Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
angefressen, böööh, Schnecken und Seesterne; sie haben ein Loch in uns reingefressen, dabei schmecken wir gar nicht gut, wir schmecken sogar ganz scheußlich, aber jetzt haben wir ein hässliches Loch und das Herz ist ausgerissen … Deswegen hat Saah-Raa kein Herz mehr, und wir sind ganz allein …«
Sheila schwamm langsam um Saah-Raa herum und entdeckte eine schadhafte Stelle, die aussah, als hätte jemand daran geknabbert. Konnte es sein, dass dieser uralte Schwamm das Herz von Atlantis sechs Jahrtausende lang eingesperrt hatte, bis es durch das Schneckenloch freigekommen war? Wenn ja, wo war es jetzt? Oder erzählte der Schwamm nur eine Geschichte, die er sich aus lauter Langeweile ausgedacht hatte?
»Hör mal, Saah-Raa«, begann sie vorsichtig. »Wie hat dein Herz denn ausgesehen? War es weiß, mit acht langen Armen? Hat es so ähnlich ausgesehen wie dieser weiße Krake da?«
»Kann sein«, blubberte der Schwamm und ein paar Luftblasen stiegen an seinen Seiten empor. »Kann sein, dass es zehn Arme waren oder zwölf. Wir haben nicht gezählt. Wir zählen auch die Jahre nicht mehr, wir haben nämlich genug gezählt. Aber es war weiß, das Herz, kann sein …«
»Und wo ist es jetzt?«, fragte Mario aufgeregt und stieß Spy beiseite, der neugierig in das Loch spähte, das die Schnecken in den Schwamm gefressen hatten. »Wie lange ist es schon weg?«
»Haben wir doch schon gesagt«, maulte der Schwamm. »Wir haben alles schon gesagt. Vor vierzehn Tagen oder zwei Jahren … Das Herz ist entkommen, wir haben es freigelassen und jetzt hat der Warzenkrake ein langes Leben. Hässliches Tier, sehr hässlich. Aber uns ist es egal, unseretwegen muss ein Krake nicht schön sein. Der Warzenkrake frisst wenigstens die Seesterne, die auch an Saah-Raa fressen; wir können uns nicht wehren, Saah-Raa ist friedlich, sehr friedlich. Aber der Warzenkrake kommt jede Nacht, und seit er das Herz hat, tut uns kein Seestern mehr etwas zuleide …« Er gähnte wieder. »Wir sind jetzt müde, so müde.«
»Er kommt jede Nacht?«, vergewisserte sich Sheila. »Auch heute Nacht?«
»Jaaaaaa, haben wir ja schon gesagt, schon gesagt«, murmelte der Schwamm. Seine Stimme klang jetzt sehr langsam und schläfrig.
»Dann sind wir vielleicht doch am richtigen Ort gelandet«, meinte Sheila und blickte hoffnungsvoll zu Mario. »Wir müssen nur die Nacht abwarten.«
2. Kapitel
Der Kampf mit dem Warzenkraken
Obwohl sich Sheila so sehr für das Meer interessierte, wusste sie wenig über die Gewohnheiten von Kraken. Sie hatte keine Ahnung, ob sie sich meistens an einem Platz aufhielten oder ob sie eher zu den Unterwassernomaden gehörten, die von Ort zu Ort zogen. Sheila hoffte sehr, dass der Krake, der nun das Herz von Atlantis in sich trug, feste Gewohnheiten hatte und tatsächlich jede Nacht in der Nähe des uralten Schwamms vorbeizog.
»Glaubst du, Saah-Raa hat die Wahrheit gesagt?«, fragte sie Mario, nachdem sie schon ein paar Stunden gewartet hatten.
Es musste inzwischen Mitternacht sein und der Warzenkrake war noch immer nicht aufgetaucht. Spy schlief und zuckte nur ab und zu mit einer Flosse. Zuvor hatte er sich immer wieder über das kalte Wasser beklagt. Seine Linsenaugen schimmerten jetzt trüb; sie sahen aus, als sei das Glas beschlagen. Das war Sheila schon öfter aufgefallen, wenn Spy döste oder schlummerte.
»Ich denke schon, dass uns der Schwamm nicht angelogen hat«, meinte Mario. »Es könnte höchstens sein, dass die Sache mit dem Warzenkraken schon länger her ist und dass er vielleicht mal eine Zeit lang jede Nacht gekommen ist. Der Schwamm scheint ein bisschen wirr zu sein, was Zeitangaben betrifft. Aber eigentlich kein Wunder – bei seinem Alter.«
Es blieb ihnen nichts übrig, als weiter zu warten und zu hoffen. Das Herz der Vergangenheit hatte sich auf Saah-Raa niedergelassen, die Arme verknotet und schlief ebenfalls. Aus der Tiefe stiegeine neue Wolke winziger Leuchtkrebse auf. Spy hätte einen Begeisterungsschrei ausgestoßen, wenn er es mitbekommen hätte.
»Ich tauche jetzt mal ein Stück runter«, sagte Sheila entschlossen. Sie hielt das Warten nicht länger aus.
»Ich komme mit«, sagte Mario sofort.
»Aber wenn der Krake ausgerechnet jetzt bei dem Schwamm auftaucht?« Sheila wäre es lieber gewesen, Mario würde bei Saah-Raa warten.
Doch Mario wollte Sheila auf keinen Fall allein lassen, weil er Angst hatte, ihr könnte in den dunklen, unbekannten Tiefen vielleicht etwas zustoßen.
Nach
Weitere Kostenlose Bücher