Die Rückkehr der Jungfrau Maria
würde. Wenn ich es nicht schaffte, Maria zu befreien, würde ich auf diese Weise zumindest zu ihr gelangen.
Eine Woche lang machte ich mich mit der Umgebung vertraut, besorgte Dinge, die ich brauchte, und positionierte sie an den richtigen Stellen. Ich benötigte eine sehr kräftige Winde. Um sie ins Zimmer zu bekommen, ohne Verdacht zu erwecken, musste ich sie auseinanderbauen und in Teilen hinaufbringen. Ohne Samuels Wissen lieh ich mir aus dem Lager des Zirkus Wallenda alle alten Hochseile, die ich finden konnte. Die Burg und das Hotel waren ungefähr zweihundert Meter voneinander entfernt, sodass das Seil zweihundertfünfzig Meter lang sein musste. Ich erzählte dem Mitarbeiter an der Rezeption, ich würde eine große Anzahl Gäste erwarten und bräuchte deshalb alle Zimmer im obersten und dem darunter liegenden Stockwerk, was kein Problem bereitete, da ich der einzige Gast war. Eigentlich wollte ich nur erreichen, dass sich niemand über den Lärm beschwerte, wenn ich die Winde in Gang setzte.
Am Abend des siebten Tages, nachdem Maria und ich uns die Lichtzeichen gesendet hatten, war Vollmond, und ich beschloss, die Gelegenheit wahrzunehmen, schließlich brauchte ich gute Sicht. Punkt Mitternacht fing ich an, da ich damit rechnete, dass mein Vorhaben die ganze Nacht dauern würde. Ich kletterte auf einen hohen Baum in der Nähe des Turms, in dem Maria eingesperrt war. Alles war bereit, der Bogen, die Pfeile, die Angelschnur, das Tau, die Haken, außerdem hatte ich ein paar Zweige des Baums abgesägt, um besser schießen zu können. Wenn es mir nicht gelang, die Angelschnur in den nächsten zwei Stunden anzubringen, würde ich es in der nächsten Nacht noch einmal versuchen. Das Problem war, dass ich den Haken mit der Spule mit doppelter Angelschnur durch das Balkongeländer in das Gitter vor der Balkontür schießen musste, wo er sich festhaken sollte. Die Bedingungen konnten nicht schwieriger sein: Ich musste den Bogen stark spannen, um überhaupt so weit nach oben schießen zu können. Der Pfeil mit dem Haken war schwer, und die Angelschnur verwickelte sich leicht in den Zweigen und stoppte den Pfeil auf halbem Weg. Außerdem konnte ich nur das Geländer, aber nicht die Balkontür sehen.
Nach zwei Stunden hatte ich das Geländer ziemlich oft getroffen und dabei mehrere Haken verloren, aber erst im Lauf der dritten Stunde flog ein Pfeil mit Schwung zwischen den Stäben des Geländers hindurch. Vorsichtig zog ich an der Angelschnur und merkte, dass der Haken festhing, war mir aber nicht sicher, ob am Gitter vor der Tür oder an etwas anderem. Da blinkten die Lichter im Turmzimmer. Nun befestigte ich ein Tau mit einem anderen, stärkeren Haken an der Angelschnur. Die Schnur würde niemals zweihundert Meter Stahldraht quer über den Platz halten können, weshalb ich sie durch das Tau ersetzen musste. Nachdem ich das doppelte Tau hinaufgezogen und Maria mir ein Zeichen gegeben hatte, dass der Haken an der Tür befestigt war, musste ich das Tau quer über den Platz legen. Ich hatte die Spule unter meiner Kleidung und ließ das Tau durch mein Hosenbein gleiten. Dann hängte ich die Schlinge an zwei Haken in der Hotelwand, ging hinauf in mein Zimmer, hängte das Fenster aus, das ich bereits losgeschraubt hatte, ließ eine Angelschnur mit einem Haken auf den Platz hinunter und holte das Tau nach oben. Zu dieser Uhrzeit waren nicht viele Leute auf dem Platz, und ich blieb unbeobachtet.
Im Zimmer war alles vorbereitet. An zwei Wänden, der Außenwand und einer Zwischenwand, waren starke Befestigungen für das Drahtseil angebracht. Als Nächstes musste das Drahtseil mitsamt einem Befestigungshaken über den Platz gezogen werden. Das war schwierig, weil es auf keinen Fall auf die Straße fallen durfte, wo es viel zu auffällig gewesen wäre. Das Ende des Drahtseils war so konstruiert, dass sich ein kräftiger Enterhaken öffnete, sobald er an etwas hängenblieb und man an ihm zog. Auf diese Weise konnte ich eine vernünftige Befestigung durch das Balkongeländer bekommen. Als ich das Drahtseil nicht weiter ziehen konnte, ruckelte ich ein paar Mal daran, bis ich bei Maria Licht blinken sah. Der Haken musste jetzt an dem Gitter vor der Tür eingehakt sein. Ich setzte die Winde in Gang und straffte das Drahtseil, ohne es richtig zu spannen. Wieder blinkte bei Maria Licht. Der Enterhaken musste sich geöffnet haben. Jetzt kam es darauf an, ob das Drahtseil stärker war als die Türangeln. Mein Plan war, dass die Tür,
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