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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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eine Chance. Bosch.
    »Hallo, Bob. Lange nicht mehr gesehen.«
    »Ja, das kann man wohl sagen. Würden Sie bitte Ihre Waffe hier lassen und mir in die Bibliothek folgen?«
    Rachel legte ihre SIG auf einen der Bücherstapel auf dem Billardtisch.
    »Ist denn nicht das ganze Haus eine Art Bibliothek, Bob?«
    Backus antwortete nicht. Sie spürte, wie er sie hinten am Kragen packte, seine Waffe gegen ihr Rückgrat drückte und sie dann in die Richtung schob, in der er sie haben wollte. Sie verließen das Zimmer und gingen ins nächste, einen kleinen Raum mit zwei Lehnsesseln aus Holz, die vor einem großen gemauerten Kamin standen. Es brannte kein Feuer darin, und Rachel konnte hören, wie Regen durch den Schornstein auf die Feuerstelle herabtropfte. Sie sah, dass sich eine Pfütze gebildet hatte. Über die Fenster auf beiden Seiten des Kamins troff Regen und trübte sie.
    »Wie es der Zufall will, haben wir gerade genug Stühle«, sagte Backus. »Nehmen Sie doch Platz.«
    Grob lotste er sie um einen der Stühle herum und stieß sie darauf nieder. Nachdem er sie nach weiteren Waffen abgesucht hatte, trat er zurück und ließ etwas in ihren Schoß fallen. Rachel schaute zum anderen Sessel hinüber und sah Ed Thomas. Er lebte noch. Seine Handgelenke waren mit Kabelbindern an die Armstützen gefesselt. Mit zwei weiteren, miteinander verbundenen Kabelbindern war sein Hals an der Sessellehne festgemacht. Er war mit einer Stoffserviette geknebelt, und vor Anstrengung und Sauerstoffmangel war sein Gesicht knallrot.
    »Bob, Sie können sich das sparen«, sagte Rachel. »Sie brauchen niemandem mehr etwas zu beweisen. Sie …«
    »Legen Sie den Kabelbinder um Ihr rechtes Handgelenk und befestigen Sie es damit an der Armstütze.«
    »Bob, bitte. Lassen Sie …«
    »Los!«
    Sie legte den Kabelbinder um die Armlehne des Sessels und ihr Handgelenk. Dann zog sie den Plastikstreifen durch den Verschluss.
    »Fest, aber nicht zu fest. Ich will keine Spuren hinterlassen.«
    Als sie fertig war, forderte er sie auf, den freien Arm auf die andere Armstütze des Sessels zu legen. Danach kam er zu ihr und packte ihren Arm, um ihn festzuhalten, während er einen anderen Kabelbinder um ihn schlang und ihn damit an die Lehne fesselte. Dann trat er zurück, um sein Werk zu bewundern.
    »So.«
    »Bob, die Zusammenarbeit zwischen uns hat doch bestens geklappt. Warum tun Sie das?«
    Er blickte auf sie herab und lächelte.
    »Das weiß ich nicht. Aber lassen Sie uns darüber später reden. Erst muss ich mit Detective Thomas zu Ende kommen. Hat einige Zeit auf sich warten lassen, diese Sache zwischen ihm und mir. Und denken Sie nur, Rachel, Sie dürfen dabei zusehen. Was für eine seltene Gelegenheit für Sie.«
    Backus wandte sich Thomas zu. Er stellte sich vor ihn und riss ihm den Knebel aus dem Mund. Dann griff er in seine Tasche und zog ein Klappmesser heraus. Er öffnete es und durchtrennte mit einer raschen Bewegung den Kabelbinder, der Thomas’ rechten Arm an die Sessellehne fesselte.
    »Wo waren wir gleich wieder stehen geblieben, Detective Thomas? Zeile drei, glaube ich.«
    »Eher am Ende vom Lied.«
    Rachel erkannte Boschs Stimme, die von hinten kam. Doch als sie sich umdrehte, um nach ihm zu sehen, war die Sessellehne zu hoch.
     
    Ich hielt die Pistole fest in der Hand und überlegte, wie ich am besten vorgehen sollte.
    »Harry«, rief Rachel ruhig. »In der linken Hand hat er eine Pistole und in der rechten ein Messer. Er ist Rechtshänder.«
    Ich zielte auf ihn und forderte ihn auf, die Waffen niederzulegen. Er kam der Aufforderung ohne Zögern nach.
    Das ließ mich stutzen, so, als schaltete er zu schnell auf Plan B um. Gab es noch eine Waffe? Einen zweiten Killer im Haus?
    »Rachel, Ed, bei euch alles klar?«
    »Bei uns alles klar«, antwortete Rachel. »Sag ihm, er soll sich auf den Boden legen, Harry. Er hat Kabelbinder in der Tasche.«
    »Rachel, wo ist deine Waffe?«
    »Im andern Zimmer. Er soll sich auf den Boden legen, Harry.«
    Ich machte einen weiteren Schritt ins Zimmer und blieb dann stehen, um Backus zu betrachten. Er hatte sich wieder verändert. Er sah nicht mehr wie der Mann aus, der sich Shandy genannt hatte. Kein Bart, keine Kappe über grauem Haar. Sein Gesicht und sein Kopf waren rasiert. Er sah völlig anders aus.
    Ich machte noch einen Schritt, blieb aber wieder stehen. Plötzlich musste ich an Terry McCaleb und seine Frau und seine Tochter und seinen Stiefsohn denken. Ich dachte an die gemeinsame Mission und was

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