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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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die Zügel locker, das kleine Pferd fand selbst nach Haus. Doch plötzlich umklammerte sie das Leder.
    Dort unter den Büschen und Sträuchern lag etwas. Etwas Dunkles. Maria brachte den Zelter zum Stehen. Es sah aus wie ein Paar Stiefel, eisenbeschlagene, braune Stiefel. Maria ritt näher. Und dann sah sie ihn. Er lag auf dem Rücken und trug ein Kettenhemd wie die sächsischen Offiziere. War es derjenige von Raupachs Offizieren, der heute früh nach Köln aufgebrochen war? Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Sie sprang vom Pferd und kam so nah, daß sie ihn hätte berühren können. Dann wußte sie, daß er es war, obwohl sein Kopf von ihr abgewandt in den Sand gesunken war. Sie wagte nicht, den Kopf herumzudrehen, aber sein Helm war zur Seite gerollt und gab dichtes, blondes Haar frei. Sie erkannte auch das Wams über dem Gliederhemd. Es gab keinen Zweifel mehr. Es war Monreal. Sie machte noch einen zögerlichen Schritt. Seine Hand lag regungslos im Sand, der Arm eigenartig abgewinkelt.
    »Monreal?« rief sie ihn an, obwohl sie bereits wußte, daß er sie nie mehr hören konnte. Sie versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Sie durfte jetzt nicht weinen, hier allein mit diesem toten Mann vor ihren Füßen. Sie wischte die Tränen fort, bestieg das Pferd und kehrte zur Burg zurück.
    Es war aber niemand außer ihrer Stiefmutter da, mit dem sie hätte sprechen können, denn die meisten Männer waren ausgeritten. Sie wollte einen der Knechte bitten, mit ihr zu kommen, als ihr Blick auf den Iren fiel. Sie mochte ihn nicht, aber sie wußte, er besaß Bertholds Vertrauen. Also ging sie zu ihm hin, versank dabei mit ihren kleinen Stiefeln im aufgeworfenen Sand, denn er war bei den Handwerkern, die vor einer Woche begonnen hatten, die hölzernen Palisaden abzubrechen und eine starke Ringmauer mit einem eisenbeschlagenen Tor um die Festung zu bauen.
    »Da draußen liegt ein toter Offizier«, sagte sie zu ihm, und er ließ seine Axt sinken und starrte sie an.
    »Es ist Monreal.«
    »Der ist auf dem Weg nach Köln«, sagte er ungläubig.
    Sie nickte. »Ja, das sollte er sein, aber jetzt liegt er da draußen und ist tot.«
    Der Ire rief nach einem Soldaten und seinem Pferd und führte Maria zu ihrer Stute zurück. »Dann zeigt mir die Stelle, wo er liegt.«
    Sie führte ihn hin.
    Er drehte den Toten auf den Bauch, und erst jetzt sah sie den abgebrochenen Pfeil, der in seinem Rücken steckte. Den Pfeil einer Armbrust. Maria wandte sich ab. Der Ire sah zum Himmel. Es war windig geworden, schwere Wolken verdunkelten die Sonne. Es würde Regen geben. Cai Tuam stand auf und hob mit dem Soldaten den Toten auf sein Pferd.
    »Reitet nach Hause, Herrin«, sagte er.
    »Und Ihr?«
    Sie sah den Soldaten langsam davonreiten, hinter sich auf dem Rücken des anderen Pferdes Monreal, und dann sah sie auch die Spur des Blutes im Sand, dort, wo er gelegen hatte.
    »Ich gehe zu Fuß«, sagte der Ire.
    Sie schwieg.
    Er bückte sich und sah sich die Spuren im Sand an. »Seltsam«, murmelte er. »Da ist nur eine Spur. Es war nur einer, und er hatte kein Pferd. Dafür scheint er mit Monreals Pferd verschwunden zu sein. Habt Ihr ein Pferd gesehen, Herrin?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er blickte wieder zum Himmel. Erster Regen fiel, schwere dicke Tropfen. Cai wandte sich wieder dem Boden zu. Er hockte da, in Gedanken versunken, als Maria ein Geräusch hörte. Das Rascheln von Blattwerk, Schuhe, leise Schritte im Sand. Ein Schatten glitt über den Weg, der gesäumt war von wildem Ginster. Jetzt sah auch der Ire auf und erhob sich langsam. Jemand kam aus dem Unterholz des Waldes, weiß schimmerte es durch die Blätter. Und dann sprang er heraus, ein Mann in einem vergilbten, schmutzigweißen, auffälligen Mantel. In seiner Hand blitzte ein Dolch auf. Für die Frau hatte er nur einen kurzen Blick. Er blieb stehen und musterte den Iren abschätzig, so als überlege er, ob der eine leichte Beute sei oder nicht.
    In dem Augenblick, als der Regen richtig losbrach, zog der Ire sein Schwert aus dem Gürtel. Vielleicht war es der Regen, der vor ihren Augen hing wie ein Schleier, vielleicht auch die Angst, die sie gepackt hielt, aber Maria rührte sich nicht von der Stelle.
    Der Mann im weißen Mantel begann den Iren zu umkreisen wie ein hungriger Wolf, die Zähne gebleckt. So umschlichen sie sich eine Weile, während der Regen den Boden rutschig machte und der Wind ihnen das Wasser ins Gesicht peitschte.
    Der Weißbemantelte war von großem und

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