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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Eine winzige Schenke mit einem Dutzend Zimmer. Bevor er Emondsfeld verlassen hatte, war die Schenke ›Zur Weinquelle‹ das größte Gebäude gewesen, das er jemals gesehen hatte. Er zweifelte daran, daß Bran al'Vere mehr als ein Dutzend Zimmer zu vermieten hatte. Egwene hatte mit ihren Eltern und ihren Schwestern in den vorderen Zimmern im zweiten Stock gewohnt. Seng mich, manchmal glaube ich, keiner von uns hätte Emondsfeld verlassen sollen. Aber Rand hatte wohl nicht anders gekonnt, und Egwene wäre möglicherweise gestorben, wenn sie nicht nach Tar Valon gekommen wäre. Und jetzt stirbt sie vielleicht, weil sie dorthin ging. Er glaubte nicht, sich noch einmal an das Bauernleben gewöhnen zu können. Kühe und Schafe konnten ganz gewiß nicht Zocken. Aber Perrin hatte noch eine Möglichkeit, nach Hause zu gehen. Geh heim, Perrin, dachte er unwillkürlich. Geh heim, solange du noch kannst. Er schüttelte sich. Narr! Warum sollte er? Er dachte an ein Bett, schob den Gedanken aber beiseite. Noch nicht.
    Blitze zuckten über den Himmel, gleich drei gezackte Lichtspuren auf einmal, und sie warfen ihr grelles Licht auf ein schmales Haus, bei dem in den Fenstern Kräuterbündel zu hängen schienen. Daneben befand sich ein Laden, dicht verrammelt natürlich, aber es war anscheinend ein Töpfergeschäft, dem Schild mit den Schüsseln und Tellern nach zu schließen. Gähnend zog er die Schultern des Regens wegen noch mehr ein und bemühte sich, die Stiefel etwas schneller aus dem Matsch der Straße zu ziehen.
    »Ich glaube, diesen Stadtteil können wir vergessen, Thom«, schrie er. »Dieser ganze Matsch und der Gestank nach Fisch. Kannst du dir vorstellen, daß Nynaeve und Egwene - oder Elayne - hier wohnen wollen? Frauen wollen Ordnung und Sauberkeit, Thom, und gut soll es riechen.«
    »Vielleicht, Junge«, murmelte Thom und dann hustete er. »Du wärst überrascht, womit sich Frauen abfinden können. Aber vielleicht hast du recht.«
    Mat hielt seinen Umhang schützend über die Rolle mit den Feuerwerkskörpern und machte noch längere Schritte. »Komm weiter, Thom. Ich will Comar oder die Mädchen heute abend noch finden - entweder den einen oder die anderen.«
    Thom hinkte hinter ihm her und hustete von Zeit zu Zeit.
    Sie schritten durch das breite, nun, im Regen, unbewachte Stadttor, und Mat war froh, endlich wieder Pflaster unter den Füßen zu haben. Und nicht mehr als fünfzig Schritt weiter oben stand eine Schenke. Aus den Fenstern des Schankraums drang Lichtschein auf die Straße. Musik erklang von drinnen. Selbst Thom legte die letzten fünfzig Schritte trotz Regens schnell zurück, ob er nun hinkte oder nicht.
    Der ›Weiße Halbmond‹ hatte einen Wirt, dessen Figur den Mantel unterhalb der Gürtellinie genauso ausfüllte wie oberhalb, im Gegensatz zu den meisten Männern, die auf den niedrigen Stühlen an den Tischen saßen. Mat hatte das Gefühl, die Pumphosen des Mannes, die an den Knöcheln über seinen Halbschuhen zugebunden waren, hätten gereicht, daß in jedem Hosenbein ein normaler Mann voll und ganz Platz gefunden hätte. Die Dienerinnen trugen dunkle Kleider mit hohem Kragen und kurze, weiße Schürzen darüber. Zwischen den beiden gemauerten Kaminen saß ein Mann und spielte am Hackbrett. Thom beäugte den Mann kritisch und schüttelte den Kopf.
    Der säulenartige Wirt, Cavan Lopar hieß er, war mehr als froh, ihnen Zimmer vermieten zu dürfen. Er runzelte wohl die Stirn, als er ihre schmutzigen Stiefel sah, aber Silber aus Mats Geldbeutel - das Gold wurde darin nun immer weniger - und ein Blick auf Thoms flickenbedeckten Umhang ließen die Stirnfalten schnell verschwinden. Als Thom sagte, er werde gegen eine kleine Gebühr ein paar Abende lang auftreten, wackelte Lopars Mehrfachkinn vor Freude. Von einem großen Mann mit einer weißen Strähne im Bart wußte er nichts und auch nichts von den drei Frauen, die ihm Mat beschrieb. Mat ließ alles bis auf seinen Umhang und den Bauernspieß in seinem Zimmer. Er hatte kaum hingesehen, ob überhaupt ein Bett darin stand. Schlaf war wohl verlockend, aber er weigerte sich, dem Bedürfnis nachzugeben. Dann schlang er ein gut gewürztes Fischhaschee herunter und hastete wieder in den Regen hinaus. Er war überrascht, daß Thom mitkam.
    »Ich dachte, du wolltest im Trockenen bleiben, Thom.«
    Der Gaukler tätschelte den Flötenkasten, den er noch unter dem Umhang trug. Der Rest seiner Sachen befand sich auch oben im Zimmer. »Die Menschen sprechen gern mit

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