Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
durften den Ablauf der Zeit nicht durcheinanderbringen. Wenig später würde Spynämlich von seiner Roboterausrüstung befreit werden, von Irden wieder in einen gewöhnlichen Fisch verwandelt werden und ein normales Leben führen können …
Ein normaler Fisch … Dieser Gedanke gab Sheila einen Stich. Er bedeutete, dass sie sich nie mehr mit Spy würden unterhalten können, selbst wenn sie ihn irgendwann im Meer wiedertreffen sollten. Vielleicht würde er sie nicht einmal mehr erkennen. Möglicherweise hatte er sogar all ihre gemeinsamen Abenteuer vergessen …
Nicht daran denken!, ermahnte sich Sheila. Das war eine so traurige Vorstellung. Dabei müssten sie doch glücklich sein, weil sie ihre Aufgabe gelöst hatten und die wunderbare Wasserwelt Talana gerettet werden konnte.
Zum letzten Mal aktivierten die beiden Delfine die HUNDERTKRAFT und folgten dem wirbelnden weißen Kraken. Wieder hatte Sheila das Gefühl, durch einen Tunnel aus Licht zu schwimmen, doch diesmal war die Reise sehr kurz.
Der schwarze Wal hatte sich nicht verändert. Er lag leblos am Meeresboden, umgewandelt zu einer Art U-Boot. Sheila überlief wieder eine Gänsehaut, sobald sie daran dachte, wie viele Jahre dieser Wal Zaidons Zuhause gewesen war und was der Lord der Tiefe , wie sich Zaidon seitdem nannte, alles angerichtet hatte. Erinnerungen stiegen in Sheila hoch und sie konnte den Anblick des schwarzen Wals kaum ertragen.
»So, lieber Sackfisch«, neckte Mario Spy, »jetzt spuck mal die Spieluhr aus. Leider müssen wir ohne dich nach Talana.«
»Wir würden dich schrecklich gerne mitnehmen«, beteuerte Sheila.
»Ja, ich würde Talana gern einmal mit eigenen Augen sehen«, meinte Spy. »Ihr habt so viel darüber erzählt. Muss wirklich sehr schön dort sein. Gibt es da auch Krill?«
»Ich weiß nicht«, sagte Sheila.
»Bestimmt«, antwortete Mario.
»Na ja … vielleicht … vielleicht komme ich ja irgendwann auch dorthin«, sagte Spy versonnen. »Eines Tages … Falls ich nicht in einem Treibnetz lande.« Er drehte sich ein wenig zur Seite und würgte die Spieluhr hervor. Mario nahm sie in Empfang.
Jetzt galt es, endgültig Abschied von Spy zu nehmen. Sheila hätte den Augenblick gern ein wenig hinausgezögert, doch es war riskant, sich allzu lange an diesem Ort aufzuhalten. Denn möglicherweise würde der Wal gleich sein Maul öffnen – und Mario und Sheila würden herauskommen. Sheila legte keinen Wert auf eine Begegnung mit sich selbst. Mario schien es ähnlich zu ergehen. Er drängte zur Eile.
»Also dann, Spy, mach’s gut!« Sheila berührte Spys Flossen mit dem Schnabel. »Du bist der beste Freund, den es gibt! Und versprich uns, dass du gut auf dich aufpasst!«
»Und ihr müsst mir versprechen, dass ihr euch nicht mehr in so waghalsige Abenteuer stürzt«, sagte Spy. Seine Stimme schwankte, auch ihm schien die Trennung schwerzufallen. »Vor allen Dingen nicht ohne mich!«
»Versprochen«, sagte Mario. »Halt die Flossen steif, Sackfisch!«
»Klar.« Spy blickte ihnen nach, als sich das Herz der Vergangenheit wirbelnd im Kreis drehte. Es wurde Sheila schwindelig. Sie hatte einen Moment lang den Eindruck, Spy wie durch ein umgekehrtes Fernglas zu sehen. Er wurde kleiner und kleiner – dannwurden Sheila und Mario wieder in den Tunnel gezogen. Das weiße Licht ging über in einen prächtigen Regenbogen. Sheila wusste, dass sie bereits das Weltentor passierten. Es war ein Wahnsinnsgefühl, die magische Grenze zu überschreiten, und sie war sehr froh, dass sie ihren Auftrag tatsächlich erfüllt hatten und Irden nicht enttäuschen würden.
In Talana stand noch immer die Zeit still. Geführt von dem weißen Kraken schwammen Mario und Sheila durch die fantastische Unterwasserwelt mit den leuchtenden Farben und den wunderschönen Muschelgebäuden. Sheila fragte sich, ob sich das, was bereits zerstört war, wiederherstellen ließ.
Als sie die heilige Insel erreichten, schlüpfte auch das Herz der Vergangenheit in die Spieluhr. Mario und Sheila verwandelten sich in Menschen und kletterten aus dem Wasser.
Auf dem Weg zum Tempel der Zeit war Sheila feierlich zumute. Sie trug die goldene Spieluhr. In Kürze würde sie das gestohlene Herz an seinen Platz zurücksetzen. Sie war aufgeregt. Sie musste an den Spruch denken, der im Deckel der Spieluhr eingraviert war.
Bewahrt in mir das Herz der Zeit,
verwendet es nur mit Bedacht!
Ob Zukunft, ob Vergangenheit,
liegt jetzt allein in eurer Macht!
»Glaubst du, Zaidon hat
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