Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
zu sprechen.
    »Der oder die Betreffende stellte den Wagen einfach bei Hertz ab, stieg aus und ging weg«, sagte Ritz. »Niemand kann sich an etwas erinnern. Am Flughafen werden täglich etwa tausend Autos abgewickelt. Es gibt keine Kameras und keinerlei Belege außer dem Mietvertrag.«
    Und es sind diese 328 Meilen, die Ritz und den anderen Detectives Kopfzerbrechen bereiten.
    »Das sind eine Menge Meilen«, sagte Detective Peter Echerd, Ritz’ Partner. »Dieses Auto könnte an vielen Orten gewesen sein. Stellen Sie sich einen Kreis mit 164 Meilen Radius vor, und Sie kriegen eine Menge Quadratmeilen, die Sie absuchen können.«
    Trotzdem tun die Ermittler genau das, in der Hoffnung, dass ihre Bemühungen zu einem Hinweis führen, der den Kreis kleiner macht und möglicherweise zu einer Aufklärung des rätselhaften Verschwindens der sechs vermissten Männer führt.
    »Es ist wirklich bitter«, sagte Ritz. »Diese Männer haben alle Familien, und wir tun unser Bestes. Aber im Augenblick haben wir nur eine Menge Fragen und keinerlei Antworten.«
    Nach typischer Times-Manier verstand es der Artikel sehr geschickt, der Meldung eine Tragweite zu verleihen, die über den bloßen Nachrichtenwert hinausging. In diesem Fall waren es die Spekulationen darüber, inwieweit das Verschwinden dieser Männer symptomatisch für die jüngste Wandlung von Las Vegas zu einem Spielplatz für Erwachsene war. Das erinnerte mich an die Zeit, als ich in einem Fall ermittelt hatte, bei dem der Besitzer einer Autowerkstatt die Hydraulikleitungen einer Hebebühne durchtrennte, worauf ein drei Tonnen schwerer Cadillac auf seinen langjährigen Geschäftspartner stürzte und ihn zerquetschte. Ein Times-Reporter rief mich wegen der Einzelheiten für eine Meldung an und fragte mich dann, ob der Mord symptomatisch für die angespannte Wirtschaftslage sei und ob finanzielle Probleme die Geschäftspartner gegeneinander aufgehetzt hätten. Ich sagte, nein, ich fände den Fall symptomatisch dafür, dass es einem Kerl gegen den Strich gegangen sei, dass sein Partner seine Frau vögelte.
    Aber von den größeren Zusammenhängen einmal abgesehen, verfolgte die Polizei mit der Meldung einen ganz bestimmten Zweck. Das wurde mir sofort klar. Ich hatte es damals mit derselben Reporterin genauso gemacht. Ritz fischte nach Informationen. Warum sollte er, nachdem die Hälfte der Vermissten entweder aus Los Angeles kamen oder dorthin unterwegs gewesen waren, nicht bei der Times anrufen, dem Redakteur für Verbrechensmeldungen eine Story unterschieben und sehen, wer oder was auftauchte?
    Eine Person, die auftauchte, war Terry McCaleb. Er hatte den Artikel offensichtlich am 7. Januar, dem Tag seines Erscheinens, gelesen, denn seine ersten Eintragungen auf der Innenseite des Aktendeckels trugen dieses Datum. Die Vermerke waren kurz und rätselhaft. Ganz oben standen der Name Ritz und eine Telefonnummer mit der Vorwahl 702. Darunter hatte McCaleb geschrieben:
     
    7 /1 –
    durchschn. 44
    41 – 39 – 40
    Schnittstelle finden
    Lücke im Zyklus – es gibt mehr
    Auto – 328
    Dreieckstheorie?
    1 Punkt ergibt 3
    ET – Wüste absuchen
     
    9/1 –
    zurückrufen – png
     
    2/2
    Hinton-702 259-4050
    N/c story?
     
    28/2
    Zzyzx – möglich? Wie?
    Meilen
     
    Auf dem Rand des Ordners standen zwei weitere Telefonnummern mit der Vorwahl 702. Darunter kam der Name William Bing.
    Ich las die Einträge noch einmal und sah mir wieder den Zeitungsausschnitt an. Dabei fiel mir zum ersten Mal auf, dass McCaleb zwei Punkte in dem Zeitungsartikel eingekreist hatte: den Hinweis, dass der Leihwagen 328 Meilen mehr auf dem Tacho gehabt hatte, und das Wort Kreis in Echerds Kommentar, als er von einem Kreis mit 164 Meilen Radius sprach. Ich wusste nicht, warum er diese zwei Punkte eingekreist hatte, aber ich wusste, was die meisten Vermerke auf dem Aktendeckel bedeuteten. Ich hatte mehr als sieben Stunden über McCalebs Akten gesessen. Ich hatte Eintrag um Eintrag in Akte um Akte gelesen. Der ehemalige FBI-Agent verwendete eine selbst erfundene Kürzelsprache, die jedoch entzifferbar war, weil er in manchen Akten ausschrieb, was er in anderen abkürzte.
    Sofort ersichtlich war für mich, was er mit »ET« meinte. Es bedeutete »eindeutig tot«, eine Klassifizierung und Einschätzung, die McCaleb bei der überwiegenden Mehrzahl der von ihm bearbeiteten Vermisstenmeldungen getroffen hatte. Ebenfalls einfach zu entschlüsseln war »png«, was persona non grata bedeutete und in diesem

Weitere Kostenlose Bücher