Die Rückkehr des Verführers
können, dass Macy sich gerade für diese Fernsehshow interessierte.
„Was genau hast du denn durch Maury gelernt?“ Er wollte wissen, was in Macy vorging.
Sie lächelte vielsagend. „Ich liebe es, das Leben anderer Menschen kennenzulernen – vor allem dann, wenn es noch chaotischer ist als mein eigenes. Aber ich habe wirklich gelernt, warum manche Leute einfach immer betrügen müssen und manche Familien zerbrechen.“
„Und warum?“
„Weil sie nach jemandem suchen, der sie liebt und ihnen zuhört. Das Problem besteht darin, dass sie immer wieder auf dieselben Typen fliegen – das ist ein Kreislauf ohne Ende.“ Sie war plötzlich ganz ernst geworden.
Was sie sagte, ergab einen Sinn, fand Chris. Seine unglückliche Liebe zu Macy, die in einer ganz anderen Liga als er selbst gespielt hatte, hatte ihn allerdings dazu gebracht, etwas aus seinem Leben zu machen. Und heute war die Frau, die er aus ganzem Herzen begehrte, längst nicht mehr unerreichbar für ihn.
„Verstehe. Und auf welchen Typ Mann stehst du? Hast du etwas aus deiner gescheiterten Verlobung gelernt?“
„Ich denke schon. Ich habe Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Und mir ist klar geworden, dass Benjamin etwas gebraucht hat, was ich ihm nie hätte geben können.“ Sie klang ein wenig traurig.
„Und was ist das gewesen?“
„Eine Frau, die zufrieden damit gewesen wäre, seine Trophäe und die Mutter seiner Kinder zu sein – und die ein Auge zugekniffen hätte, wann immer er fremdging. Er ist viel auf Geschäftsreisen gewesen, und ich habe ihn dann immer furchtbar vermisst. Ihm schien die Trennung allerdings nie viel ausgemacht zu haben. Als wir uns getrennt hatten, ist mir klar geworden, dass ich nie etwas Besonderes für ihn gewesen bin.“
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte er, denn das war seiner Meinung nach eine ungewöhnliche Einsicht von einer Frau über den Mann, den sie eigentlich hatte heiraten wollen.
„Weil er es mir gesagt hat. Er hatte nur um meine Hand angehalten, weil …“ Sie zögerte und schaute auf ihre Hände. „Mir fällt es ein bisschen schwer, das auszusprechen.“
Er nahm ihre Hand in seine und verfluchte im Stillen den miesen Kerl, mit dem Macy verlobt gewesen war. Früher war er nur eifersüchtig auf den Typen gewesen, aber mittlerweile verspürte er richtigen Hass auf den Mann, der nicht erkannt hatte, was für ein wertvoller Mensch Macy war.
„Ich beurteile dich bestimmt nicht nach dem, was er gesagt hat“, versprach er.
Sie schluckte und atmete dann tief ein. „Ich hätte sonst nicht mit ihm geschlafen, denn ich wollte eigentlich bis zur Ehe warten. Ich weiß, das klingt ein bisschen dumm heutzutage, aber ich bin nun einmal so erzogen worden und wollte mich nicht einem Mann hingeben, der nicht vorhatte, mich auch zu heiraten.“
„Was ist passiert?“
„Benjamin hat mich also gebeten, seine Frau zu werden, und ich habe eingewilligt. Als wir dann verlobt waren, haben wir auch miteinander geschlafen. Und dann … habe ich den Unfall gehabt.“
Mit dem Daumen strich Chris beruhigend über ihre Fingerknöchel. Ihm gefiel nicht, dass Macy mit einem anderen Mann geschlafen hatte, doch die Vorstellung, dass der Mistkerl sich aus dem Staub gemacht hatte, als Macy seine Hilfe am nötigsten gehabt hätte, machte ihn rasend vor Wut.
„Ich verstehe“, entgegnete er scheinbar gelassen, obwohl er innerlich sehnlichst wünschte, er wäre derjenige gewesen, dem Macy ihre Jungfräulichkeit und ihr Herz anvertraut hätte. Denn für Macy gehörten diese beiden Dinge offensichtlich zusammen.
„Wirklich?“, fragte sie. „Ich weiß nämlich immer noch nicht, ob ich es selbst verstehe. Ich bin nur wahnsinnig wütend auf mich, dass ich Benjamin blind vertraut und ihm seine Lügen abgekauft habe. Abby sagt, das ist immer so, wenn man in jemanden verliebt ist – zu Anfang kann man den wahren Menschen nicht erkennen und sieht nur das, was man sehen will.“
Das klang zwar ein bisschen zynisch, aber Abby hatte schließlich ihren Mann ganz unerwartet verloren, deshalb hatte Chris Nachsicht mit ihr. „Manchmal sieht man aber auch den wahren Menschen auf Anhieb. Ich gebe nicht vor, jemand zu sein, der ich nicht bin.“
Macy schüttelte den Kopf. „Es geht nicht darum, was der andere vorgibt, sondern … ich mache mir selbst ein Bild von dem anderen, weil mein Herz mir sagt, das ist der Richtige. Ergibt das einen Sinn?“
„Ja“, bestätigte er. „Das ist dieselbe Situation, wenn ein älterer
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