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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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vertraut, Spieler, dann kann ich uns so weit bringen. Was danach geschieht, hängt vom Zufall ab. Vielleicht bringt Euer Glück uns wieder lebendig heraus.«
    »Ich habe schon immer Glück gehabt«, sagte Mat bedächtig. Traue ich meinem Glück soweit, daß ich ihm traue? Der Einfall, den Gefangenen zu spielen, gefiel ihm nicht besonders. Es schien zu leicht geschehen zu können, daß aus dem Vorwand Wirklichkeit wurde. Aber das Risiko schien ihm auch wieder nicht größer zu sein, als zu versuchen, im Dunkel dreihundert Fuß oder mehr steil hochzuklettern.
    Er blickte zur Stadtmauer hinüber und riß die Augen auf. Schatten glitten darauf entlang, und undeutliche Gestalten kletterten darüber. Aiel - da war er sicher. Sie verschwanden, aber nun konnte er auf der steilsten Felswand unterhalb des Steins von Tear Schatten sehen, die sich langsam hochbewegten. Das wär's also gewesen mit diesem möglichen Weg. Dieser eine Kletterer zuvor hatte es vielleicht in die Festung hinein geschafft, ohne einen Alarm auszulösen, aber hundert oder mehr Aiel würden ja wohl alle Glocken läuten lassen. Allerdings konnten sie auch als Ablenkung nützlich sein. Wenn sie irgendwo im Stein ein Durcheinander verursachten, dann würden diejenigen, die das Gefängnis bewachten, einem Diebfänger mit einem Dieb im Schlepptau nicht soviel Aufmerksamkeit schenken.
    Ich könnte genausogut selbst ein wenig zum Durcheinander beitragen. Ich habe hart genug daran gearbeitet. »Also gut, Diebfänger. Entschließt Euch nur nicht in letzter Sekunde, daß ich wirklich Euer Gefangener sei. Wir können zu Eurem Tor losgehen, sobald ich den Ameisenhaufen ein bißchen aufgestört habe.« Er glaubte zu sehen, daß Sandar die Stirn runzelte, aber er wollte dem Mann nicht mehr sagen, als sein mußte.
    Sandar folgte ihm über die Dächer und kletterte genauso leichtfüßig wie er höher hinauf. Das letzte Dach befand sich nur ein wenig unterhalb der Mauerkrone und war direkt daran angebaut. Er konnte sich leicht daran hochziehen und brauchte nicht einmal mehr zu klettern.
    »Was macht Ihr da?« flüsterte Sandar.
    »Wartet hier auf mich.«
    Mat trug die Blechschachtel vorsichtig mit einer Hand an ihrem Drahtgriff, und mit der anderen hielt er seinen Bauernspieß waagerecht vor sich. Er atmete tief durch und ging los in Richtung des Steins. Er bemühte sich, nicht daran zu denken, wie tief es bis zum Pflaster dort unten hinunterging. Licht, das verfluchte Ding ist drei Fuß breit! Darauf könnte ich doch mit verbundenen Augen im Schlaf laufen! Drei Fuß breit - im Dunkeln -und fünfzig Fuß über der Straße. Er bemühte sich auch, nicht daran zu denken, was er machen würde, wenn Sandar bei seiner Rückkehr verschwunden war und vielleicht weitere Männer holte, um ihn wirklich gefangenzunehmen. Nicht daran denken. Nur einfach das tun, was gerade ansteht. Wenigstens werde ich jetzt endlich sehen, wie es aussieht.
    Wie er vermutet hatte, befand sich eine Schießscharte in der Mauer des Steins, wo die Stadtmauer auf sie traf. Es war ein tiefer Einschnitt im Fels, in dem sich ein hoher, enger Schlitz befand, durch den ein Bogenschütze seine Pfeile schicken konnte. Falls der Stein angegriffen wurde, brauchten die Soldaten drinnen eine Möglichkeit, diesen Mauerpfad zu verteidigen. Hinter der Schießscharte war es jetzt dunkel. Es schien niemand aufzupassen. Auch daran hatte er bisher lieber nicht denken wollen.
    Schnell stellte er die Blechschachtel hin, lehnte den Bauernspieß an die Wand des Steins und ließ das Bündel von seinem Rücken gleiten. Hastig stopfte er es in die Schießscharte, so tief er konnte. Er wollte den entstehenden Lärm möglichst auf drinnen beschränken. Als er eine Ecke des Öltuchs wegzog, konnte er die verknoteten Zündschnüre sehen. In seinem Zimmer hatte er darüber nachgedacht und schließlich die längeren Lunten ein Stück abgeschnitten, damit sie genauso lang waren wie die kürzeren. Mit den abgeschnittenen Stücken hatte er alle zusammengebunden. Auf diese Art sollten sie eigentlich alle auf einmal hochgehen, und ein Knallen und Blitzen von dieser Größenordnung sollte wohl jeden alarmieren, der nicht gerade taub war.
    Der Deckel der Blechschachtel war nun so heiß, daß er zweimal auf seine Finger anpusten mußte, bis er ihn schließlich entfernt hatte. Er wünschte sich, Aludras Trick zu kennen, mit dem sie die Laterne so leicht und schnell entzündet hatte. In der Schachtel befand sich glühende Holzkohle auf einer

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