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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Schultern von der Anstrengung schmerzten, den Pfeil auf der gespannten Sehne zu halten. »Was ist mit Elmo?« fragte ich. Vor lauter Gefühlen schnürte sich mir die Kehle zu. »Was ist mit dem Leutnant?«
»Vorbei«, erwiderte er und sagte mir damit, was ich in meinem Herzen schon gewußt hatte. »Tot. Warum nimmst du nicht den Bogen herunter?« »Wenn er das Schwert fallen läßt.« Elmo war seit mehr Jahren, als ich zählen mochte, mein bester Freund gewesen. Tränen stiegen auf und verschleierten mir den Blick. »Sie sind tot. Also geht der Befehl auf mich über, nicht wahr? An den ranghöchsten überlebenden Offizier? Oder? Mein erster Befehl lautet, daß wir jetzt Frieden haben. Und zwar ab sofort. Sie hat das möglich gemacht. Sie hat sich dafür aufgegeben. Niemand rührt sie jetzt noch an. Nicht, solange ich lebe.«
»Dann werden wir das eben ändern«, sagte Raven. Er setzte sich in Bewegung. »Verdammter halsstarriger Idiot!« kreischte Einauge. Er stürzte auf Raven zu. Hinter mir hörte ich Goblin heranhetzen. Zu spät. Beide kamen zu spät. Raven hatte noch viel mehr Feuer in sich, als irgendjemand vermutet hätte. Und er war mehr als nur ein bißchen verrückt. »Nein!« schrie ich auf und schoß.
Der Pfeil traf Raven in die Hüfte. In eben jene Seite, die er die ganze Zeit als verkrüppelt ausgegeben hatte.
Während er noch stolpernd zu Boden ging, zeigte sein Gesicht Erstaunen. Da lag er, sein Schwert anderthalb Meter von ihm entfernt. Er blickte zu mir auf und konnte es nicht fassen, daß ich letzten Endes doch nicht geblufft hatte. Ich konnte es selbst kaum glauben.
Case schrie auf und wollte mich anspringen. Ich sah ihn kaum an, als ich ihm mit dem Bogen eins über den Schädel zog. Er wich taumelnd zurück und kümmerte sich dann um Raven.
Wieder herrschten Schweigen und Reglosigkeit. Alle sahen mich an. Ich schlang mir den Bogen über die Schulter. »Flick ihn wieder zusammen, Einauge.« Ich humpelte zur Lady, kniete nieder, hob sie auf. Für jemanden, der so furchterregend gewesen war, kam sie mir unglaublich leicht und zerbrechlich vor. Ich folgte Schweiger zu den Überresten der Stadt. Die Baracken brannten immer noch. Wir beide machten schon einen seltsamen Eindruck, wie wir die Frauen durch die Landschaft schleppten. »Heute abend trifft sich die Schar«, warf ich über die Schulter zu unseren Überlebenden zurück. »Ihr werdet alle erscheinen.«
    Ich hätte nicht für möglich gehalten, wozu ich noch fähig war. Ich trug sie den ganzen Weg
zum Blauen Schniedel. Und nicht einen Augenblick lang schmerzte mich mein Knöchel, bis ich
sie absetzte.

NEUNUNDFÜNFZIGSTES KAPITEL
Die letzte Abstimmung
    Ich humpelte in den Schankraum der Ruine, die vom Blauen Schniedel noch übrig war. Die Lady stützte ich mit einem Arm, und den Bogen verwendete ich als Krücke. Der Knöchel brachte mich fast um. Ich hatte gedacht, er wäre schon fast verheilt gewesen. Ich setzte die Lady in einen Sessel. Sie war schwach und blaß und trotz Einauges und meiner Bemühungen nur halbwegs bei Bewußtsein. Ich war wild entschlossen, sie nicht mehr aus den Augen zu lassen. Unsere Lage war immer noch brandgefährlich. Ihre Leute hatten keinen Grund mehr, besonders nett zu uns zu sein. Und sie war ebenfalls in Gefahr - mehr durch sich selbst als durch Raven oder meine Kameraden. Sie war in völlige Verzweiflung verfallen.
»Sind das alle?« fragte ich. Schweiger, Goblin und Einauge waren anwesend. Und Otto, der Unsterbliche, wie immer nach einer Schlacht der Schar verwundet, mit seinem ständigen Begleiter Hagop. Ein Jüngelchen namens Murgen, unser Standartenträger. Drei weitere Brüder der Schar. Und natürlich Darling, die neben Schweiger saß. Sie ignorierte die Lady vollkommen.
Raven und Case standen hinten am Tresen, obwohl sie nicht eingeladen worden waren. Raven schnitt ein finsteres Gesicht, aber er schien sich in der Gewalt zu haben. Sein Blick blieb auf Darling geheftet.
Sie sah böse drein. Sie hatte sich besser gefangen als die Lady. Aber sie hatte gewonnen. Sie ignorierte Raven noch gewissenhafter als die Lady. Sie hatten eine schwere Auseinandersetzung gehabt, und seinen Teil davon hatte ich mithören können. Darling hatte ihr Mißvergnügen über seine Unfähigkeit zu einer gefühlsmäßigen Bindung äußerst deutlich kundgetan. Sie hatte ihn nicht zurückgewiesen. Sie hatte ihn nicht aus ihrem Herzen verbannt. Aber in ihren Augen hatte er sich nicht entlastet. Dann hatte er einige sehr unfreundliche

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