Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
gekleidet, hatte der Fünfte vor einem durchscheinenden Vorhang in einer hochlehnigen Schwebegondel gesessen, flankiert von den Hologrammen seiner Geistesbruder-Advokaten. Er hatte Kuros Fragen zum Darien-Einsatzdossier gestellt, das er am Vortag erhalten hatte. Zufrieden mit Kuros’ Auffassung, hatte der Fünfte seine Meinung beigesteuert.
    »Wir stellen fest, dass Sie in der Vergangenheit hauptsächlich im Grenzsektor 12 tätig waren, wo Sie den Posten des Zweiten Suppressors innehatten, sowie bei der Pothiwa-Konformation, wo Sie mehrere Handelsdelegationen geleitet haben. Wir hoffen, dass Sie bei diesem Auftrag lediglich auf letztere Erfahrungen werden zurückgreifen müssen. Sie werden feststellen, dass die Menschen sentimental sind, zumal wenn es um militärische Ereignisse und Erfolge geht; ihre Regierung macht sich diese Sentimentalität routinemäßig zunutze, um historische Details
zu verschleiern, die doktrinäre Integrität zu gewährleisten und sich der Unterstützung der Öffentlichkeit zu vergewissern.
    Sie sollten sich wiederholt auf die Freundschaft zwischen der Hegemonie und den Menschen beziehen, auf die wechselseitige Kooperation und die gemeinsamen Werte, auch wenn diese Dinge weitgehend illusionär sind. Und seien Sie sich ständig der Überwachung durch die Medien bewusst; lassen Sie weder durch Worte noch durch Taten erkennen, dass wir uns für die Ruinen der Alten interessieren. Veranstalten Sie Spektakel, um die Medienagenten und Kolonisten abzulenken …«
    Dann hatte sich einer der AI-Advokaten in Kuros’ Richtung gewandt - er hatte die Gestalt des Avulser-Hegemons Moardis, eines hageren Mannes mit goldenen Augen, bekleidet mit einem tiefroten Gewand, dessen Kragen mit schwarzen, vertikal angeordneten Dornen besetzt war, die sich um den Hinterkopf herumzogen. Moardis war der Hegemon, der vor 400 Jahren die heimliche Invasion der Ghaw-Parasiten abgewehrt und sie mitsamt der von ihnen befallenen Nachbarzivilisationen schließlich ausgerottet hatte. Nur den fähigsten AIs war es gestattet, die Gestalt eines solch illustren Hegemons anzunehmen.
    »Von Ihrer Mission hängt vieles ab, Utavess Kuros. Wenn Sie Erfolg haben, werden die Sicherheit und die Herrlichkeit der Hegemonie in Voloastis Namen für Generationen gesichert sein, dies liegt im Wesen der Macht, die uns erwartet - wissen Sie, wie man sie nennt?«
    »Warpbrunnen, Immanenz.«
    »Wir haben schon andere solche Brunnen untersucht, doch dies könnte der erste sein, der noch funktioniert. Wenn dem so ist, wird die Hegemonie in der Zukunft über ein Tor in die unteren Bereiche des Hyperraums verfügen.
Wenn wir die Kontrolle darüber haben, gibt es niemanden mehr, der uns gefährlich werden könnte. Dann werden Friede und Ruhm unser Vermächtnis sein.«
    Der Fünfte ergriff wieder das Wort. »Bereiten Sie sich gründlich vor, Kuros. Bitten Sie Voloasti um Schutz und Beistand. Treffen Sie für alle Eventualitäten Vorkehrungen. Seien Sie auf alles gefasst. Setzen Sie die Medienagenten gegen unsere Gegner und gegen sich selbst ein. Sorgen Sie für einen triumphalen Ausgang der Mission, dann werden Ruhm, Ehre und Reichtum Ihr Lohn sein. Das hat der Hegemon persönlich versprochen.«
    Die ganze Audienz über hatte der zweite AI-Advokat, ein zusammengerollter Meeresmohoro mit Metallschuppen, ein mächtiges, aber gleichwohl geheimnisvolles Wesen der alten Sendruka-Mythologie, geschwiegen. Während die anderen Advokaten von Ruhm und Ehre sprachen, hatte der Mohoro ihn einfach nur mit seinen unergründlichen, rot funkelnden Augen angestarrt, das Maul leicht geöffnet, so dass man die in Dreierreihen angeordneten silbernen Zähne sah.
    Wie Kuros so im schummrig erleuchteten Vortragssaal stand und die bisherige Unterredung Revue passieren ließ, wurde ihm klar, dass der unbarmherzige Blick des Mohoros von der Strafe gekündet hatte, die ihn im Falle eines Scheiterns erwartete.
    Doch es wird keine unbesonnenen Schnitzer geben , dachte er. Und auch keine bitteren Niederlagen. Ich werde den Gang der Ereignisse steuern, anstatt mich selber lenken zu lassen.
    Er betrachtete den Bildschirm, auf dem der Erdbotschafter gerade Fragen beantwortete, dann wurde zu den Studiokommentatoren umgeschaltet, alles ohne Ton. Er lächelte schwach, als ihm sein Vorhaben ein wenig klarer wurde, und blickte den General an.

    »Da das ganze Interesse der Medien auf uns ruht, können wir es uns nicht erlauben, zur Erreichung unserer Ziele Gewalt einzusetzen. Wir müssen

Weitere Kostenlose Bücher