Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen
magisch sind? Was machen sie denn?« fragte Pukah zweifelnd.
»Natürlich sind sie magisch!« entgegnete Asrial gereizt. »Sie leben in einer Kristallkugel, die keine Kraft dieser Welt zertrümmern kann. Sie essen nicht. Hitze und Kälte können ihnen nichts anhaben.« Sie senkte die Stimme. »Und einer von ihnen hat zu mir gesprochen.«
»Das ist doch gar nichts!« höhnte Pukah. »Ich habe auch schon mit Tieren gesprochen. Ich habe einmal meinen Korb mit einer Schlange teilen müssen, die für meinen früheren Herrn arbeitete. Ziemlich amüsanter Bursche. Genaugenommen war es der Korb der Schlange, aber er hatte gar nichts gegen einen Stubengenossen, nachdem ich ihn davon überzeugt hatte…«
»Pukah! Ich meine es ernst! Der goldene Fisch hat mir gesagt, ich solle mit dir gehen, um die Verschollenen aufzusuchen. Der Fisch hat Mathew den Träger genannt… und gesagt, er schwebe in schrecklicher Gefahr, nicht nur sein Leben, sondern auch seine Seele zu verlieren!«
»Na, meine Liebe. Reg dich nicht so auf. Wenn wir zurück sind, mußt du mir diese wunderbaren Fische einmal zeigen. Was tun sie denn sonst noch – oh, Sond! Wo bist du denn gewesen?«
Der ältere Dschinn schwamm durch das trübe Wasser, teilte es mit schnellen, sauberen Zügen. »Ich bin ein Stück vorangeschwommen, zu Kaugs Heim, um mich umzusehen. Der Ifrit ist anscheinend fort. Der Ort ist verlassen.«
»Gut!« Pukah rieb sich zufrieden die Hände. »Bist du sicher, daß du weitermachen willst, Asrial? Ja? Tatsächlich ist es ganz gut, wenn du mit uns kommst, schöner Engel, denn weder Sond noch ich dürfen die Behausung des Ifrit ohne seine Erlaubnis betreten. Du dagegen…«
»Pukah, ich muß mit dir sprechen.« Sond zerrte den jungen Dschinn zur abgelegenen Seite eines großen Felsvorsprungs, der mit hohlen, trichterförmigen Pflanzen bedeckt war, die sich in der Strömung des Wassers öffneten und schlossen, so daß sie aussahen wie Hunderte von geifernden Mäulern.
»Nun, was ist?«
»Pukah, als ich mich Kaugs Heim näherte, überfiel mich ein seltsames Gefühl…«
»Das ist nur das Zeug, das er sich zum Abendessen kocht. Ich weiß, ich habe es auch gespürt. Als wollte dein Magen die Flucht durch die Kehle ergreifen, nicht?«
»Es war nichts, was ich gerochen habe!« entgegnete Sond wütend. »Hör doch einmal im Leben damit auf, den Narren zu spielen. Es ist ein Gefühl wie… als ob… als ob ich Kaugs Heim ohne seine Erlaubnis betreten könnte. Tatsächlich fühlte es sich so an, als würde ich hineingerissen!«
»Ins Haus eines Ifrit gerissen! Wer ist denn jetzt hier der Narr? Ich bestimmt nicht!« Pukah wirkte belustigt.
»Bah! Da kann ich mich ebensogut mit dem Seetang unterhalten!« Sond schob Pukah beiseite, schwamm an ihm vorbei, tauchte zu der Höhle am Meeresboden, wo der Ifrit sein Heim eingerichtet hatte.
Pukah warf dem Dschinn einen dunklen Blick zu. »Der Seetang würde dir wenigstens eine Audienz auf deinem geistigen Niveau bescheren! Komm schon, Asrial.« Er nahm die Hand des Engels und führte sie direkt zum Meeresboden hinunter.
Kaugs Höhle lag in einer schwarzen Felsenklippe. Im Eingang glomm ein Licht, das gespenstische Leuchten stammte von den Köpfen verzauberter Seeigel, die mißmutig auf die Heimkehr ihres Herrn warteten. Das lange grünbraune Moos, das von der Klippe herabhing, erinnerte Asrial an die Tentakel des Tintenfischs.
»Ich gehe allein hinein«, flüsterte der Engel. Sie erinnerte sich an Mathews Not und strengte sich sehr an, tapfer zu sein. »Ich gehe hinein.« Doch sie rührte sich nicht vom Fleck.
Sond biß sich auf die Unterlippe, starrte Kaugs Heim dabei an, als wäre er davon wie gebannt.
»Wenn ich es mir genau überlege, Asrial«, sagte Pukah mit tonloser, unschuldiger Stimme, »denke ich, daß es vielleicht doch besser wäre, wenn wir dich begleiteten…«
»Gib es zu, Pukah! Du fühlst es, nicht wahr?« knurrte Sond.
»Das tue ich nicht!« protestierte Pukah lauthals. »Es ist nur, daß ich es nicht für richtig halte, sie dort allein hineinzulassen!«
»Dann komm«, entschied Sond. »Wenn wir an der Schwelle nicht aufgehalten werden, wissen wir, daß etwas faul ist!«
Die beiden Dschinns schwebten voran zum Höhleneingang, ihre Haut schimmerte im Grün des gespenstischen Lichts, das von den Seeigeln abstrahlte, die sie mit großen, traurigen Augen musterten. Asrial folgte ihnen langsam.
Ihre Flügel durchfächerten das Wasser, sie hielt inne, blieb über den Dschinns
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