Die Rückkehr des Drachen
Augen direkt ins Gesicht. Ihr Schmollmund lächelte.
Keuchend schoß Egwene so schnell in ihrem Bett hoch, daß sie beinahe hinausgefallen wäre.
»Was ist los?« wollte Elayne wissen. »Was ist passiert? Du siehst verängstigt aus.«
»Du hast gerade erst die Augen zugemacht«, sagte Nynaeve leise. »Das ist das erste Mal seit dem Beginn, daß du zurückkommst und wir dich nicht wecken müssen. Es ist etwas geschehen, nicht wahr?« Sie rupfte wieder an ihrem Zopf. »Geht es dir gut?«
Wie bin ich zurückgekommen? fragte sich Egwene. Licht, ich weiß nicht einmal, wie ich das angestellt habe. Es war ihr klar, daß sie nur vor sich herschob, was sie doch sagen mußte. Sie löste die Schnur an ihrem Hals und nahm den Ring mit der Großen Schlange und den größeren, verdrehten Ter'Angreal auf die Hand. »Sie warten auf uns«, sagte sie schließlich. Es war nicht nötig, zu erwähnen, wen sie meinte. »Und ich glaube, sie wissen, daß wir in Tear sind.«
Draußen brach der Sturm über die Stadt herein. Der Regen trommelte auf das Deck über seinem Kopf. Mat blickte auf das Spielbrett auf dem Tisch zwischen ihm und Thom. Aber er konnte sich nicht recht auf das Spiel konzentrieren, obwohl er eine andoranische Silbermark gesetzt hatte. Donner rollte, und hinter den kleinen Kajütenfenstern zuckte ein Blitz auf. Vier Lampen beleuchteten die Kapitänskajüte der Segler. Das verdammte Schiff mag ja so schlank wie ein Vogel sein, aber es braucht immer noch verdammt zu lange! Das Schiff ruckte ein wenig und dann noch einmal. Die Vorwärtsbewegung schien sich zu verändern. Er sollte uns besser nicht auf eine verfluchte Schlammbank setzen! Wenn er nicht so schnell wie möglich mit dem Butterfaß weitersegelt, werde ich ihm das Gold in den Hals stopfen! Er gähnte. Seit sie Caemlyn verlassen hatten, hatte er nicht gut geschlafen, weil er zuviel gegrübelt und sich Sorgen gemacht hatte. Gähnend rückte er einen weißen Stein auf einen Kreuzungspunkt zweier Linien. Drei weitere Züge, und er würde fast ein Fünftel von Thoms schwarzen Steinen auf einmal schlagen können.
»Du könntest ein guter Spieler sein, Junge«, sagte der Gaukler mit der Pfeife im Mund, während er seinen nächsten Zug machte, »wenn du mit dem Kopf dabei wärst.« Sein Tabak roch nach Blättern und Nüssen.
Mat nahm einen weiteren Stein vom Stapel neben seinem Ellenbogen, zwinkerte dann aber und ließ ihn liegen. Mit den gleichen drei Zügen würde Thom ein Drittel seiner Steine umstellen und blockieren. Er hatte das nicht kommen sehen, und er fand keinen Ausweg. »Verlierst du jemals ein Spiel? Hast du jemals ein Spiel verloren?«
Thom nahm die Pfeife aus dem Mund und strich sich über den Schnurrbart. »Ziemlich lange schon nicht mehr. Morgase hat mich damals ungefähr jedes zweite Mal geschlagen. Man sagt ja, gute Offiziere und gute Spieler des Großen Spiels seien auch gut bei solchen Brettspielen. Das trifft alles auf sie zu, und ich wette, sie könnte auch ein Heer in der Schlacht führen.«
»Möchtest du nicht lieber noch ein wenig würfeln? Das hier dauert immer so lange.«
»Ich suche lieber hier meine Gelegenheit zu gewinnen. Beim Würfeln würde ich vielleicht einmal bei neun oder zehn Würfen gewinnen«, sagte der weißhaarige Mann trocken.
Mat sprang hastig auf, als die Tür aufschlug und Kapitän Derne hereinkam. Der Mann mit dem kantigen Gesicht riß sich den Umhang von den Schultern und schüttelte erst einmal das Wasser heraus. Er fluchte leise in sich hinein. »Das Licht soll meine Knochen versengen, aber ich weiß nicht, wieso ich Euch jemals die Segler chartern ließ. Immer wollt Ihr noch schneller vorankommen, ob in der dunkelsten Nacht oder bei schwerstem Regen. Schneller. Immer noch schneller! Wir hätten schon hundertmal auf eine blutige Schlammbank laufen können!«
»Ihr wolltet das Gold haben«, sagte Mat grob. »Ihr habt behauptet, dieser alte Holzhaufen sei schnell, Derne. Wann erreichen wir Tear?«
Der Kapitän lächelte verkrampft. »Wir machen gerade eben am Kai von Tear fest. Und ich will ein verdammter Bauer sein, wenn ich mich jemals wieder zu so etwas überreden lasse! Also, wo ist der Rest von meinem Gold?«
Mat eilte zu einem der kleinen Fenster und spähte hinaus. Im grellen Licht der Blitze konnte er eine nasse Hafenmauer erkennen und sonst nichts. Er zog den zweiten Beutel mit Gold aus der Tasche und warf ihn Derne zu. Wer hat je von einem Flußschiffer gehört, der nicht würfeln wollte? »Wird auch
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