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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Sinn. Warum sollte die Mutter Konfessor allein im Palast zurückbleiben? Bis zum bitteren Ende Widerstand zu leisten war eine Sache; etwas ganz anderes war es, dies ganz allein zu tun. War es möglich, wie der Mann angedeutet hatte, daß der Feind sich feige versteckte?
    Sebastian trommelte müßig mit einem Finger auf seinen Oberschenkel. »Ich wüßte zu gern, was sie im Schilde führen.«
    Jagang zog sein Schwert blank. »Ich denke, exakt das sollten wir herausfinden.« Er sah zu Jennsen hinüber. »Haltet Euer Messer bereit, Mädchen. Dies könnte der Tag sein, für den Ihr gebetet habt.«
    »Aber Exzellenz, wie kann es sein, daß …«
    Der Kaiser richtete sich in den Steigbügeln auf und wandte sich mit einem boshaften Grinsen herum zu seiner Kavallerie, dann ließ er sein Schwert hoch über dem Kopf kreisen.
    Schlagartig löste sich die Anspannung.
    Unter ohrenbetäubendem Gebrüll stießen vierzigtausend Mann einen lange aufgestauten Schlachtruf aus und stürmten los. Als Rusty vor der auf den Palast zustürmenden Kavallerie im Galopp lossprengte, klammerte sich Jennsen erschrocken an den Hals des Tieres.

47. Kapitel
    Fast völlig außer Atem beugte Jennsen sich über Rustys Hals, die Arme zu beiden Seiten des Pferdehalses nach vorn gestreckt, um dem Tier alle nötigen Freiheiten zu lassen, während sie in gestrecktem Galopp aus den Ausläufern des Umlandes in die breit angelegte Stadt Aydindril einfielen.
    Dieser gewaltige Ansturm hatte etwas Berauschendes. Nicht, daß ihr die Ungeheuerlichkeit, das Entsetzliche dessen, was hier geschah, nicht bewußt gewesen wäre, aber ein winziger Teil von ihr konnte nicht umhin, sich von dem alles beherrschenden Gefühl, Teil des Ganzen zu sein, mitreißen zu lassen.
    Von grimmiger Leidenschaft erfüllte Männer mit Blutgier in den Augen schwärmten im Vorwärtsstürmen zu den Seiten hin aus. Die Luft schien erfüllt vom Blitzen und Blinken der in den Himmel gereckten Streitäxte und Schwerter und der geschliffenen Spitzen der Lanzen und Spieße, die die stille Morgenluft zu durchbohren schienen.
    Sebastian ritt unmittelbar neben ihr, sehr um ihre Sicherheit bemüht; er hatte Angst, sie könnte in dieser wahnsinnigen, ungestümen, bewußt herbeigeführten Massenhysterie verloren gehen. Und auch die Stimme ritt mit ihr; sie weigerte sich zu schweigen, sosehr Jennsen auch versuchte, sie zu ignorieren oder sie inständig bat, sie in Frieden zu lassen. Ihre Konzentration galt allein dem, was in diesem Augenblick geschah und was vielleicht schon bald geschehen würde. Sie konnte sich keine Ablenkung leisten, nicht jetzt.
    Als die Stimme sie beim Namen rief, sie aufforderte, Willen und Körper hinzugeben, und sie einmal mehr mit jenen rätselhaften und doch seltsam verführerischen Worten lockte, gab ihr das jedes andere Geräusch übertönende Getöse rings um sie her endlich jene Anonymität, um aus Leibeskräften »Laß mich in Frieden! Laß mich endlich in Ruhe!« zu brüllen, ohne daß jemand etwas davon mitbekam. Es war ein berauschendes Gefühl innerer Reinigung, die Stimme endlich so ungehemmt und nachdrücklich in die Schranken weisen zu können.
    Der wüste Sturmangriff verlief vollkommen anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Statt eines geordneten Formationsritts über offenes Gelände entwickelte er sich zu einem aberwitzigen Vorstoß mitten durch das Herz einer großen Stadt; es ging über breite, mit prächtigen Gebäuden gesäumte Hauptverkehrsstraßen, gefolgt von einem jähen Schwenk in dunkle, schluchtähnliche Gassen, zwischen hohen Steinmauern hindurch, die den schmalen Streifen offenen Himmels mancherorts in Form von Brücken unterteilten, dann plötzlich schoß man in vollem Tempo hinein in ein Gewirr aus engen, verwinkelten Seitenstraßen inmitten alter, fensterloser Gebäude, deren Anordnung keinem erkennbaren Plan zu folgen schien. Ein Abbremsen, um nachzudenken oder Entscheidungen zu fällen, gab es nicht; es war vielmehr ein einziger, rücksichtsloser und unaufhaltsamer Massenansturm.
    Aufgrund des fehlenden Widerstands gegnerischer Truppen hatte Jennsen das Gefühl, der ungezügelte Ansturm sei vollends außer Kontrolle geraten, obwohl sie wußte, dies waren die Elitetruppen der Kavallerie und der rücksichtslose, unbarmherzige Sturmangriff ihre Spezialität. Im Übrigen schien Kaiser Jagang, hoch zu Roß auf seinem prachtvollen Hengst die Dinge völlig im Griff zu haben.
    Plötzlich wirbelten die Pferde einen Hagel aus Rasenstücken auf,

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