Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
Ohr. » Er wird dein Kind vor deinen Augen töten. «
    Â» Lügner! Warum sollte er das tun? « , keuchte sie.
    Er spürte die Spitze des Dolchs zwischen seinen Rippen. Oh ja, er kannte ihre Entschlossenheit und ihr Zögern, ihre Sehnsucht und ihre Gewissensqualen.
    Â» Weil ich vor vielen Jahren der Frau, die er geliebt hat, das Herz gebrochen habe. Einzig und allein deshalb. «
    Sie erstarrte in seinen Armen.
    Suchte seinen Blick.
    Ausgerechnet jetzt musste er seine Vertrauenswürdigkeit beweisen! Er hatte ihr nichts anzubieten, keinen einzigen Beweis für Dasnarees Niedertracht, nur seine eigene Schuld.
    Â» Ich habe ihn verletzt. « Jetzt war nicht die Zeit für viele Worte, und die wenigen, die er in seinem Mund fand, stolperten übereinander. » Er will Rache. Und am heftigsten trifft er mich, wenn er dir wehtut. «
    Würde sie nicht fragen, warum? Welchen Sinn das ergab? Würde sie nicht lachen?
    Ihre Augen waren groß und dunkel wie eine Frage. Der Druck der Dolchspitze an seiner Haut verstärkte sich.
    Wie hätte sie ihm auch glauben können, wenn sein Wort gegen das von Dasnaree stand, dem zukünftigen König, der den Sommer gebracht hatte und seine Versprechen hielt?
    Â» Stoß endlich zu! « , rief Ree ungeduldig. » Er wartet auf den Tod durch deine Hand! «
    Tahan konnte fühlen, wie ihr Herz wild gegen seine Rippen hämmerte, und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Verdammt. Jetzt würde sie glauben, dass er es nicht ernst meinte – er lächelte immer wie ein Lügner.
    Â» Ich trau dir nicht « , zischte sie. » Aber was Kiriell angeht, hast du mir schon einmal die Wahrheit gesagt. «
    Etwas veränderte sich in ihrem Blick, und er wusste, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte.
    Â» Töte ihn! « , brüllte Dasnaree.
    Â» Nein! « Jalimey sprang zurück, packte Tahans Hand und zog ihn zu dem gläsernen Kranich. Spitze Zähne bohrten sich in seine Schulter, als die Bestie nach ihm schnappte. Schon saßen sie auf dem glatten Rücken zwischen den gigantischen Schwingen, die in messerscharfen Dolchen ausliefen. Die gläsernen Federn erwischten Dasnaree, der ihnen nacheilte, schnitten ihm quer über die Brust und das Gesicht.
    Â» Das ist ein Fehler! « , schrie er.
    Â» Der Kranich gehorcht mir « , rief Jalimey. » Ihr habt ihn mir gegeben! «
    Ein Feuerstrahl schoss aus Dasnarees Hand, als der Vogel flatternd über die Steine rannte, um sich in die Luft zu schwingen. Der Blitz ging fehl und traf den Baum. Ein Funkenregen prasselte nieder, Flammen tosten durch die Luft. Das Biest taumelte im Sturm, fing sich, schwang sich höher.
    Â» Zurück! « , rief Tahan. » Wir können jetzt nicht fliehen! «
    Â» Das tun wir auch nicht. Du wirst schon sehen. « Sanft berührte sie einen der Schlangenhälse. Der Kranich kreischte und schoss mitten in den Baldachin der ausladenden Krone.
    Erst als er auf einem dicken Ast landete und die Krallen in die raue Rinde bohrte, sah Tahan, was Jalimey ihm hatte zeigen wollen– der Stamm des Baumes war hohl. Direkt vor ihnen gähnte ein dunkles Loch.
    Â» Tu, was du tun musst « , sagte sie.
    Und er sprang.
    Dunkelheit. Er stürzte durch einen endlosen Schacht in die Tiefe. Schwarzes Wasser empfing ihn, das ihn umschloss und erstickte. Tahan versuchte zu schwimmen, an die Oberfläche zu gelangen, doch etwas griff nach ihm und zog ihn tiefer in den unterirdischen Brunnen. Schließlich hörte er auf zu atmen. Der Baum atmete für ihn. Die Wurzeln sogen das Wasser aus den tiefen Schichten der Erde, die Blätter tranken Licht. Licht und Dunkel. Das war die Essenz der Vier, das war ihre Macht, das Finsterste und das Hellste, und dazwischen ein menschlicher Geist, der sich dem Baum hingab.
    Â» Ergib dich « , sagte das dunkle Gesicht. Es war jedoch nicht ein Gesicht, sondern es waren vier, wie Tahan endlich sehen konnte. Der Wilde und der Sanfte, der Starke und der Leichte. Die Tänzerin und der Eroberer. Die Richterin und der Wächter. » Ergib dich. Bist du nicht der Diener? «
    Tahan trieb in der Dunkelheit, in der die Vier wohnten, und sie boten ihm eine Macht, die alles überstieg. Daraus hatten sie die Welt geformt– Götter und Menschen, Berge und Meere, Tiere und Dämonen, Tag und Nacht, Hell und Dunkel.
    Der König machte den Unterschied. Der König, der zum Diener wurde, der sich

Weitere Kostenlose Bücher