Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
subtil vorgehen.«
    General Gratach lachte höhnisch. »Subtil! Die Medieninsekten mögen schwirren und schnattern, doch ihre Stiche könnten gleichwohl gefährlich sein.«
    »Gewiss«, sagte Kuros. »In jedem Lebenskreis gibt es skrupellose Adepten, deshalb wird sich die Zurückhaltung auszahlen, zumal wir Sendruka als ausgesprochen direkt gelten.« Nachdenklich musterte er seine Ezgara-Leibwächter. »Und wenn wir den Gang der Ereignisse geschickt lenken, verschaffen wir uns indirekte Kontrolle und schaffen eine Situation, in der unser Vorgehen ganz normal erscheint. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, sie alle zusammen zu neutralisieren.«
    »Wie sieht also unsere Strategie für morgen aus?«, fragte der General. »Singen wir die Insekten und Wilden in den Schlaf?«
    »Ja - wir schmeicheln, bezaubern, schwenken die Anti-Schwarm-Fähnchen und befleißigen uns eines angemessenen Maßes an selbstentlarvendem Humor, um Vertrauen zu bilden und anschließend eine Normalisierung einzuleiten.«
    »Und wenn das kurzfristig nicht funktioniert?«
    Kuros lächelte. »Voloasti wird uns leiten, alter Freund. Auch indirekte Kontrolle ist Kontrolle.«
    Er wandte sich an die Ezgara. Acht von Visieren verhüllte Gesichter schauten ihn an, alle Gestalten in blauer Rüstung, reglos, wartend und bis auf einen, der ein kleines, weiß leuchtendes Dreieck an der Schläfe hatte, das Abzeichen eines Offiziers, scheinbar identisch. Ihre Haltung ließ nichts von ihrer Gemütsverfassung erkennen, doch Kuros wusste, was hinter den Masken verborgen war.

    »Hauptmann«, sagte er. »Ich habe einen langwierigen und anspruchsvollen Auftrag für Sie, der zwei Ihrer anpassungsfähigsten Kämpfer erfordert.«
    »Zu Befehl, Exzellenz«, sagte der Ezgara-Hauptmann mit ausdrucksloser Stimme, dann zeigte er auf zwei seiner Männer; wortlos erhoben sie sich und nahmen vor dem Hohen Monitor Aufstellung. Sie reichten Kuros nur bis zur Schulter, doch er wusste, dass ihnen niemand an Wildheit und unerschütterlichem Pflichtbewusstsein gleichkam. Dann erklärte er ihnen die Einzelheiten des gefährlichen Spezialeinsatzes, während General Gratach zustimmend lächelte.

9 Legion
    Auf Yndyeri Duvo war der Kiskashin-Netzpirat erfüllt von Stolz über seine Geschäftstüchtigkeit. Es war ihm gelungen, den Bericht über die Menschenkolonie (verknüpft mit ein paar kulturellen Profilen) an einen umherwandernden Vusarkan-Akademiker, einen Piraseri-Haruspex und einen Makhori-Gelehrten mit einem ausgeprägten Hang zur Kultur der Menschen weiterzuverkaufen. Es hatte noch andere Interessenten gegeben, doch er hatte beschlossen, die Weiterleitung an Lord Mysterious nicht länger hinauszuzögern. Außerdem traf ständig neue Ware ein: Zeit war zwar eine Funktion des Raum-Entropie-Kontinuums, doch sie war auch Geld, deshalb war das Geld innigst mit der Struktur des Universums verknüpft. Während er mit großem Vergnügen die nächsten Verkaufsgespräche führte, wurde der Bericht über die Menschenkolonie durch das lokale Systemnetz an Duvos Schwesterplaneten übertragen.
     
    An der Westküste von Yndyeri Tetros einzigem Kontinent regte sich etwas in der Tiefe. Vom flachen Küstenstreifen bis zum Fuße des Kontinentsockels wimmelte es von Leben, dann senkte sich der Meeresboden allmählich ab bis zu dem trüben Reich ozeanischer Dunkelheit, das von grotesken Lebewesen dünn besiedelt war. Nur wenig Licht erreichte die Tiefe, so dass die Lebewesen nur verschwommen erkennbar waren. Dort klaffte ein Graben, ein steilwandiger Riss, erfüllt von uralter, undurchdringlicher Nacht.
Und noch weiter unten, wo die letzten Reste des Oberflächenlichts sich in der tiefen Finsternis verloren, wo das kalte Wasser einen gewaltigen Druck ausübte, dort regte sich inmitten von Trümmern, die noch niemand je geschaut oder berührt hatte, ein Wesen.
    Doch es war ein Wesen ohne Bewusstsein, ein Wesen, das seine Umwelt lediglich registrierte: Wassertemperatur, Strömungen, die Nähe von gefährlichen Objekten über oder unter der Meeresoberfläche. Es erspürte den subjektiven physischen Zustand, das Gleichgewicht des Mechanischen und Organischen und den entropischen Zustand beider, und der war nicht gut. Die objektive Bewertung von Reparatur- und Regulationssystemen sowie der Gesamtintegrität lag weit unter dem Optimum. Das Wesen registrierte die über die Rezeptoren sporadisch eintreffenden Informationen, dekonstruierte und analysierte sie mit uralten biokristallinen Matrizen und

Weitere Kostenlose Bücher