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Die Rueckkehr des Nexius

Die Rueckkehr des Nexius

Titel: Die Rueckkehr des Nexius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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zu können, selber Regie zu führen, und so kam fast immer alles zum Guten.
    Doch was sollte ich hier machen? Das Gefängnis befand sich scheinbar in den Wolken, denn unter dem Gebäude sah ich keinen Boden. Nur einen Baum, der den Mammutbäumen in Nordamerika alle Ehre gemacht hätte. Von hier bis zum Gipfel waren es bestimmt hundert Meter.
    »Ich muß wissen, wo ich mich befinde, verdammt!« fuhr ich die Angeketteten an, doch sie lachten nur.
    In diesem Augenblick kam ein Rabe in den Raum geflogen. Er ließ sich vor mir nieder.
    »Mein Name ist Munin«, sagte er, und in meinem Traum wunderte ich mich nicht einmal darüber, daß der Rabe sprach. »Ihr hättet mit dem Schiff der Götter nicht auf G0tland anlegen dürfen! Das war ein großer Fehler. Alle, die auf diesem Schiff in der Heimat der Asen einschlafen, können nur wieder erwachen, wenn man sie von Bord schafft. Stirbst du vorher in deinem Traum, nutzt auch das nichts mehr. Dann wird das auch auf dem Schiff dein Tod sein. Versuche also so lange wie möglich zu überleben. Vielleicht ist dir Yggdrasil eine Hilfe.«
    In meiner Kehle bildete sich ein großer Klumpen. Wie konnte es sein, daß mir der Rabe in meinem Traum sagte, daß ich träumte? Vermischten sich hier Traum und Realität? Ich bekam kein Wort heraus, und der Vogel flog davon.
    Yggdrasil, die Weltenesche? Heimat der Asen? Munin und Hugin, die sprechenden Raben? Befand ich mich in Asgard?
    Als Estland seine Selbständigkeit erhielt, war es mir auch möglich gewesen, endlich an westliche Literatur zu kommen. Da mich die griechische und nordgermanische Götterlehre interessierte und ich sie intensiv studiert hatte, konnte ich die Worte des Raben einordnen.
    Ich kniete wieder vor dem Abgrund und überlegte, ob ich springen sollte.
    Es gibt schließlich keinen weiteren Ausgang, und wenn dies ein Traum ist..., dachte ich - und stieß mich ab.
    Im freien Fall schaute ich mich nach dem Gefängnis um. Es hing tatsächlich in den Wolken, überspannt von dem größten und schönsten Regenbogen, den ich je erblickt hatte.
    Noch während ich die schillernden Farben in mir wirken ließ, schlug ich in Yggdrasils Krone auf, doch ich bekam nur einige unbe-deutende Schrammen ab. Das Risiko hatte sich gelohnt. Jetzt, wo ich mich in der Esche befand, kam sie mir vor wie ein großer Wald.
    Vor mir sah ich einen Hirsch äsen. In Yggdrasil lebten viele Tiere. In der Krone die Hirsche Dain, Dwalinn, Duneyr und Durathror. Sie fraßen die Knospen, die Blüten und die Zweige, womit die Stunden, Tage und Jahreszeiten vergingen. Ein Adler lebte oben im Geäst; zwischen seinen Augen saß der Habicht Wederfölnir, der das Wetter machte. Unten im Weltenbaum befand sich der Schlangendämon Nidhögg, auch Neiddrache genannt. Wenn der vielwissende Adler mir weiterhelfen konnte, durften wir uns nicht von Ratatosk, dem Eichhörnchen sehen lassen. Es würde die Information sofort dem Neiddrachen zutragen, und meine Chancen würden sinken, die Esche zu verlassen.
    Doch ich brauchte den Adler nicht aufsuchen, denn der Rabe kehrte zurück.
    »Munin?«, fragte ich.
    »Nein, ich bin Hugin. Mein Herr schickt mich. Odin weiß die Schicksale der Menschen vorauszusagen. Deines wird er sogar lenken. Wie du weißt, ist er ein Freund der Menschen und ein Feind der Riesen. Jedes Opfer auf dem Schiff der Götter ist ein Erfolg der Riesen, und das will Odin nicht zulassen. Sleipnir wird dich führen. Erweise dem Pferd dein vollstes Vertrauen und halte es besonders fest bei den Zügeln, dann wird es dich zu deinem Ziel führen.«
    Neben mir hörte ich ein leises Schnauben, und als ich den Kopf drehte, erblickte ich einen achtbeinigen Schimmel. Sleipnir, Odins schneller Läufer.
    »Steige schon auf! Ich habe absichtlich mit wenigen Worten viel erzählt, weil die Zeit drängt. Wir sehen uns in Midgard!« Damit flog der Rabe fort.
    Des Vogels Worte beherzigend, schwang ich mich auf den Rücken des Pferdes, das sofort lostrabte. Wiehernd durchbrach der Schimmel das Laubdach und ritt durch den freien Himmel weiter auf den Regenbogen zu.
    Bifröst, der Regenbogen, der Asgard und Midgard, Himmel und Erde verbindet, dachte ich.
    Wir ritten auf dem Regenbogen entlang, und ich hoffte, daß am Ende die Erde sein würde. Die nächsten Minuten konnte ich gar nichts mehr denken, weil Bifrösts Farben alle anderen Gedanken verdrängten.
    Eine unschätzbare Zeit verging. Ich dachte zwischenzeitlich gar nicht mehr an mein Schicksal, bis der Gaul abrupt anhielt und ich

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