Die Saeulen der Macht

vorstellen können? Wenn er ihn nie loslässt? Wenn Noans Macht immer nur geborgt sein wird? «
    Â» Ein Geschenk « , sagte Ralnir sanft. » Das Geschenk eines wahren Freundes. «
    Â» Dieser verfluchte Söldner weiß doch nicht einmal, was Freundschaft ist! Er hat kein Herz. Er ist schlimmer als Dasnaree, tausendmal schlimmer! «
    War es so? Ralnir wusste es nicht.
    Â» Ich muss den Bruderrat einberufen « , hatte Berias schließlich gesagt. » Damit sie Euch Eures Amtes entheben, Meister. Ihr dürft dem gerne widersprechen. Fordert mich zum Duell! Tut etwas, um Eure Ehre zu retten, ich bitte Euch! «
    Doch er hatte nichts dergleichen getan. Stattdessen hatte er Noan aufgefangen, der aus der Wurzel herausstolperte, benommen, geheilt von seinen Wunden und von einem Leben durchdrungen, das niemals mehr ihm allein gehören würde. Jalimey hatte auf ihn gewartet, ihre Augen waren von Sehnsucht erfüllt, doch bevor Noan ganz zu sich gekommen war, hatte sie begriffen, was es bedeutete, dass er der neue König war, und war gegangen. Niemand wusste, wohin.
    Â» Ich werde Prinz Tahan finden « , sagte Berias. » Euer Gesetz war richtig und gut, und es muss ausgeführt werden. Dafür werde ich sorgen. «
    Â» Tu, was du tun musst « , sagte Ralnir. » Berias, mein teurer Freund. Während ich tun werde, was ich tun muss. «
    So viel hatte er geopfert im Laufe seines Lebens, auf dieses Eine kam es nicht mehr an. Ein Gewand, einen Titel, eine Macht, die ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen war? Er würde all dem keine Träne nachweinen und nichts bedauern, weder den Glanz noch seine zahlreichen Irrtümer.
    Jetzt stand er so dicht hinter den beiden, dass er ihre Stimmen aus dem Lärm der Menge heraushören konnte.
    Â» Ich habe dir nichts zu sagen. « Das war Jalimey.
    Wenn er nur gewusst hätte, wen sie ansah. Tahan? Die schöne Prinzessin? Oder Noan, dessen feuriger schwarzer Hengst die Kutsche erreicht hatte? Unter dem Jubel der Menge ergriff Hamyjane die Hand des jungen Königs und ließ sich von ihm in den Sattel heben. Das Geschrei wurde ohrenbetäubend, als er den Hengst steigen ließ. Hamyjane lächelte kokett. Noans Blick schweifte über die Zuschauer, als suchte er jemanden, eine Person, die er nicht fand. Ein gequälter Zug huschte über sein Gesicht, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Der Rappe stolzierte zurück zum Tor.
    Â» Und Jirun? « , fragte sie. » Was ist mit ihm? Lässt du ihn einfach dort im Schloss? Soll er nie erfahren, wo du bist, dass du noch lebst? «
    Ralnir rückte vorsichtig näher.
    Â» Das geht dich nichts an « , sagte Tahan schroff.
    Â» Na schön. « Sie wandte abrupt den Kopf zur Seite. » Verschwinde, Söldner. «
    Â» Nur, wenn du mir sagst, wo ich dich finde. Vielleicht kannst du mir eines Tages verzeihen « , sagte Tahan. » Vielleicht … «
    Der Rest seiner Worte ging im Trubel unter. Die Menge folgte dem Hochzeitspaar. Die Ersten, ganz gleich, welchen Rang sie bekleideten, würden eingeladen werden und an den Tafeln Platz nehmen dürfen, die sich unter der Last der Speisen bogen.
    Ralnir wurde von der Flut der wild schiebenden Masse vorwärtsgetragen, fort von den beiden. Verdammt, er hatte immer noch keine Antwort! Aber hatte er nicht schon immer gerne das Beste von jedem Menschen angenommen?
    Prinz Tahan, geläutert und aufopferungsvoll, ein Held, wie es keinen Zweiten gab.
    Ein Lächeln spielte um Ralnirs Lippen. Sei’s drum. Manchmal war es einfacher, an die Wahrheit zu glauben, die einem gefiel.
    Entschlossen schwamm er durch die wogende Menge, schubste und drängelte alle mit seinem Bauch zur Seite und gelangte als einer der Letzten durch das Portal, bevor die Wächter den Riegel vorschoben.
    Ein unvergleichliches Hochzeitsmahl wartete auf ihn.

Anhang
    Das Hakalion
    Das Hakalion der Götter:
    1.Stufe » Skalt « – die Zwei
    das göttliche Paar, der Urgrund der Dinge
    2.Stufe » Mea « – die Vier
    die großen Vier, Schöpfer und Former des Urgrunds; sie schufen die Himmelsrichtungen, Himmel und Erde, Tag und Nacht
    3.Stufe » Silja « – die Sechzehn
    die Hohen Götter, vier dunkle und zwölf lichte Götter, haben die Welt unter sich aufgeteilt und lenken die Geschicke der Völker
    4.Stufe » Nikka « – » sechzehn mal sechzehn «
    die Geringeren