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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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tagsüber nach Saratoga zu fahren. Und das bedeutet: Geld für Ihre Stadt und Jobs für die Einheimischen – das ganze Jahr, weil die Touristen auch das ganze Jahr kommen werden.« Vereinzelter Beifall ertönte. »John und ich investieren in mehr als einer Hinsicht. Wir sponsern den diesjährigen Volkswettlauf zum Nationalfeiertag, wir planen für nächsten Winter ein Skifahrertreffen auf einem der Berge dieser Gegend, und schließlich möchten wir in jeder Jahreszeit eine besondere Veranstaltung unterstützen.« Er rieb sich theatralisch die Hände. »Gebt diesen Touristen doch einen kleinen Anreiz, in eure Stadt zu kommen und dort ein bisschen Geld rauszuwerfen.«
    Das Gelächter, das ertönte, war stärker als der vorherige Applaus. Ingraham pausierte einen Moment. »Mir gefällt es hier«, fuhr er fort. »Ich möchte diese Gegend genauso wenig verseucht sehen wie ihr. Aber ich möchte auch ehrlich sein: In unserem Budget für das Algonquin-Freizeitbad ist kein Geld für etwaige Auflagen der Umweltbehörde eingeplant. Mit der hatten wir schon als Projektpartner bei einer Anlage in Georgia zu tun, und wir zahlen dort bis heute, um den PCB-Schlamm wegschippen zu lassen. Es war ein Verlust auf der ganzen Linie. In dieses Projekt investieren wir nur, weil Peggy schon die Vorarbeit mit den Behörden geleistet hat. Daher Folgendes: Sollten Sie den Staat um eine nochmalige Untersuchung des Baugeländes bitten, dann nur zu. Fällt das Ergebnis jedoch für uns negativ aus, dann machen wir dicht; meiner Erfahrung nach lässt die Regierung nämlich erst dann locker, wenn der Boden so lupenrein ist wie nie zuvor. Wir haben weder die Zeit noch das Geld, um die nächsten zehn Jahre mit der Jagd nach irgendwelchen Lecks zu verbringen.«
    »Was?« Peggy Landry drehte sich zu Bill Ingraham um und packte ihn am Arm. »Sie können doch nicht –« Der Rest dessen, was sie sagte, ging unter, weil sie Ingraham zu sich herunterzog.
    »Tja. Wenn das Geschäft platzt, dann bestimmt auch Ihre großen Plänen«, sagte Paul und schüttelte den Kopf. »Großgrundbesitzer in Adirondack sein, das ist auch nicht mehr das, was es einmal war.« Im ganzen Saal hoben die ordnungstreuen Bürger ihrer Hände, und solche, die sich nicht an die Ordnung hielten, riefen laute Fragen.
    Clare bemerkte aus dem Augenwinkel, dass die große Flügeltür aufging. Ein hoch gewachsener Mann in braun-und beigefarbener Uniform schlüpfte herein. Trotz seiner Größe hielt er sich unauffällig im Hintergrund neben der Tür und schaute über die Menge, als würde er jemanden suchen. Clare sah schnell wieder nach vorne, wo eine Rothaarige mit Krankenschwesternjacke über die gesundheitlichen Auswirkungen von PCB referierte. Clare hatte letzten Dezember spontan mit dem Polizeichef Freundschaft geschlossen, als es um die Aufklärung einer Kindesaussetzung auf den Stufen von St. Alban’s ging. Seitdem hatte sie ihn aber kaum mehr gesehen und wenn, dann nur von fern. Dabei hatte sie so gut mit ihm reden, lachen, einfach sie selbst sein können, ohne dass sie sich um diese Mann/Frau-Geschichte Gedanken machen musste; er war schließlich verheiratet. »Schwer verheiratet«, wie sie einmal zu ihrer Pfarrsekretärin gesagt hatte. Und trotzdem tat ihr das Verdrängen ihrer Gefühle bis heute weh – ein weiblicher Saulus auf der Straße nach Damaskus, bis plötzlich die Offenbarung über sie kam und sie merkte, dass sie jemand mit Haut und Haaren verfallen war. Peinlich war das, oberpeinlich. Aber sie würde auch darüber hinwegkommen!
    Als Clare wieder einen Blick in seine Richtung warf, schaute Russ sie direkt an, und selbst von der anderen Seite des Raumes konnte sie seine Augen unter der Brille himmelblau funkeln sehen. Er schaute sie weiter an, wobei sich seine Lippen zu einer Art Lächeln verzogen, und Clare stieg die Röte ins Gesicht. Sie setzte eine freundliche Miene auf und winkte kurz. Sein Blick fiel auf den Platz neben sie, und er runzelte die Stirn. Dann deutete er mit dem Finger und bewegte lautlos den Mund, als wolle er ihr etwas sagen. Sie zuckte mit den Schultern. Er deutete erneut, diesmal nachdrücklicher. Sie zog die Augenbrauen hoch. Paul Foubert schien in die Ausführungen der Krankenschwester vertieft. Clare zeigte mit dem Daumen auf ihn. Russ nickte.
    »Ich glaube, Russ Van Alstyne möchte mit Ihnen sprechen«, sagte sie.
    »Hm? Der Chief? Wusste gar nicht, dass er auch hier ist.«
    »Er ist gerade erst gekommen. Mittwochnacht fährt er immer

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