Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
kurzer Diskussion gab Sheila nach und sie tauchten gemeinsam in die Tiefe. Dabei benutzten sie ihr Sonar, um jedes krakenförmige Tier rechtzeitig zu entdecken. Sie sahen Meeresspinnen, Seesterne und sehr große Leuchtkrebse. Ein menschliches Auge hätte längst nichts mehr gesehen. In einer Tiefe von mehr als hundert Metern entdeckten sie schließlich auf einem Felsvorsprung einen großen ruhenden Kraken. Sheila merkte, wie ihr Herz schneller schlug. So einen Kraken hatte sie noch nie gesehen. Arme und Kopf waren mit unzähligen Warzen bedeckt. Die Arme waren ziemlich fleischig. So, wie der Krake auf dem Felsen lag, erinnerte er Sheila an eine riesige Kröte. Die beiden hervorspringenden Augen saßen in grünlich schimmernden Hügeln. Wahrscheinlich hatten sich an dieser Stelle Leuchtbakterien angesiedelt. Sheila fand, dass der Krake ziemlich unheimlich aussah.
Der Warzenkrake bemerkte die herannahenden Delfine, richtete sich auf und behielt sie fest im Auge. Sein Körper war gespannt – und bereit zur Flucht.
»Er denkt vielleicht, wir wollen ihn fressen«, sagte Sheila leise zu Mario.
»Na, vielen Dank«, erwiderte Mario angeekelt. »Auf dieses Warzendings hab ich nicht den geringsten Appetit – obwohl es im Prinzip ganz gut wäre, mal wieder was in den Magen zu bekommen.«
Sie schwammen vorsichtig auf den Kraken zu. Dieser ließ sie bis auf ein paar Meter herankommen, dann machte er eine blitzschnelle Bewegung, schlug im Wasser einen Haken und versteckte sich in einem Loch im Felsen. Als Sheila in die Öffnung schaute, blickte sie in zwei große, schimmernde Augen. Es lag keine Angst darin, sondern Wut und Angriffslust.
»Hallo, Krake«, sagte Sheila und hoffte, dass auch bei dem Kraken das magische Amulett wirken und er sie verstehen würde, »du brauchst nicht vor uns zu fliehen. Wir wollten dich nur etwas fragen, das ist alles.«
»Ich räde nicht mit Dälfinän«, knurrte der Krake. »Von mir bäkommt ihr keinä Auskunft.«
»Wir wollen nur wissen, ob du etwas hast, wonach wir suchen.« Sheila versuchte, den Kraken so freundlich wie möglich anzusprechen, um sein Vertrauen zu erringen. »Saah-Raa hat uns erzählt, dass er ein Herz hatte, das aber entwischt ist. Ein Warzenkrake hätte es sich geschnappt.«
»Saah-Raa ist ein Schwätzär«, grollte der Krake. »Was soll ich mit einäm främdän Härzän?«
»Das Herz ist etwas Besonderes«, sagte Sheila schnell. »Es hat dafür gesorgt, dass der Schwamm uralt geworden ist.«
Der Krake zeigte keinerlei Reaktion. Er wirkte gelangweilt.
Entweder verstellt er sich oder er weiß tatsächlich nichts von dem Herzen, dachte Sheila.
»Das Herz ist nämlich sehr wichtig für uns«, erklärte sie. »Es gehört an einen anderen Ort. Wenn wir es nicht bald dorthin zurückbringen, müssen viele Lebewesen leiden. Und es werden herrliche Muschelpaläste zerstört. Jemand hat das Herz vor langer Zeit gestohlen.«
»Mir doch ägal«, sagte der Krake schnippisch und legte einen seiner Arme quer über seinen Kopf.
Plötzlich fingen seine Augen an, gierig zu glühen. Mit einem Satz schoss er aus der Höhle heraus und zwischen Sheila und Mario hindurch. Er bewegte sich unglaublich schnell. Als sich Sheila umwandte, entdeckte sie im Wasser schräg über sich das Herz der Vergangenheit . Der Warzenkrake steuerte direkt darauf zu und versuchte es zu fassen. Der kleine weiße Krake ließ das Warzenungetüm dicht an sich herankommen, um sich ihm dann mit einer blitzschnellen Bewegung zu entziehen. Seine acht Arme wirbelten durchs Wasser und bildeten wieder ein leuchtendes weißes Rad, das den Warzenkraken sichtlich verwirrte.
Sheila brauchte einen Moment, bis sie begriffen hatte, dass das Herz der Vergangenheit »Lockvogel« spielte. Und der Warzenkrake hatte sofort reagiert …
»Los, Mario!«, rief sie. »Das ist der richtige Krake! Und er hat ganz sicher das Herz von Atlantis – genau wie Saah-Raa erzählt hat!«
Nun begann eine Hetzjagd auf den Warzenkraken. Mario und Sheila schnellten gleichzeitig vorwärts, aber der Krake ergriff die Flucht und tauchte in die Tiefe. Die Delfine änderten ihre Richtung und nahmen die Verfolgung auf. Der Krake war ungewöhnlich schnell und Sheila fragte sich, ob es vielleicht daran lag, dass er das Herz von Atlantis in sich trug. Immerhin stammte es aus Talana und war somit magisch. Wer weiß, was es alles bewirken konnte!
Mindestens eine Viertelstunde lang dauerte die Verfolgungsjagd durch das unbekannte Gewässer. Es war
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