Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
die Hitze und die Feuchtigkeit zu bemerken.
    Diesmal schien Loial nicht besonders glücklich darüber zu sein, daß ihn die Menschen so selbstverständlich hinnahmen. Seine langen Augenbrauen hingen ihm traurig auf die Wangen herunter, und seine Ohren waren welk. Perrin meinte, es könne aber auch an der Luft liegen. Sein Hemd klebte an ihm - naß vom Schweiß und dieser Feuchtigkeit, die in der Luft lag.
    »Fürchtest du, daß du hier andere Ogier antreffen könntest, Loial?« fragte Perrin. Er spürte, wie sich Zarine hinter ihm rührte, und verfluchte sein loses Mundwerk. Er wollte die junge Frau eigentlich noch weniger wissen lassen, als Moiraine sowieso schon angedeutet hatte. Das wäre dann vielleicht Grund genug für sie zu verschwinden.
    Falls Moiraine sie jetzt überhaupt noch gehen läßt. Seng mich, ich will keinen verfluchten Falken auf der Schulter tragen, und wenn sie noch so hübsch ist.
    Loial nickte. »Unsere Steinwerker kommen manchmal hierher.« Er sprach im Flüsterton, und zwar nicht nur leise für einen Ogier, sondern diesmal wirklich leise. Selbst Perrin konnte ihn kaum verstehen. »Aus dem Stedding Schangtai, meine ich. Es waren Handwerker aus unserem Stedding, die einen Teil Illians erbauten - den Palast der Versammlung, die große Ratshalle, einige der anderen -, und sie schicken immer nach uns, wenn es etwas zu reparieren gibt. Perrin, falls Ogier hier sind, werden sie mich zwingen, ins Stedding zurückzugehen. Daran hätte ich vorher denken sollen. Dieser Ort macht mich nervös, Perrin.« Seine Ohren zuckten unruhig.
    Perrin ließ Traber näher aufrücken und faßte hoch, um Loial auf die Schulter zu klopfen. Es war ein langer Weg für seine Hand - bis über Kopfhöhe. Da er sich Zarines Gegenwart in seinem Rücken nur zu bewußt war, wählte er seine Worte sorgfältig. »Loial, ich glaube nicht, daß Moiraine das zulassen würde. Du warst schon so lange bei uns, und sie scheint zu wünschen, daß du bei uns bleibst. Sie wird dich nicht von ihnen mitnehmen lassen, Loial.« Warum nicht? fragte er sich auf einmal. Sie hält mich hier, weil sie glaubt, ich sei für Rand wichtig, und vielleicht auch, damit ich niemanden etwas von dem erzähle, was ich weiß. Vielleicht will sie ihn aus demselben Grund hierbehalten.
    »Natürlich würde sie es verhindern«, sagte Loial mit leicht gestärkter Stimme, und seine Ohren stellten sich auf. »Ich bin schließlich auch sehr nützlich. Es kann sein, daß sie wieder die Kurzen Wege benützen will, und das könnte sie nicht ohne mich.« Zarine rührte sich wieder an Perrins Rücken, und er schüttelte den Kopf, um Loial auf sie aufmerksam zu machen. Aber der schaute gar nicht her. Er schien gerade erst selbst begriffen zu haben, was er gesagt hatte. Die Haarbüschel an seinen Ohren sanken wieder ein wenig herunter. »Ich hoffe, es liegt nicht nur daran, Perrin.« Der Ogier blickte sich in der Stadt um, und seine Ohren sanken nun wieder ganz herab. »Mir gefällt dieser Ort nicht, Perrin.«
    Moiraine ritt näher an Lan heran und sprach leise auf ihn ein, aber Perrin konnte verstehen, was sie sagte. »Irgend etwas an dieser Stadt stimmt nicht.« Der Behüter nickte.
    Perrin juckte es zwischen den Schulterblättern. Die Aes Sedai hatte sich ernst angehört. Erst Loial und nun sie. Bin ich etwa blind? Die Sonne strahlte auf die funkelnden Dachziegel herunter, und ihr Licht wurde von den blassen Mauern reflektiert. Die Gebäude wirkten, als müsse ihr Inneres angenehm kühl sein. Sie strahlten Sauberkeit aus, diese Gebäude. Und auch die Menschen. Die Menschen.
    Zuerst bemerkte er nichts Außergewöhnliches. Männer und Frauen gingen zielbewußt ihren Geschäften nach, wenn auch etwas langsamer, als er es vom Norden her gewohnt war. Er glaubte, das müsse an der Hitze und dem grellen Sonnenschein liegen. Dann entdeckte er einen Bäckerjungen, der ein großes Tablett mit frischen Broten auf dem Kopf balancierte und so die Straße herunterlief. Der junge Bursche hatte einen Gesichtsausdruck, der schon fast bösartig wirkte. Eine Frau vor einer Weberei sah aus, als wolle sie den Mann, der ihr die bunten Garnspulen zeigte, am liebsten beißen. Ein Jongleur an einer Ecke biß die Zähne zusammen und betrachtete die Leute, die ihm Münzen in die vor ihm liegende Kappe warfen, als hasse er sie alle. Nicht jeder wirkte so, aber ihm schien, daß zumindest jeder fünfte Zorn oder Haß im Gesicht geschrieben trug. Und er glaubte nicht, daß sie sich dessen bewußt

Weitere Kostenlose Bücher