Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Auto zu laufen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und warf es im Laufen Thomas zu.
    »Ruf die Cops, Ed«, rief ich über die Schulter. »Wir brauchen Verstärkung.«

42
    R
    achel nahm das Magazin aus Backus’ Waffe und stellte fest, dass es voll gewesen war, bis sie die zwei Schüsse auf ihn abgegeben hatte. Sie schob den Clip wieder zurück und ging ans Fenster.
    »Möchten Sie, dass ich mitkomme?«, fragte Ed Thomas hinter ihr.
    Sie drehte sich um. Er hatte sich losgeschnitten. Er stand da und hielt das Messer hoch, bereit.
    »Tun Sie, was Harry gesagt hat. Fordern Sie Verstärkung an.«
    Sie stieg auf das Fensterbrett und sprang in den Regen hinaus. Sie lief an den Bougainvilleen entlang, bis sie eine Öffnung fand und sich zum Zaun durchzwängte. Sie steckte Backus’ Waffe in ihr Holster und machte sich daran, über den Zaun zu klettern. Oben verfing sie sich mit dem Jackenärmel darin und riss ihn auf. Sie landete einen halben Meter neben dem Kanal auf dem Kies. Noch einen Meter, und das Wasser erreichte den Rand. Es wütete mit tödlichem Tosen gegen den Beton. Rachel riss den Blick davon los und schaute den Kanal hinunter. Sie sah Backus am Ufer entlanglaufen. Er war auf halbem Weg zu der Brücke in Saticoy. Rachel richtete sich auf und begann loszulaufen. Damit sich Backus auf das konzentrierte, was hinter ihm herkam, nicht auf das, was ihn an der Brücke erwartete, schoss sie einmal in die Luft.
    Der Mercedes schleuderte in der Mitte der Brücke gegen den Randstein. Ohne den Motor auszumachen, sprang ich aus dem Wagen und rannte ans Geländer. Ich sah Rachel mit erhobener Pistole am Kanal entlang auf mich zulaufen. Aber Backus sah ich nicht.
    Ich trat zurück und schaute in alle Richtungen, entdeckte ihn aber trotzdem nicht. Ich dachte, dass er die Brücke unmöglich vor mir erreicht haben konnte. Ich lief zu dem Tor neben der Brücke, durch das man auf den Kiesstreifen neben dem Kanal kam. Es war abgeschlossen, aber ich konnte sehen, dass der Kiesstreifen unter der Brücke hindurchführte. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Backus musste sich dort unten versteckt halten.
    Ich kletterte rasch über das Tor und sprang auf den Kies hinab. Ich kam wieder hoch, die Pistole mit beiden Händen auf die dunkle Öffnung unter der Brücke gerichtet. Geduckt bewegte ich mich in das Dunkel hinein. Das Rauschen des Wassers hallte laut von der Unterseite der Brücke zurück. Sie ruhte auf vier mächtigen Betonpfeilern. Backus hätte hinter jedem von ihnen versteckt sein können.
    »Backus!«, rief ich. »Kommen Sie raus, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist! Jetzt!«
    Nichts. Nur das Rauschen des Wassers. Dann hörte ich in der Ferne eine Stimme und drehte mich nach Rachel um. Sie war immer noch hundert Meter entfernt. Sie schrie zwar, aber ihre Worte gingen im Lärm des Wassers unter.
     
    Backus kauerte im Dunkeln. Er versuchte, alle Emotionen auszublenden und sich ganz auf den Augenblick zu konzentrieren. Er war schon einmal hier gewesen. Im Dunkeln in die Enge getrieben. Er hatte damals überlebt, und er würde auch jetzt überleben. Jetzt kam es ganz darauf an, sich auf den Augenblick zu konzentrieren, seine Kraft aus der Dunkelheit zu ziehen.
    Er hörte seinen Verfolger nach ihm rufen. Inzwischen war er ganz nah. Er hatte die Waffe, aber Backus hatte die Dunkelheit. Die Dunkelheit war immer schon auf seiner Seite gewesen. Er presste sich mit dem Rücken gegen den Beton und zwang sich, im Dunkel zu verschwinden. Er würde geduldig sein und den richtigen Moment abpassen.
     
    Ich wandte mich von Rachels ferner Gestalt ab und konzentrierte mich wieder auf die Brücke. Als ich weiter vorzudringen begann, hielt ich so viel Abstand zu den Betonpfeilern, wie es mir möglich war, ohne in den Kanal zu fallen. Ich sah hinter die ersten zwei Pfeiler und schaute wieder zu Rachel zurück. Sie begann, mir mit dem linken Arm etwas zu signalisieren, aber ich wurde nicht schlau aus der Hackbewegung, die sie immer wieder machte.
    Plötzlich wurde mir mein Fehler klar. Ich hatte die Autoschlüssel stecken lassen. Backus konnte auf der anderen Seite der Brücke hochkommen und mit dem Wagen fliehen.
    In der Hoffnung, noch rechtzeitig die Reifen zerschießen zu können, begann ich loszulaufen. Aber ich hatte mich hinsichtlich des Autos getäuscht. Als ich am dritten Betonpfeiler vorbeikam, sprang Backus plötzlich dahinter hervor und erwischte mich voll mit seiner Schulter. Ich fiel auf den Rücken – er auf mir – und rutschte über

Weitere Kostenlose Bücher