Die Rückkehr des Drachen
einem Gaukler, Junge. Ich erfahre vielleicht Dinge, die du nicht zu hören bekommst. Ich will genauso wenig wie du, daß diesen Mädchen etwas geschieht.«
Hundert Schritt weiter die überflutete Straße entlang und auf der anderen Seite befand sich eine weitere Schenke, noch mal zweihundert Schritt weiter wieder eine, und danach kamen noch mehr. Mat klapperte eine nach der anderen ab. Sie traten kurz ein, Thom breitete seinen Umhang aus und erzählte eine Geschichte, und dann ließ er sich von irgend jemand zu einem Becher Wein einladen, während Mat nach einem großen Mann mit weißer Strähne im kurzgeschnittenen Bart und nach drei Frauen fragte. Er gewann beim Würfeln ein paar Münzen, erfuhr aber nichts, genausowenig wie Thom. Er war froh darüber, daß der Gaukler in jeder Schenke nur ein paarmal an seinem Wein nippte. Auf dem Schiff hatte Thom praktisch nichts getrunken, aber Mat war nicht sicher, ob er in Tear nicht doch wieder zum Säufer werden würde. Als sie schließlich zwei Dutzend Schankräume durchgemacht hatten, waren Mats Lider bleischwer. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, aber immer noch fielen stetig große Tropfen vom Himmel, und der Wind hatte mit dem Nachlassen des Regens aufgefrischt. Der Himmel färbte sich dunkelgrau in der Ankündigung der nahenden Morgendämmerung.
»Junge«, knurrte Thom, »wenn wir jetzt nicht zum ›Weißen Halbmond‹ zurückkehren, dann schlafe ich hier im Regen ein.« Er unterbrach sich und hustete. »Hast du gemerkt, daß du an drei Schenken vorbeimarschiert bist? Licht, ich bin so müde, daß ich nicht mehr denken kann. Hast du irgendein System bei deiner Suche, von dem du mir nichts erzählt hast?«
Mat starrte mit müden Augen die Straße hoch auf einen hochgewachsenen Mann, der um die Ecke eilte. Licht, bin ich müde. Und Rand befindet sich fünfhundert Wegstunden von hier und spielt weiterhin den verfluchten Drachen. »Was? Drei Schenken?« Sie standen fast genau vor dem Eingang einer weiteren. ›Der Goldene Becher‹ stand auf dem Schild, das im Wind knarrte. Es sah wohl nicht wie ein Würfelbecher aus, aber er entschloß sich zu einem neuen Versuch. »Noch eine, Thom. Wenn wir sie hier nicht finden, gehen wir zurück und ins Bett.« Das Wort ›Bett‹ klang nun schöner als ein Würfelspiel mit einem Einsatz von hundert Goldmark. Trotzdem zwang er sich hineinzugehen.
Nach zwei Schritten in den Schankraum hinein sah Mat ihn. Der große Mann trug einen grünen Mantel mit blauen Längsstreifen an den Puffärmeln. Es war ganz sicher Comar mit seinem kurzgeschnittenen Bart mit der weißen Strähne über dem Kinn und so. Er saß auf einem dieser Stühle mit seltsam niedriger Lehne an einem Tisch auf der anderen Seite des Raums, schüttelte einen ledernen Würfelbecher und lächelte den ihm gegenübersitzenden Mann an. Dieser Bursche trug einen langen Mantel und Pumphosen, und er lächelte nicht. Er blickte auf die Münzen auf dem Tisch herab, als wünsche er sie in seinen Geldbeutel zurück. Ein weiterer Würfelbecher stand neben Comar.
Comar entleerte den Würfelbecher und lachte schon, bevor die Würfel liegen blieben. »Wer ist der nächste?« rief er laut und zog den Einsatz zu sich herüber. Es stapelte sich bereits ein beachtlicher Haufen von Silbermünzen vor ihm. Er schob die Würfel in den Becher und rasselte mit ihnen. »Sicher möchte jemand anders sein Glück versuchen?« Es schien, daß keiner wollte, doch er schüttelte weiter und lachte.
Der Wirt war leicht herauszufinden, auch wenn die Wirte in Tear keine Schürzen zu tragen schienen. Seine Jacke war von der gleichen dunkelblauen Farbe wie die jedes Wirts, mit dem Mat gesprochen hatte. Ein molliger Mann, wenn auch höchstens vom halben Umfang Lopars und mit der Hälfte von dessen Kinnwülsten. Er saß für sich an einem Tisch, polierte mit zornigen Bewegungen einen Zinnkrug und schaute wütend zu Comar hinüber -allerdings nur, wenn der nicht herschaute. Auch einige andere Männer blickten den bärtigen Mann aufgebracht von der Seite her an. Aber nicht, wenn er herschaute.
Mat unterdrückte seinen ersten Impuls, zu Comar hinüberzurennen, ihm mit dem Bauernspieß eins über den Kopf zu braten und zu fragen, wo Egwene und die anderen seien. Hier stimmte etwas nicht. Comar war der erste Mann heute nacht, der ein Schwert trug, aber so, wie ihn die Männer ansahen, fürchteten sie nicht nur den Schwertkämpfer. Selbst die Dienerin, die Comar einen neuen Becher Wein brachte und als Dank
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