Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
»Er ist sehr krank, Mutter, und es bleibt ihm nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich werde euch benachrichtigen«, antwortete die Amyrlin knapp.
    »Aber, Mutter... «
    »Ich werde euch schon benachrichtigen! Jetzt aber weg mit euch, Kinder. Die Hoffnung der Burg ruht auf euren Schultern. Geht jetzt in eure Zimmer und ruht euch ein wenig aus. Denkt daran: Ihr habt beide eine Verabredung mit Sheriam und den Kochtöpfen.«
     

KAPITEL
15
     

    Der Graue Mann
    A ußerhalb des Arbeitszimmers der Amyrlin waren die Gänge leer bis auf ein paar Dienerinnen, die auf weichen Hausschuhen flink und leise ihren Geschäften nachgingen. Egwene war dankbar für ihre Gegenwart. Die Säle erschienen ihr mit einem Mal wie Höhlen, trotz all der Wandbehänge und Steinfriese. Gefährliche Höhlen.
    Nynaeve schritt zielbewußt voran. Sie zupfte immer wieder an ihrem Zopf. Egwene mußte sich beeilen, um Schritt zu halten. Sie wollte nicht allein zurückbleiben.
    »Falls immer noch Schwarze Ajah hier sind, Nynaeve, und sie auch nur ahnen, was wir tun... Ich hoffe, du hast es nicht ernst gemeint, als du sagtest, wir sollten uns verhalten, als hätten wir schon die Drei Eide abgelegt. Ich habe nicht die Absicht, mich von ihnen umbringen zu lassen, wenn ich das mit Hilfe der Macht verhindern kann.«
    »Falls noch welche von ihnen hier sind, Egwene, werden sie wissen, was wir vorhaben, sobald sie uns sehen.« Trotz ihrer Worte schien Nynaeve nicht ganz bei der Sache zu sein. »Oder sie werden uns zumindest als Bedrohung ansehen, und das bedeutet für uns die gleiche Gefahr.«
    »Wieso werden sie uns als Bedrohung ansehen? Niemand bedroht jemanden, der ihn letzten Endes herumkommandieren kann. Niemand fühlt sich von Frauen bedroht, die Töpfe schrubben und dreimal am Tag die Spucknäpfe ausleeren müssen. Deshalb schickt uns die Amyrlin in die Küche zum Arbeiten. Zumindest ist das ein Teil ihrer Gründe.«
    »Vielleicht hat die Amyrlin das nicht gründlich genug durchdacht«, sagte Nynaeve abwesend. »Oder sie plant etwas anderes, als sie uns wissen läßt! Denk nach, Egwene. Liandrin hätte gar nicht versucht, uns aus dem Weg zu schaffen, wenn wir nicht eine Bedrohung für sie dargestellt hätten. Ich weiß wohl nicht, wie und warum, aber das ändert sowieso nichts. Falls noch eine Schwarze Ajah hier ist, wird sie uns auf die gleiche Weise sehen, ob sie uns nun im Verdacht hat oder nicht.«
    Egwene schluckte. »Daran hatte ich nicht gedacht. Licht, ich wünschte, ich wäre unsichtbar. Nynaeve, wenn sie immer noch hinter uns her sind, riskiere ich lieber eine Dämpfung, als daß ich mich von Schattenfreunden umbringen lasse oder noch Schlimmeres! Und ich kann nicht glauben, daß du dich von ihnen erwischen läßt, gleich, was du der Amyrlin gesagt hast.«
    »Ich habe es ernst gemeint.« Einen Augenblick lang schien Nynaeve aus ihrer Nachdenklichkeit zu erwachen. Ihre Schritte wurden langsamer. Eine weißblonde Novizin huschte mit einem Tablett an ihnen vorbei. »Ich habe wirklich jedes Wort ernst gemeint, Egwene.« Nynaeve fuhr fort, als die Novizin außer Hörweite war: »Es gibt andere Möglichkeiten, uns zu verteidigen. Wenn nicht, würden jedesmal Aes Sedai getötet, kaum daß sie die Burg verlassen. Wir müssen nur herausfinden, wie das geht, und es genauso machen.«
    »Ich kenne bereits mehrere Möglichkeiten, genau wie du.«
    »Sie sind zu gefährlich.« Egwene öffnete den Mund, um zu erwidern, sie seien nur für den gefährlich, der sie angreife, doch Nynaeve ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Es kann sein, daß es dir zu gut gefällt. Als ich heute morgen meine Wut an den Weißmänteln ausließ... habe ich mich verlockend gut gefühlt. Es ist zu gefährlich!« Sie schauderte und beschleunigte ihre Schritte wieder, worauf auch Egwene schneller gehen mußte, um nicht zurückzubleiben.
    »Du hörst dich an wie Sheriam. Das war früher nicht so. Da hast du den Bogen fast immer überspannt. Warum akzeptierst du jetzt solche Einschränkungen, wenn wir sie vielleicht doch ignorieren müssen, um zu überleben?«
    »Was hilft es uns, wenn wir am Ende vielleicht aus der Burg gewiesen werden? Vor oder nach einer Dämpfung ist dann schon einerlei.« Nynaeves Stimme wurde leiser, als führe sie ein Selbstgespräch. »Ich kann es schaffen. Ich muß, wenn ich lange genug hierbleiben will, um alles zu lernen, und ich muß es lernen, wenn ich... « Mit einem Mal schien ihr klarzuwerden, daß sie laut gesprochen hatte. Sie warf Egwene einen scharfen Blick

Weitere Kostenlose Bücher