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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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die einzigen Gäste waren, der Wirt drehte die Heizung hoch und hängte ihre Mäntel zum Trocknen auf, und dann kam dieser unglaubliche Duft nach frischer Fischsuppe aus der Küche. Die Decken auf den kleinen Tischen waren aus rot-weiß kariertem Wachstuch, daran erinnert er sich genau, und der Wirt hatte rissige, trockene Hände vom Fischen. Nach fast drei Stunden hatten sie ein Menü mit sechs Gängen genossen und zwei Flaschen Wein getrunken, und als sie die Tür aufstießen, regnete es nicht mehr, und die Sonne schien zwischen den Wolken hindurch.
    Das Taxi biegt in die Périphérique ein, der Verkehr wird schlagartig dichter. Sie passieren den Boulevard Vincent Auriol, den Boulevard Auguste Blanqui. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, überall, wohin er kommt, die Straßennamen zu lesen, auch auf der Strecke vom Flughafen Roissy nach Hause, die er schon unzählige Male gefahren ist. Sie erreichen die Place Denfert Rochereau, schließlich den Boulevard Raspail, wo ihn auch jetzt wieder ein besonderes Gefühl der Vertrautheit überkommt. Sie könnten heute Abend essen gehen, in ein nettes, romantisches Lokal. Da fällt ihm ein, dass Sylvie ungern sonntagabends ausgeht, da sie am Montag um halb acht in der Klinik sein muss. Er klopft auf die Rückenlehne des Fahrers.
    »Halten Sie hier an.«
    »Wo?«
    »Da, am Blumenstand.«
    Ethan steigt aus und kauft einen großen Strauß rote Rosen.
    »Besondere Züchtung«, versichert ihm der Verkäufer und hält ihm den Strauß unter die Nase.
    »Sie duften nach Rosen – und Veilchen«, stellt Ethan verwundert fest.
    »Sag ich doch!« Der Verkäufer grinst und steckt das Geld ein.
    Rosen. Der erste Blumenstrauß, den er Sylvie geschenkt hat, war aus Tulpen. Kreischend bunte und absolut geruchlose Tulpen. Er hatte Probleme, ihn zu tragen, weil er an zwei Krücken ging. Sylvie war rot geworden, als er ihn überreichte, erinnert er sich lächelnd.
7
    Seit einer halben Stunde steht Nicolas zwischen nach kaltem Zigarettenqualm stinkenden älteren Männern am Tresen der Bar in der Rue Le Prince und trinkt seinen zweiten Cognac. Und das am Morgen! Eine Tüte Tortilla-Chips hat er auch schon verdrückt, weil sein Magen verrückt spielte. Macht er sonst nicht. Zu fett. Zu ungesund. Er zittert, und seine Finger sind blass und bläulich vor Kälte. Von hier aus hat er den Eingang zu dem sechsstöckigen Haus im Blick, in dem er im Erdgeschoss ein Apartment gemietet hat. Irgendetwas hat ihn abgehalten, gleich in seine Wohnung zu gehen, so ist er durch die Stadt gerannt, hat mit sich gekämpft, ob er zur Polizei gehen soll. Er hätte auch anrufen können, aber er kann auch jetzt noch nicht reden. Nur mühsam hat er den Cognac bestellt. Und nun beobachtet er seine Wohnung. Er weiß, dass er einen Schock hat. Kalter, klebriger Schweiß, zitternde Knie,Unruhe, panische Angst. Die Symptome sind unleugbar und unverwechselbar. Dass er noch immer nicht die Polizei verständigt hat, ist ein weiteres Indiz für den Schock, sagt er sich. Sein Handy klingelt. Mit zittrigen Händen fischt er es aus der Jackentasche und stößt dabei den Cognac um. Das Glas bleibt heil, doch der Rest Cognac durchnässt seinen Jackenärmel. Die Nummer kennt er nicht, nein, er geht nicht dran, lässt das Handy wieder in die Tasche gleiten. Der Wirt zieht scharf die Luft ein und sieht ihn mit dieser fiesen Visage an, klatscht dann den Lappen auf den Tresen. Dieses Klatschen, es erinnert ihn an letzte Nacht, jetzt weiß er, es hatte mit dem Blut zu tun! Er starrt den Wirt an, der sich murmelnd von ihm wegdreht.
    Proleten, denkt Nicolas mit Abscheu. Sein Blick streift die drei anderen Gäste. Er ist nicht der einzige mit einem Cognac morgens um acht. Allesamt Proleten wie sein Vater. Fünfunddreißig Jahre lang Arbeiter bei Renault. Immerhin. Sein Geruch nach Schweiß, wenn er nach Hause, in die enge Wohnung kam, die die Mutter peinlichst aufgeräumt und sauber hielt. Die plötzlich aus ihm herausbrechende Wut. Die Schläge. Grundlos. Aus dir wird nie was! Nein, Nicolas hat es ihm nie gesagt. Dass er schwul ist. Da hätte Nicolas ja gleich selbst sein Todesurteil unterschrieben. An Weihnachten vor zwei Jahren hat er seine Eltern zum letzten Mal besucht. Jetzt ruft er nur noch hin und wieder an, weil er weiß, dass nur seine Mutter ans Telefon geht.
    Nicolas schiebt die Münzen über den Tresen und geht hinaus. Es waren militante Ökos. Und was hätte er tun sollen?
    Mehrmals sieht er nach links und rechts und will gerade

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