nichts Beunruhigendes entdecken.

DER PAKT
    Man mag sich wundern, daß Arachna nicht mehr an das Zauberland, an das Mädchen Ah, den Tiger und alles andere dachte, aber da sie in ihre Vergangenheit, in die Zeit ihrer Jugend zurückgekehrt war, hatte sie das Geschehen der späteren Zeit völlig vergessen. Besser gesagt, es war in ihrem Hirn ausgelöscht worden.
    »Seltsam«, murmelte die Riesin, »kein Mensch weit und breit! Und doch wärmt mich dieses Feuer, standen Wasser und Fleisch bereit. Oder galt der Empfang jemand anderem? Aber wem – so viele Leute gibt es hier nicht. Außer Karena leben im Land eigentlich nur noch die Zwerge.«
    Die Zwerge, natürlich, erst vorhin waren sie ihr ja wieder im Traum erschienen. Bestimmt trieben sich einige auch in dieser Wildnis herum. Andererseits, was hatte Arachna ihnen schon Gutes getan, für das sie sich hätten erkenntlich zeigen müssen. Eigentlich gar nichts Gutes bisher, wenn man ehrlich war. Trotzdem, irgendeinen Zusammenhang mußte es hier geben. Und aufmerksam begann die Riesin ihre nähere Umgebung abzusuchen.
    Wer sucht, der findet. Zunächst stieß Arachna auf ein Blatt Papier, das jemand ziemlich dicht vor ihrer Nase auf einen Ast gespießt hatte. Sie brauchte nur den Arm auszustrecken, und schon hatte sie es in der Hand. Eine Botschaft, die vielleicht Licht in das Dunkel brachte. Etwas mühsam entzifferte sie die Worte auf dem zerknitterten Zettel, die eigentlich Karena galten.
    Die Riesin zog die Stirn in Falten, überlegte fieberhaft. Sie begriff nicht alles, was in der Botschaft stand, doch eins war klar: Die Zwerge hatten ihrer Mutter den Kampf angesagt!
    Diese Wichte müssen in der Nähe sein, sagte sich Arachna gleich darauf, sie beobachten mich. Ob sie sich wirklich ernsthaft mit meiner Mutter anlegen wollen? Das ist lächerlich, Karena wird sie zerquetschen. Andererseits sind es viele, und wir sind auf sie angewiesen.
    Sie hielt den Zettel unschlüssig in den Händen. Mit ihrer Mutter war zwar nicht gut Kirschen essen, dennoch schien die Gelegenheit günstig, sich bei diesen Leutchen Ansehen zu verschaffen. Sie rief:
    »Was wollt ihr? Ich hab nichts gegen euch.«
    Arachna erwartete, daß sich die Zwerge zeigten, aber nichts dergleichen geschah.
    »Kommt heraus, damit wir miteinander reden können«, sagte sie. »Ich schwöre, euch nichts zu tun!«
    Doch auch diesmal passierte nichts, und die Riesin wollte bereits ungehalten werden, als ihr die letzten Worte der Botschaft an Karena wieder einfielen. Ganz schön hartnäckig, dachte sie, diese Bande will wahrscheinlich auch von mir den Großen Riesenschwur.
    »Also gut, ihr sollt euren Willen haben! Hiermit leiste ich den Großen Riesenschwur, euch gegenüber fair zu sein und euch anständig zu behandeln. Bei meinen Vorfahren! Sollte ich ihn je brechen, will ich in ewigen Schlaf verfallen!«
    Sie erhob sich der Feierlichkeit wegen zu voller Größe und kam sich in diesem Augenblick sehr edel vor. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie den Großen Schwur, den jeder Riese von Kindesbeinen an kennt, zum letztenmal gesprochen hatte.
    Kaum war das letzte Wort verklungen, stand plötzlich ein winziges Männlein vor ihr. Der Zwerg mußte aus den Büschen gekommen sein, die sich noch leicht bewegten. Er rief, so laut er konnte:
    »Ich bin Arkado, der Schloßjäger. Es freut mich, daß wir uns verständigen können.«
    »Habt ihr mir das leckere Fleisch und die Wasserschläuche hingelegt?«
    »Ich war es«, sagte Arkado stolz. »Es hat mich einige Arbeit gekostet, aber ich sah, daß es Euch nicht besonders gut ging und daß Ihr eine Stärkung gebrauchen konntet.«
    »Das kann man wohl behaupten«, brummte Arachna und wunderte sich, es nur mit einem der

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