Die Rückkehr des Drachen
festgezurrt wurden, entwickelte der Kapitän nun mit einem Mal fieberhafte Aktivität. Er flüsterte energisch mit seinen Besatzungsmitgliedern. Er ließ Ladebäume ausschwenken, um so schnell wie möglich die Pferde an Land zu hieven. Die Planke lag auch schon für die Landgänger bereit. Lans schwarzes Streitroß schlug aus und hätte beinahe den Ladebaum gebrochen, an dem es hing. Für Loials riesiges, zottiges Reittier brauchte man zwei Ladebäume.
»Eine Ehre«, flüsterte Adarra Moiraine mit einer Verbeugung zu, als sie auf die breite Laufplanke trat, die zum Kai führte. »Eine Ehre, Euch gedient zu haben, Aes Sedai.« Sie schritt hinunter, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ihr Gesicht war unter der Kapuze verborgen.
Loial erschien erst, als alle anderen und die Pferde bereits an Land waren. Der Ogier stampfte über die Laufplanke und versuchte, sich die lange Jacke anzuziehen, während er gleichzeitig seine großen Satteltaschen und die gestreifte Deckenrolle schleppte. Den Umhang hatte er sich über einen Arm gelegt. »Ich wußte nicht, daß wir angekommen waren«, grollte er atemlos. »Ich habe meine...« Nach einem Blick auf Moiraine sprach er nicht weiter. Sie schien konzentriert Lan zu beobachten, wie er Aldieb sattelte, doch die Ohren des Ogiers zuckten wie bei einer nervösen Katze.
Seine Notizen, dachte Perrin. Eines Tages muß ich nachlesen, was er über all dies zu sagen hat. Etwas kitzelte ihn im Nacken und er fuhr gewaltig zusammen, bis er den sauberen Pflanzenduft erkannte, der durch die Gewürze, den Teergeruch und den üblichen Gestank eines Hafens drang.
Zarine winkte mit ihrem Finger und lächelte. »Wenn ich das mit einer leichten Berührung meiner Finger fertigbringe, Bauernjunge, dann frage ich mich, wie hoch du erst springen würdest, wenn ich...?«
Er hatte allmählich beinahe genug von den berechnenden Blicken aus diesen dunklen, schräg stehenden Augen. Sie mag ja hübsch sein, aber sie sieht mich an wie ein Werkzeug, das ich noch nie zuvor gesehen habe, als versuche sie, herauszufinden, wie es hergestellt wurde und wozu man es wohl benützt.
»Zarine.« Moiraines Stimme klang kühl und beherrscht.
»Man nennt mich Faile«, sagte Zarine energisch, und einen Augenblick lang wirkte sie mit ihrer auffallenden Nase wirklich wie ein Falke.
»Zarine«, sagte Moiraine entschlossen, »es ist Zeit, daß sich unsere Wege trennen. Ihr werdet anderswo bessere und weniger gefährliche Jagd finden.«
»Ich glaube nicht«, sagte Zarine genauso eindeutig. »Eine Jägerin muß der Spur folgen, die sie erkennt, und kein Jäger würde die Spur außer acht lassen, die Ihr hinterlaßt. Und ich heiße Faile.« Sie verdarb den Effekt ein wenig, als sie tapfer schluckte, aber sie zuckte mit keiner Wimper unter Moiraines Blick.
»Seid Ihr sicher?« fragte Moiraine leise. »Seid Ihr sicher, daß Ihr eure Meinung nicht ändern werdet, Falke?«
»Das werde ich nicht. Ihr oder Euer Behüter mit dem steinernen Gesicht könnt nichts tun, was mich davon abhält.« Zarine zögerte und fügte dann bedächtig hinzu, als habe sie sich gerade zu vollkommener Ehrlichkeit entschlossen: »Zumindest werdet Ihr nichts tun, um mich davon abzuhalten. Ich weiß ein bißchen über die Aes Sedai Bescheid, und allen Geschichten zum Trotz gibt es Dinge, die Ihr nicht tut. Und ich glaube nicht, daß Steingesicht tun würde, was er müßte, um mich zum Aufgeben zu zwingen.«
»Seid Ihr da sicher genug, um es zu riskieren?« Lan sprach leise, und sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber Zarine mußte wieder schlucken.
»Es ist nicht nötig, ihr zu drohen, Lan«, sagte Perrin. Er war überrascht, sich dabei zu ertappen, wie er den Behüter zornig anblickte.
Moiraines Blick brachte ihn genau wie den Behüter zum Schweigen. »Ihr glaubt, Ihr wißt, was eine Aes Sedai macht und was nicht, ja?« sagte sie noch leiser als zuvor. Ihr Lächeln war alles andere als angenehm. »Falls Ihr mit uns gehen müßt, werdet Ihr folgendes tun.« Lan zwinkerte überrascht und die beiden Frauen starrten sich an wie Maus und Falke, nur daß Zarine diesmal nicht der Falke war. »Ihr werdet bei Eurem Jägereid schwören, daß Ihr tut, was ich sage, daß Ihr auf mich hört und uns nicht verlaßt. Sobald Ihr mehr von unseren Aufgaben wißt, als Ihr solltet, lasse ich Euch nicht in die falschen Hände fallen. Und das ist die Wahrheit, Mädchen. Ihr werdet schwören, als eine von uns zu handeln und nichts zu tun, was unsere Aufgabe
Weitere Kostenlose Bücher