Die Sache mit Callie und Kayden: Callie und Kayden 1 - Roman (German Edition)
wäre alles meine Schuld, und er würde von mir wollen, dass ich dem ein Ende machte. Und vielleicht war es meine Schuld. Ich musste ja nur aufstehen. Aber nicht mal so etwas Simples gelang mir.
Es waren die schlimmsten Prügel, die ich je bekommen hatte. Anscheinend ließ er all seine Wut auf meine Brüder an mir aus. Meine Mom behielt mich zwei Wochen lang zu Hause und erzählte in der Schule, bei Verwandten, Freunden und Nachbarn – jedem, der fragte –, dass ich Scharlach hätte und hochgradig ansteckend wäre.
Ich lag fast die gesamte Zeit im Bett, fühlte, wie mein Körper heilte, während mein Verstand und mein Lebenswille starben. Mir war ja klar, dass es niemals besser würde, dass es ab jetzt immer so wäre.
Ich blinzle den Gedanken weg, als ich mich auf den Fußboden setze und mein Hemd hochziehe. Dabei hatte ich mir geschworen, wenn ich zum College gehe, höre ich auf, mache Schluss mit dieser verdammten Angewohnheit. Aber ich schätze, sie hat mehr Macht über mich, als ich dachte.
Am nächsten Tag im Bio-Kurs halte ich mich so ruhig wie möglich, um die Schmerzen an meinem Bauch zu bändigen, aber ich drehe mich immer wieder zu Callie um. Sie scheint nicht zu merken, dass ich zu einem Stalker werde.
Professor Fremont lässt sich reichlich Zeit, seine Vorlesung zu beenden. Bis ich auf den Flur komme, wimmelt es dort von Leuten. Ich bleibe in der Tür stehen und überlege, ob ich den nächsten Kurs schwänze, als jemand von hinten in mich hineinläuft.
»Oh Gott, tut mir leid«, entschuldigt Callie sich und weicht vor mir zurück, als wäre ich ein Schwerverbrecher. »Ich habe nicht aufgepasst, wo ich hingehe.«
»Du musst dich nicht entschuldigen. Mir geht es gut, obwohl du mich fast umgerannt hast.« Ich grinse sie an, während ich beiseitetrete, damit die anderen vorbeikönnen. Als ich mich bewege, brennen meine Bauchmuskeln.
»Tut mir leid«, wiederholt Callie, schließt die Augen und schüttelt den Kopf über sich selbst. »Ist eine blöde Angewohnheit von mir, mich immer zu entschuldigen.«
»Schon okay, aber vielleicht solltest du daran arbeiten, die abzustellen«, schlage ich vor und stütze mich mit einer Hand am Türrahmen ab. Ihr braunes Haar ist aufgesteckt, doch dünne Strähnen hängen um ihr Gesicht. Sie hat eine Jeans an, ein schlichtes lila T-Shirt und trägt so gut wie kein Make-up. Ihre Brüste quellen nicht halb aus dem Top, und ihre Jeans ist nicht hauteng, um ihre Kurven zu betonen, so wie Daisy sich jeden Tag anzieht. Da gibt es nichts zu mustern, und dennoch ertappe ich mich dabei, wie ich sie anstarre.
»Ich versuche es, aber das ist schwer.« Sie sieht nach unten auf den braunen Teppich. Wie schüchtern und unschuldig sie ist. Und sie sieht aus, als bräuchte sie tausend Umarmungen, um all die Traurigkeit auszulöschen, die sie mit sich herumschleppt. »Gewohnheiten lassen sich sehr schwer abstellen.«
»Kann ich dich irgendwohin einladen?«, frage ich, ohne darüber nachzudenken, was ich tue oder welche Folgen es haben könnte. »Ich möchte mich wirklich bei dir bedanken für, na ja, du weißt schon, für das, was du getan hast.«
Ihre Lider flattern nach oben, und mein Herzschlag setzt kurz aus. Das ist mir noch nie passiert, und es lähmt mich vorübergehend. »Na ja, ich bin gleich mit Seth verabredet, aber vielleicht ein anderes Mal«, sagt sie ausweichend, schwingt sich ihre Tasche über die Schulter und geht den Flur hinunter.
Ich hole sie ein. »Der ist übrigens ein interessanter Typ. Er ist in meinem Englischkurs und meldet sich dauernd, sagt aber jedes Mal das Falsche.«
Callie lächelt verhalten. »Das macht er absichtlich.«
Ich halte ihr die Glastür auf. »Warum?«
Sie hält sich eine Hand über die Augen, als sie nach draußen geht. »Weil es auf der Liste steht.«
Ich bleibe vor der Tür stehen und ziehe eine Braue hoch. »Liste?«
»Ach, das ist nichts.« Sie winkt ab. »Hör mal, ich muss los.«
Sie wird schneller und lässt mich auf dem Campushof stehen. Den Kopf gesenkt, zieht sie die Schultern hoch, als würde sie mit allen Mitteln versuchen, unsichtbar zu sein.
Callie
Mein Zimmer ist im McIntyre-Gebäude, dem größten Wohnheim auf dem Campus. Ich ziehe meine ID-Karte durch den Schlitz, um in das Haus zu kommen, und muss vor meinem Zimmer einen Code eintippen, um die Tür zu öffnen. Vom Fenster aus sehen die Leute unten winzig aus, als wäre ich ein Vogel, der alles aus der Luft betrachtet.
Ich ziehe mein Tagebuch unter dem
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