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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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nur deswegen erspart blieb, weil jedermann wußte, daß er der Liebling des Emirs war.
    Als Achmed schließlich gegangen war, seufzte Meryem erleichtert. Sie wusch sich den Schweiß der Leidenschaf t ab, kleidete sich an, musterte mißmutig den ärmlichen Kaftan aus grünem Tuch, den sie zu tragen gezwungen war, und träumte sehnsuchtsvoll von den Seidenkleidern und den Juwelen, die sie im Palast zu tragen gewohnt war.
    »Eines Tages«, sagte sie entschieden zu Achmeds Kleidern, die auf einem Haufen in der Ecke lagen, »eines Tages werde ich all das haben und mehr, wenn ich nämlich die Hauptfrau in deinem Serail bin. Ja, du wirst Emir werden! Wenn Qannadi nicht in diesem Krieg stirbt, was unwahrscheinlich ist, da er bereits gesiegt hat, wird er vielleicht zu Hause in Kich einen tödlichen Unfall erleiden. Und dann werden auch seine Söhne, einer nach dem anderen, erkranken und sterben.« Sie fuhr mit der Hand in ihr Kissen, holte einen Beutel mit zahlreichen Schriftrollen hervor, die alle mit verschiedenfarbigen Bändern verschnürt waren. Sie streichelte die Rollen und lächelte dabei, während sie sich die verschiedenen Tode der Söhne Qannadis vorstellte. Sie malte sich aus, wie Qannadi die Nachricht erhielt, während er in der Gunst des Kaisers immer höher und höher stieg. Sie sah ihn, wie er sie anblickte und sich auf die Lippe biß aber schwieg, weil er mittlerweile wußte, daß er zwar über Millionen herrschen mochte, selbst aber von einem Menschen allein beherrscht wurde.
    Meryem lächelte lieblich und kleidete sich in den grünen Kaftan. Es war ein Geschenk Achmeds, und daher war sie gezwungen, ihn zu tragen. Dann holte sie ihre Hellsehschale hervor und füllte sie mit Wasser. Sie vertrieb alle störenden Gedanken aus ihrem Geist, begann mit dem geheimen Singsang, und schon bald formte sich ein Bild in der Schale. Als sie es erblickte, murmelte Meryem äußerst unweibliche Worte. Hastig sprang sie auf, schlug einen Schleier aus grüner und golddurchwirkter Seide um Kopf und Gesicht – ein weiteres Geschenk des vernarrten Jünglings – und schlüpfte aus Achmeds Zelt.

2
    »Ich sage dir, ich muß den Imam sprechen!« beteuerte Meryem. »Es geht um eine Sache von größter Dringlichkeit.«
    »Aber werte Dame, es ist mitten in der Nacht!« protestierte einer der Soldatenpriester, die Feisal nun anstelle von Sklaven dienten, weil gewöhnliche Menschen als unwürdig galten, sich um die persönlichen Bedürfnisse des Imams zu kümmern. »Der Imam muß ruhen…«
    »Ich ruhe nie«, ertönte eine sanfte Stimme aus der Tiefe der nächtlichen Schatten, die sich hinter dem von Kerzen erleuchteten Widderkopfaltar ballten. »Quar wacht im Himmel. Ich wache auf Erden. Wer ist es, der mich in diesen dunklen Stunden der Nacht braucht?«
    »Eine, die sich Meryem nennt, mein Gebieter«, antwortete der Priester und warf sich mit ganzem Körper zu Boden, wie er es auch getan hätte, wenn der Kaiser in den Raum gekommen wäre. Vielleicht wäre er vor dem Kaiser aber doch nicht ganz so tief gekrochen, denn der war schließlich – wie Feisal nun lehrte – auch nur ein Sterblicher.
    »Meryem!« Die sanfte Stimme durchlief eine subtile Verwandlung. Die Nase an den Boden gepreßt, hörte der Soldatenpriester nichts davon. Meryem dagegen tat es, und so grinste sie, während sie auf dem Boden lag, auf den sie sich hatte fallen lassen, weil sie es für politisch klüger hielt. »Laß die Frau kommen«, sagte Feisal würdevoll. »Und du darfst uns verlassen.«
    Der Soldatenpriester sprang auf und verließ katzbuckelnd den Raum. Meryem blieb am Boden liegen, bis er fort war; dann, als sie das Rascheln von Feisals Gewändern vernahm, hob sie den Kopf und spähte in den Schatten hinaus.
    »Ich habe ihn gesehen!« zischte Meryem durch den Schleier.
    Sie hörte ein kurzes Stocken des Atems. Feisal bedeutete der Frau, sich zu erheben und vor ihm aufzustellen.
    Im Altarlicht wirkte das Gesicht des Priesters wie ein Leichnam: Die Wangen waren hohl, die Haut wächsern und straff über die zerbrechlichen Knochen gezogen. Die Gewänder hingen lose von seinem ausgemergelten Körper, der Hals ragte aus ihnen hervor wie bei einem frischgeschlüpften Bussard, seine Arme schienen nur von brüchigem Pergament bedeckt zu sein. Kein Wunder, daß seine Anhänger ihn für unsterblich hielten – er sah aus, als hätte der Tod ihn schon vor langer Zeit geholt.
    »Wen hast du gesehen?« fragte der Priester teilnahmslos, doch Meryem ließ sich nicht

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