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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Das Buch der Unsterblichen
1
    Die Theorien über die Erschaffung der Welt von Sularin waren ebenso zahlreich wie die Götter, die sie in Bewegung hielten. Die Anhänger des Diebsgotts, Benario, glaubten fest daran, daß ihr Gott die Welt dem Sul gestohlen habe, der sie ursprünglich als weiteres Kleinod in die Fassung des Firmaments hatte einsetzen wollen. Uevins Anhänger stellten Sul als Handwerker dar, der einen Zirkel und ein T-Quadrat in der Hand hielt und seine Zeit mit einer Betrachtung des Dodekaeders verbrachte. Quar lehrte, daß Sul die Welt aus einem Lehmklumpen erschaffen habe, um sie mit der Sonne zu backen und sie schließlich in seinen Tränen zu baden. Akhran wiederum erzählte seinen Anhängern überhaupt nichts. Der Wandernde Gott hatte nicht das geringste Interesse an der Erschaffung der Welt. Daß sie hier und jetzt da war, genügte ihm vollauf. So hatte jeder Scheich seine eigene Sicht der Dinge, die vom Ururgroßvater an den Urgroßvater an den Großvater an den Vater an den Sohn überliefert wurde. Und jeder Scheich hatte die allein wahre Sicht, alle anderen waren im Irrtum, und das war eine Angelegenheit, deretwegen schon zu zahllosen Gelegenheiten Blut vergossen worden war.
    Am Hof des Kaisers zu Khandar, der für sein fortschrittliches Denken gerühmt wurde, verbrachten gelehrte Männer und Frauen lange Stunden mit Streitgesprächen über die verschiedenen Theorien und noch längere Stunden mit den schlußendlichen Nachweisen, daß Quars Lehren zweifellos die wissenschaftlichsten seien. Mit Sicherheit war es die einzige Theorie, die das Phänomen der Kurdinischen See erklären konnte – eines Ozeans aus Salzwasser, der mit Meeresfischen bevölkert und an allen Seiten von Wüste umgeben war.
    In diesem Binnenmeer lebten auch noch andere Wesen; dunkle und schattenhafte Wesen, welche die gelehrten Männer und Frauen, die in der Sicherheit und Bequemlichkeit des Hofs von Khandar lebten, allenfalls im Schlaf oder im fiebrigen Delirium zu sehen bekamen. Eines dieser dunklen Wesen war Quars Diener Kaug.
    Drei Gestalten standen am Ufer des Meers. Sie waren nicht von menschlicher Form; kein Mensch hatte jemals den Sonnenamboß überquert, dessen kahle Dünen das Meer umgaben. Die drei waren Unsterbliche – keine Götter, aber Diener sowohl der Götter als auch der Menschen.
    »Du willst mir weismachen, daß er dort unten lebt, dort drin?« fragte ein Dschinn und redete über eben jenen Kaug, wobei er sowohl das Wasser als auch seinen Mit-Dschinn mit tiefem Ekel musterte.
    Das Wasser der Kurdinischen See war von tiefem Kobaltblau, das durch das kahle und gleißende Weiß der Wüste noch stärker betont wurde. In der Ferne war ein weißer Fleck vor dem fahlblauen Himmel auszumachen, offenbar eine Rauchwolke.
    »Ja«, erwiderte der jüngere Dschinn. »Und schau nicht so erstaunt, Sond. Ich hab’ es dir doch schon gesagt, bevor wir loszogen…«
    »Du hast gesagt, auf der Kurdinischen See, Pukah! Du hast nie von in der Kurdinischen See gesprochen!«
    »Wie sollte Kaug auf der Kurdinischen See leben, wenn er nicht anfängt, Schiff zu fahren?«
    »In der Mitte gibt es eine Insel, weißt du.«
    »Galos!« Pukahs Augen weiteten sich. »Nach allem, was ich über Galos gehört habe, würde es nicht einmal Kaug wagen, auf diesem vermaledeiten Felsen zu leben.«
    »Bah!« höhnte Sond. »Du hast wohl die Geschichten des Meddah gehört, die Ohren in Qumiz getränkt.«
    »Weder noch! Ich bin weit gereist. Mein früherer Herr….«
    »… war ein Dieb und ein Lügner!«
    »Hör nicht auf ihn, Asrial, meine bezaubernde Schönheit«, sagte Pukah, wobei er Sond den Rücken kehrte und sich einer silberhaarigen Frau in weißen Gewändern zuwandte, die mit immer größerem Staunen von einem zum anderen blickte. »Mein früherer Herr war zwar tatsächlich ein Anhänger Benarios, aber nur, weil er in dieser Religion aufgewachsen war. Was hätte er sonst tun sollen? Er wollte seine Eltern nicht kränken…«
    »… indem er einem ehrlichen Lebensunterhalt nachging«, warf Sond ein.
    »Er war in seinem Herzen ein Unterhalter, konnte so wunderbar mit Tieren umgehen…«
    »Ein Schlangenbeschwörer. Das war seine List, um in anderer Leute Häuser zu gelangen.«
    »Er war kein Strenggläubiger! Jedenfalls hat Benario ihn nie gesegnet!«
    »Das stimmt. Er wurde mit den Fingern in einer Geldbörse erwischt…«
    »Man hat ihn falsch verstanden!« rief Pukah.
    »Als man mit ihm fertig war, fehlte ihm noch mehr als

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