Die Rückkehr des Drachen
dachte er. Er blickte finster den barfüßigen Männern nach, die mit Körben auf dem Buckel vorbeischlurften. Auch die Spuren von Pferdehufen befanden sich auf der Straße, doch sie wurden langsam von Füßen und Ochsenkarren überdeckt. Pferde, die einen Wagen oder vielleicht eine Kutsche zogen. Er hatte bisher in Tear aber nur Ochsen als Zugtiere beobachtet. Die Adligen und Kaufleute waren stolz auf ihre edlen Pferde und setzten sie niemals zur Arbeit ein. Allerdings hatte er keine Kutschen mehr gesehen, seit sie das Stadttor hinter sich gelassen hatten.
Er dachte nicht mehr an Pferde und Wagenspuren, sondern brachte statt dessen Thom zum Vordereingang und klopfte. Nach einer Weile klopfte er wieder. Und dann nochmals.
Er wollte schon aufgeben und zum ›Weißen Halbmond‹ zurückkehren, obwohl Thom ständig an seiner Schulter hustete, doch da hörte er aus dem Innern schlurfende Schritte.
Die Tür öffnete sich kaum mehr als einen Spalt und eine kräftige, grauhaarige Frau spähte heraus. »Was wollt Ihr?« fragte sie mit müder Stimme.
Mat setzte sein nettestes Grinsen auf. Licht, ich werde krank davon, daß all diese Leute hier klingen, als gebe es keine blutige Hoffnung mehr. »Mutter Guenna? Ich heiße Mat Cauthon. Cavan Lopar sagte mir, daß Ihr etwas gegen den Husten meines Freundes machen könnt. Ich kann gut bezahlen.«
Sie musterte sie einen Augenblick lang, schien auch Thoms Keuchen zu lauschen und seufzte dann. »Ich denke, wenigstens das kann ich noch tun. Ihr könnt genausogut hereinkommen.« Sie öffnete die Tür und schlurfte bereits weiter ins Haus hinein, bevor Mat sich rühren konnte.
Ihr Akzent klang dem der Amyrlin so ähnlich, daß er unwillkürlich schauderte, aber er folgte ihr und schleppte Thom hinein.
»Ich brauche... das nicht«, ächzte der Gaukler. »Verdammte Mixturen... schmecken immer... wie Dung!« »Halt den Mund, Thom.«
Die kräftige Frau führte sie bis hinten in die Küche, kramte in einem der Schränke herum, nahm kleine Steinguttöpfe und Kräuterpäckchen heraus und führte derweil Selbstgespräche.
Mat setzte Thom auf einen der Stühle mit hoher Lehne und blickte durch das nächste Fenster. Draußen im Hinterhof waren drei gute Pferde angebunden. Er war überrascht, daß die Weise Frau mehr als eines besaß, oder überhaupt eines. Er hatte in Tear außer den Adligen und den Reichen noch niemand reiten sehen. Diese Tiere sahen aus, als hätten sie mehr als nur ein wenig Silber gekostet. Schon wieder Pferde. Mir sind doch jetzt die verfluchten Pferde gleichgültig!
Mutter Guenna braute so etwas wie einen starken Tee, der übel roch, und dann zwang sie Thom, ihn zu trinken. Sie hielt ihm die Nase zu, als er versuchte, sich zu beklagen. Mat stellte fest, daß sie weniger fett war, als er angenommen hatte, denn so, wie sie den Kopf des Gauklers in einer Armbeuge hielt, während sie ihm die schwarze Flüssigkeit einflößte, gleich, wie er sich zu wehren mühte, zeugte das von einiger Kraft.
Als sie die Tasse wegnahm, hustete Thom und rieb sich genauso energisch den Mund. »Gaaah! Frau... ich weiß nicht... ob Ihr... mich ertränken wollt... oder umbringen... mit diesem Geschmack! Ihr solltet... solltet ein verdammter... Schmied sein!«
»Ihr werdet das zweimal täglich zu Euch nehmen, bis dieser Husten weg ist«, sagte sie mit fester Stimme. »Und ich habe eine Salbe da, mit der Ihr euch jeden Abend die Brust einreibt.« Etwas von dieser Resignation war aus ihrer Stimme gewichen, als sie mit auf die breiten Hüften gestützten Händen vor dem Gaukler stand. »Diese Salbe stinkt genauso, wie der Tee schmeckt, aber Ihr werdet Euch damit einreiben - gründlich! -, oder ich zerre Euch hinauf wie einen alten Karpfen in einem Netz und binde Euch mit Eurem eigenen Umhang auf einem Bett fest! Es ist noch nie ein Gaukler zu mir gekommen, und ich werde den ersten sich nicht gerade zu Tode husten lassen!«
Thom kochte vor Wut und blies keuchend seine Schnurrbartenden vom Mund weg. Doch er schien die Drohung ernst zu nehmen. Zumindest sagte er nichts, wenn er auch aussah, als wolle er ihr den eigenen Tee und die eigene Salbe ins Gesicht werfen.
Je mehr diese Mutter Guenna sprach, desto ähnlicher klang sie der Amyrlin. Da Thom ein so saures Gesicht machte und sie so energisch wirkte, entschloß er sich, besser ein wenig zu vermitteln, bevor der Gaukler sich vielleicht ganz weigern würde, ihre Medikamente zu nehmen - und sie ihn dazu zwang. »Ich kannte eine Frau, die so
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