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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Blaulicht eines Feuerwehrautos, das trotz der Sturmböen die Drehleiter bis zum vierten Stock des einst ehrwürdigen Palasts der ehemaligen Cassa Marittima ausgefahren hatte. Das Gebäude stand seit Jahren leer und wartete auf einen neuen Besitzer. Ein Fensterladen wedelte dort oben beängstigend im Wind und drohte auf die Straße geschleudert zu werden. Ein anderer hatte bereits die Windschutzscheibe eines parkenden Autos durchschlagen. Die Straße war blockiert.
    »Was ist passiert?« Laurenti legte, das Telefon am Ohr, den Rückwärtsgang ein und fuhr die Einbahnstraße zurück, bis er vor dem Justizpalast abbiegen konnte. Andere Autofahrer hupten wütend, er ließ das Fenster herunter und stellte das Blaulicht aufs Dach.
    »Du mußt sofort kommen!« bettelte Livia. »Im Moment testen sie Patrizia. Sie macht ihnen eine Szene, damit du rechtzeitig hier sein kannst, bevor ich dran bin. Ihr passiert schon nichts, sie ist ja schwanger. Gib Gas, Papà. In Barcola vor der Bar ›La Voce della Luna‹.«
    Laurenti warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Halb acht. Er fragte Pina, ob sie etwas gegen einen kleinen Abstecher hätte vor dem Feierabend. Er betätigte die Sirene und jagte den Alfa Romeo durch Triest, als versuchte er einen flüchtigen Bankräuber zu stellen. Vor dem »La Voce della Luna« hielt er hinter dem Auto der Kollegen, und da fiel ihmschlagartig ins Auge, weshalb diese eingeschritten waren. Eine Familie war wirklich eine feine Sache!
    »Seien Sie bloß froh, daß Sie keine Kinder haben«, knurrte er zu Pinas Überraschung und schüttelte fassungslos den Kopf.
    Am Straßenrand stand der Fiat Punto seiner Frau, auf dessen Dach ein riesiger Tannenbaum dilettantisch vertäut war. Die Seile liefen zu den Seitenfenstern hinein und waren im Innenraum verknotet. Dafür ragten Stamm und Wipfel des Baumes weit über Front und Heck des Wagens hinaus. Die Tanne, deren Zweige über die Seitenfenster herunterhingen, maß gut fünf Meter und wog mindestens einen Doppelzentner. Kein Mensch könnte so fahren! Wo hatten Patrizia und Livia bloß dieses Monstrum her? Und was führten sie damit im Schilde?
    Als Laurenti aussteigen wollte, sagte Pina entschieden, daß sie sich um die Sache kümmern würde. Dankbar ließ er sie gewähren und beobachtete staunend, wie sie zwei Paar Handschellen aus der Ablage zog und damit zu den beiden Uniformierten humpelte. Obwohl jeder Polizist in der Stadt die kleine Inspektorin kannte, zog sie demonstrativ ihren Dienstausweis. Sie verlangte mit großen Gesten die Papiere von Laurentis Töchtern, blätterte sie flüchtig durch und steckte sie ein. Dann ging sie zu dem Fiat hinüber, zog den Schlüssel ab und verriegelte ihn. Wieder sah Laurenti sie mit den Uniformierten streiten, die schließlich verdrossen nachgaben. Pina legte den beiden Schwestern kurzerhand die Handschellen an und führte sie unter den verblüfften Blicken der Streifenpolizisten zu Laurentis Dienstwagen. In der Dunkelheit konnten die beiden Männer nicht erkennen, wer am Steuer saß. Schließlich stiegen sie in ihren Wagen und fuhren langsam davon.
    »Danke, Papà.« Livia und Patrizia kicherten albern, als sie mit auf den Rücken gefesselten Händen unbeholfen auf dieRückbank rutschten. »Das war vielleicht knapp. Um ein Haar wäre der Führerschein weg gewesen, und Mamas Auto hätten sie auch beschlagnahmt. Die Bullen werden immer kleinlicher.«
    »Bedankt euch bei meiner Kollegin. Wer von euch beiden saß am Steuer?«
    »Wir wollten erst losfahren«, sagte Livia.
    »Raus mit der Sprache.«
    »Ich«, riefen beide wie aus einem Mund. Patrizia hieb ihrer Schwester den Ellbogen in die Rippen.
    »Ich natürlich«, wiederholte Patrizia schnell.
    »Natürlich, weshalb?«
    »Wir haben mit Marco noch einen Aperitif getrunken, bevor er zur Arbeit mußte. Ich ohne Alkohol, deshalb«, sagte Patrizia. »Aber nehmt uns doch endlich diese Handschellen ab. Sie tun verdammt weh.«
    »Die bleiben dran, bis ihr dem Untersuchungsrichter vorgeführt werdet.« Marco! Damit war klar, wer den Baum gefällt hatte. Laurenti war zutiefst davon überzeugt, daß Livia mit ihrem Bruder auch noch einen Joint geraucht hatte. Doch in Anwesenheit der Inspektorin zog er vor, seine Frage auf später zu verschieben. »Wer hat euch eigentlich diesen Baum aufs Dach gelegt?«
    »Der ist eine Überraschung«, sagte Patrizia stolz.
    »Eine … was?«
    »Der ist für daheim«, sprang Livia ein. »Wir wollten ihn im Garten aufstellen und richtig

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